Das Messer für den Gourmet
15. Juni 2002Als der Musiktitel "Spoon" vor dreißig Jahren auf den Markt kam, traf die Gruppe Can den Geschmack der damaligen Zeit. Das Plattencover mit der Aufschrift "Ege Bayasi Okraschoten" war Popart, anknüpfend an die berühmte Büchse von Andy Warhol. Und die zweite Seite der LP ist mit Titeln wie "Soup", "Vitamin C" und "Spoon" wie ein Menü angerichtet. Mit Stücken wie "Pinch" - das heißt "Prise" - verstanden sich die Musiker als "Soundköche". Sie sind bis heute aktuell und das macht die Musik von Can so zeitlos.
Magische Zahlen
" Der Film-Klassiker von Francis Durbridge war ein Straßenfeger und erreichte Einschaltquoten wie die WM-Fußballspiele. Mit mehr als sechzig Prozent hatte auch keiner der fünf Can-Musiker gerechnet - schon gar nicht in Deutschland. "Unsere Musik ist in England besser angekommen als in Deutschland, weil die Engländer andere Erwartungen hatten als die Deutschen. Sie haben natürlich gehofft, dass wir einen englischen oder amerikanischen Sound machen, womit wir überhaupt nicht dienen konnten", so der Schlagzeuger Jaki Liebezeit im Gespräch mit DW-World.
Skurrile Rhythmen
Dreizehn Studioalben brachten die Kölner Avantgarde-Musiker Can von 1969 bis 1978 heraus. Hypnotisierende Rhythmen vom Schlagzeug und seltsame Klänge vom Bass - Holger Czukay spielte oft mit Nylonhandschuhen – das war alles andere als deutsch. Hinzu kamen minimalistische Orgel-Stakkati von Irmin Schmidt und dieses psychedelische Gitarrenflirren von Michael Karoli. 1970 stieg der japanische Sänger Damo Suzuki ein, der vorher unter anderem in München bei dem Musical "Hair" mitgewirkt hatte. Zwei Jahre später entstand die legendäre Filmmusik "Spoon", die auf der LP "Ege Bamyasi zu finden ist.
Visionäre Klangwelten
"Unsere Musik war für damalige Verhältnisse revolutionär", erinnert sich Liebezeit. "Das Messer" war ein großer Erfolg und "ganz viele Leute haben die Musik gehört. Ein Teil fand die Musik gut, so dass wir einen Single-Hit hatten." Und Can produzierte sogar mehrere Filmmusiken für das Fernsehen. Auch für den Neuen Deutschen Film zum Beispiel von Wim Wenders. "Könnte sein, dass der Film 'Alice in den Städten' hieß", meint Jaki Liebezeit. "Da sind immer bestimmte Musikstücke aufgetaucht." Mit ihrer skurrilen Filmmusik bekam Can Preise und gute Kritiken. 1974 galten die experimentierfreudigen Musiker in der Fachpresse (Melody Maker) als "eine der bedeutendsten europäischen Bands".
Die Musiker von Can sind bis heute mit Einzelprojekten aktiv. Gerade erst hat Jaki Liebezeit, der international zu den besten Schlagzeugern zählt, zusammen mit Bernd Friedman eine CD produziert und Stücke daraus werden sie auf der Documenta11 spielen.