Rätsel um verschwundene Schutzmasken
4. April 2020Berlins Innensenator Andreas Geisel sprach von einem Akt moderner Piraterie. Hintergrund ist eine Lieferung von 200.000 professionellen Schutzmasken vom Typ FFP-2, die in Bangkok "konfisziert" worden sei. Man gehe davon aus, dass dies im Zusammenhang mit dem Ausfuhrverbot für Masken der US-Regierung stehe, heißt es in einer Erklärung der Senatsverwaltung. In deutschen Regierungskreisen ist davon die Rede, dass US-Vertreter in China mit großen Bargeldsummen versuchten, Schutzausrüstungsladungen in die USA umzuleiten. Auch aus Frankreich kommen ähnliche Vorwürfe.
Die USA sind inzwischen das Land mit den meisten Coronavirus-Fällen. Wie in Deutschland und aller Welt wird händeringend nach Schutzausrüstung für die Krankenhäuser gesucht. US-Präsident Donald Trump hatte nach anfänglichem Zögern die Anordnung gegeben, überall auf der Welt nach medizinischen Schutzgütern Ausschau zu halten. Zudem hat er eine Verfügung erlassen, den Export von N-95-Gesichtsmasken und anderer Schutzausrüstung, die im Kampf gegen das Virus benötigt werden, in andere Länder zu stoppen.
Dabei beruft sich der Präsident auf den Defense Production Act, womit die Versorgung mit Gütern im Interesse der nationalen Sicherheit unterstützt werden soll. Auf seine Anordnung hin sollen auch alle von US-Firmen produzierte Masken in die USA geliefert werden.
Schweigen in Washington
Die Berliner Bestellung betraf den US-Konzern 3M in China. Das Weiße Haus wollte sich zu dem Vorfall nicht äußern. 3M war von Trump zuvor scharf dafür kritisiert worden, nicht genügend Schutzmasken herzustellen. Das Unternehmen teilte mit, dass man mit China eine Vereinbarung getroffen habe, dass zehn Millionen dort von 3M hergestellte Masken in die USA geliefert werden dürften. Zu dem Vorfall mit den Schutzmasken für Berlin habe man aber keine Hinweise gefunden, erklärte eine Sprecherin. "3M hat keinen Beleg, dass 3M-Produkte beschlagnahmt wurden."
Der Markt gerät unter anderem durcheinander, weil die globale Nachfrage nach Schutzkleidung die Produktion bei weitem übersteigt. In China gebe es immer mehr Zwischenhändler, die versuchten, Geld mit dem Handel etwa von Schutzmasken zu verdienen, heißt es von Insidern. Es seien Lastwagen mit Personen unterwegs, die mit großen Mengen Bargeld versuchten, Schutzmasken direkt von den Fabriken aufzukaufen. Ein deutscher Regierungsvertreter sprach davon, dass man zunehmend unseriöse Angebote von Personen bekomme, die eine Lieferung von Schutzmasken aus China anböten.
hf/as (rtr, dpa, afp)