Das Land der Leckermäuler und Tüftler
23. März 2011Das Land mit dem Bindestrich ist wie Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein aus mehreren ehemals selbstständigen Landesteilen zusammengesetzt - eine Folge der Neuordnung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Gründung Baden-Württembergs - und das ist in Deutschland einzigartig - geht auf eine Volksabstimmung zurück. Dabei hatten sich im Dezember 1951 die Einwohner von Württemberg-Baden, Württemberg-Hohenzollern und Baden zusammen genommen mehrheitlich für einen Zusammenschluss ausgesprochen. Seit dem 25. April 1952 gibt es deshalb das Bundesland Baden-Württemberg.
Stuckert und Kehrwoche
Was im übrigen Deutschland vor allem auffällt, ist der starke Dialekt der "Schwaben", wie die Baden-Württemberger vereinfacht auch genannt werden. Wie schon vor fast 200 Jahren der Dichter Heinrich Heine feststellte, wird im schwäbischen der Name "Stuttgart" - und dabei handelt es sich immerhin um die Landeshauptstadt Baden-Württembergs - zu "Stuckert" verkürzt.
Die Schwaben können ihrem Dialekt auch eine selbstironische Note geben. In einer bundesweiten Imagekampagne haben sie sich ein Motto ausgedacht, das hervorheben sollte, dass die Schwaben tatsächlich genauso tüchtig sind, wie es dem Klischee entspricht -aber dass sie auch über sich selbst lachen können. Der Slogan lautet "Wir können alles, außer Hochdeutsch". Und er war sehr erfolgreich und wird oft zitiert.
Ähnlich ins allgemeine Bewusstsein ist die "Kehrwoche" gedrungen. Das Wort bezeichnet die turnusmäßig auf jeden Mieter eines Hauses übergehende Pflicht, das Haus zu reinigen.
Oft an der Spitze
In vielen Statistiken liegt Baden-Württemberg an der Spitze, wie zum Beispiel bei der Bildung. In den seit einigen Jahren erhobenen Pisa-Studien wird den Schwaben ein sehr gutes Ausbildungssystem bescheinigt, ihre Schüler sind immer unter den Besten zu finden.
Beim mittleren Einkommen liegen die Baden-Württemberger deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Die Arbeitslosigkeit ist mit 4,5 Prozent (Stand: Februar 2011) so niedrig wie sonst nirgends in der Bundesrepublik.
Baden-Württemberg ist ein bedeutender Industriestandort, der vor allem von der Automobilindustrie geprägt ist. Mercedes und Porsche haben ihre Stammwerke hier. Der Autozulieferer Bosch, ebenfalls ein Global Player in seiner Branche, kommt auch aus diesem Bundesland.
In den Bereichen Forschung und Entwicklung gilt Baden-Württemberg als eine der führenden Regionen in der EU. Keine andere europäische Region gibt vergleichbar viel Geld für die Forschung aus.
Baden-Württemberg ist auch das Bundesland, das wie kein zweites in Deutschland mit der Atomwirtschaft verbunden ist. Hier gibt es in Philipsburg und Neckarwestheim je zwei Atomkraftwerke, die vom Energiekonzern EnBW (Energie Baden-Württemberg AG) betrieben werden. Das Land deckt seinen Energiebedarf zurzeit zu mehr als 50 Prozent aus Kernenergie. Neckarwestheim 1 und Philipsburg 1 wurden jüngst wegen der Aussetzung der Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke durch die Bundesregierung heruntergefahren.
Hohe Lebensqualität
Baden-Württemberg ist nicht nur ein wirtschaftlich erfolgreiches Bundesland, das Spitzenplätze in vielen Statistiken belegt, es hält auch andere Gründe bereit, das Land zu besuchen. Die Zahl an Feinschmecker-Restaurants ist höher als in jedem anderen Bundesland und es gibt eine ausgesprochen vielfältige Kulturszene. In dem Land, das Friedrich Schiller hervorgebracht hat, gibt es viele Orchester und Theater, das Stuttgarter Tanztheater etwa ist weltbekannt.
Das südwestdeutsche Bundesland ist die zweit beliebteste Urlaubsregion in Deutschland, darin nur übertroffen von Bayern. Wo diese mit den Alpen punkten, hat Baden-Württemberg den Schwarzwald zu bieten und den Bodensee, das "schwäbische Meer". Etwa 40 Millionen Übernachtungen im Jahr verbuchen die Hoteliers in Baden-Württemberg. Die Besucher werden von der unberührten Natur ebenso angelockt wie von malerischen Städten mit interessanter Geschichte. Universitätsstädte wie Heidelberg, Tübingen oder Freiburg ziehen nicht nur Studenten an, sondern Touristen aus aller Welt.
Autoren: Anke Hagedorn / Dirk Kaufmann
Redaktion: Kay-Alexander Scholz