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Das Ozonloch schrumpft

Clare Roth
20. September 2022

Neuesten Forschungen zufolge ist das Ozonloch kleiner geworden, die ozonschädigenden Stoffe sind um die Hälfte zurückgegangen. Das bedeutet aber noch keine Entwarnung.

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Ozonloch über der Antarktis
Der Zustand der Ozonschicht hat sich verbessert, aber neuesten Forschungen zufolge gibt es noch immer ein großes Loch über der AntarktisBild: Copernicus Atmosphere Monitoring Service/ECMWF/dpa/picture alliance

Die Ozonschicht ist alles, was zwischen uns Menschen auf der Erde und der UV-Strahlung liegt - und sie ist nicht wirklich üppig. 

Die Vereinten Nationen bringen es auf den Punkt: "Könnten wir die komplette Ozonschicht auf Höhe des Meeresspiegels bringen, so wäre sie gerade mal drei Millimeter dick. Es ist genau das, was uns vor der gefährlichen ultravioletten Strahlung schützt."

In einigen Bereichen der Stratosphäre ist das Ozon so gering, dass man vom Ozonloch spricht. Seit einer ganzen Weile wissen wir, dass die Ozonschicht bedroht ist und sie unseren Schutz braucht.

Auch die Vereinten Nationen setzen sich seit mehr als drei Jahrzehnten dafür ein, das Ozonloch zu verkleinern und dafür, es so weit wie möglich zu reparieren. Dies ist in internationalen Verträgen wie dem Montrealer Protokoll festgehalten. Darin geht es um Stoffe, die für den Abbau der Ozonschicht verantwortlich sind.  

Nach Angaben von Meteorologen der US-amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration war die Menge der Stoffe, die für den Ozonabbau in unserer Stratosphäre sorgen, Anfang 2022 um 50 Prozent gesunken und hat damit den Wert erreicht, den es gab, bevor das Ozonloch zu einem Problem wurde. Aber es ist noch ein langer Weg, bis die Ozonschicht wieder einigermaßen hergestellt ist. 

Was ist die Ozonschicht?

Ozon ist ein Molekül, das aus drei Sauerstoff-Atomen besteht (O3). Naturgemäß treten Ozon-Moleküle, die eine Gas-Schicht bilden, in der oberen Atmosphäre auf, die auch als Stratosphäre bezeichnet wird. Diese Gas-Schicht schützt das Leben auf der Erde, indem sie Teile der ultravioletten Strahlung der Sonne filtert.

Mit weißen Planen teilweise abgedeckter Rhonegletscher bei Oberwald im Wallis
Der Rhonegletscher im schweizerischen Wallis ist teilweise mit Planen abgedeckt, um ein Schmelzen zu verhindernBild: Jürgen Wackenhut/Zoonar/picture alliance

Ozon entsteht auch durch chemische Reaktionen zwischen Schadstoffen in der Luft und anderen Emissionen in der unteren Atmosphäre, der sogenannten Troposphäre. Während uns Ozon mit einem Schutzschild in der Stratosphäre versieht, kann direkter Kontakt in der Troposphäre gefährlich für Pflanzen, Tiere und Menschen sein.

Wo genau liegt das Problem?

Es wird oft gesagt, dass wir die Ozonschicht brauchen, weil sie verhindert, dass die UV-Strahlung die Erdoberfläche "sterilisiert". Wir wissen, dass Sonnenstrahlen diese Kraft haben. Denken wir nur mal daran, wie es ist, wenn wir an einem heißen Sommertag unsere Wäsche draußen im Freien trocknen lassen. Sie wird quasi sterilisiert. Aber UV-Strahlung kann auch eine tödliche Wirkung haben.

Es gibt drei Arten von UV-Strahlung: A, B und C.

Die Ozon-Schicht und die Atmosphäre absorbieren die UVC-Strahlung - die energetischste Form von UV-Strahlung - und auch einiges an UVB-Strahlung. UVA wird hingegen von der Ozon-Schicht nicht absorbiert und erreicht die Erdoberfläche in seinem kompletten Ausmaß.

Wir Menschen benötigen UVB-Strahlung, um Vitamin D zu bilden. Das ist in angemessener Menge gut für uns. Ein Zuviel an UVB- und UVA-Strahlung kann jedoch zu schweren Krankheiten wie Hautkrebs, Katarakte, Unterdrückung des Immunsystems und vorzeitiger Hautalterung führen. Ein Übermaß an UV-Strahlung wird darüber hinaus auch mit geringeren Ernteerträgen und negativen Auswirkungen auf die marine Nahrungskette in Verbindung gebracht.

Was verursacht den Abbau der Ozonschicht?

Wir Menschen sind zu einem großen Teil für den Ozonabbau verantwortlich, da wir ozonabbauende Substanzen (ODS) einsetzen. Gase wie Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), Halone, CH3CCl3 (Methylchloroform), CCI4 (Tetrachlorkohlenstoff), teilhalogenierte Fluorchlorkohlenwasserstoffe (HFCKW) und Methylbromid zerstören die Ozonschicht.

Diese Stoffe finden sich in Kühlschränken, Klimaanlagen, Aerosolen, Lösungsmitteln, Pestiziden und ähnlichem. Sie setzen Chlorin- und Bromin-Atome in der Stratosphäre frei, und die wiederum bauen Ozonmoleküle ab.

Wissenschaftler warnen, dass auch "sehr kurzlebige Substanzen" (Very Short Lived Substances, VSLS) eine Gefahr für die Ozonschicht darstellen. VSLSs kommen beispielsweise in Meereslebewesen, Algen und Phytoplankton vor. 

Ist das Ozonloch wirklich ein großes Loch?

Streng genommen gibt es kein Ozon-"Loch", sondern eine Region mit außergewöhnlich niedrigem Ozongehalt über der Antarktis. Man spricht auch von einer "dramatischen Ausdünnung" des Ozons. Sie tritt im Frühjahr auf der Südhalbkugel auf, also von August bis Oktober, und auch in der nördlichen Hemisphäre gibt es "Mini-Löcher" sowie andere Abweichungen.

Ozonloch über der Antarktis
Eines der größten und tiefsten Ozonlöcher der vergangenen 15 Jahre liegt über der AntarktisBild: Copernicus Atmosphere Monitoring Service/ECMWF/dpa/picture alliance

Wird sich die Ozonschicht jemals wieder vollständig erholen?

Nach Ansicht von Forschenden sieht die Zukunft für die Ozonschicht gut aus. Sie könnte sich in den nächsten 50 Jahren erholen - vermutlich zwischen 2050 und 2065 - und einen Stand erreichen, wie er vor 1980 war. Dazu aber müssen wir die Ziele erfüllen, die in internationalen Verträgen festgelegt sind.

Das Wiener Übereinkommen und das Montrealer Protokoll zum Beispiel wurden am 16. September 2009 als erste Verträge in der Geschichte der Vereinten Nationen allgemein ratifiziert. Der 16. September ist heute allgemein als Welt-Ozon-Tag oder als Internationaler Tag zur Erhaltung der Ozonschicht bekannt.

Der NASA Ozone Watch bietet tägliche Updates, einschließlich Bilder und Animationen von 1979 bis 2022.

Adaptiert aus dem Englischen von Gudrun Heise.