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Ein Dokumentarfilm zeigt, wie in Japan Delfine abgeschlachtet werden.

23. Oktober 2009

In Japan werden jedes Jahr über 20.000 Delfine getötet, sagen Tierschützer. In Taiji gleicht die Jagd auf die Tiere einem Gemetzel. Ein neuer Film zeigt nun Bilder, die Japans Fischer gerne geheim gehalten hätten.

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Delfine in FreiheitBild: OPS 2008

Es gibt diese Szene im Film, die einem besonders nahe geht. Ein Delfin wurde gerade von einem Fischer mit einer Harpune getroffen. Das Tier kämpft um sein Leben, springt immer wieder aus dem Wasser, zappelt. Bei jedem Sprung fließt Blut aus seinem Körper und färbt das Wasser von Taiji. Am Ende der Szene sinkt der leblose Delfin unter die rote Wasseroberfläche.

Brutales Abschlachten

"Die Bucht" ist seit Donnerstag (22.10.2009) in deutschen Kinos zu sehen. Es ist ein Delfinfilm, wie es ihn noch nicht gegeben hat. Hier geht es nicht um den handzahmen Flipper, der kleine Jungs vor bösen Haien beschützt. Hier wird gezeigt, wie jedes Jahr tausende von Delfinen brutal abgeschlachtet werden.

Die Bucht
In dieser engen Bucht werden jährlich tausende Delfine geschlachtetBild: OPS 2008

"Was in Taiji passiert ist so unglaublich, es ist schwer zu beschreiben", sagt Rick O'Barry. Der 69-Jährige setzt sich seit Jahren für Delfine ein. Ihn jagt dabei sein schlechtes Gewissen. Denn O’Barry ist nicht irgendein Umweltaktivist. Er ist einer der Begründer des Delfinkommerzes. In den 60er Jahren fing er Delfine für die TV-Serie "Flipper". Er dressierte die Tiere, lebte mit ihnen zusammen. "Flipper" löste eine wahre Delfinhysterie aus, begründete den Bau von Delfinarien, legte den Grundstein für eine Milliardenindustrie. O'Barry hat sich gewandelt. Heute erzählt er, dass sich Delfine ihrer selbst bewusst seien, dass es kein Recht gebe, sie einzusperren. O'Barry wirkte mit an "Die Bucht". Mit dem Film will er eine breite Öffentlichkeit aufrütteln.

Delfincasting in der Bucht

Die Ortschaft Taiji in Japan, sieben Autostunden von Tokio entfernt. Nachdem die Tiere von Fischkuttern in eine Bucht getrieben und mit Netzen gefangen gehalten werden, waten Delfintrainer aus aller Welt durchs Wasser. Sie suchen nach besonders schönen und kräftigen Exemplaren. Das Vorbild: Flipper. Diese Delfine werden dann für rund 150.000 US-Dollar verkauft und zu Showdelphinen dressiert. Das Spektakel gleicht einer Casting-Show. Aber die Tiere, die nicht ausgewählt werden, werden nicht wieder freigelassen. Sie werden abgeschlachtet.

Delfine
Die Delfine werden mit Netzen in der Bucht gehaltenBild: OPS 2008

Delfinfleisch, erzählen die Filmemacher, werde vom japanischen Markt eigentlich gar nicht nachgefragt. Doch die Fischer deklarieren es einfach als Walfleisch, so landet es dann in den Supermärkten. Ein Problem dabei: Die Quecksilberbelastung des Delfinfleisches übersteigt die erlaubten Richtwerte oft um ein Vielfaches.

"Betonbecken viel zu klein"

Tierschützer sprechen sich sowohl gegen die Tötung als auch die Gefangennahme von Delfinen aus. "Diese Tiere gehören in die Freiheit", sagt etwa Jürgen Ortmüller vom Wal- und Delfinschutz-Forum aus Deutschland. Die Meeressäuger verfügten über ein sensibles Sonar. Wenn sie in Gefangenschaft leben müssen, verkümmern sie. "Betonbecken sind viel zu klein."

"Die Bucht" ist eher Doku-Drama als Dokumentation. Es zeigt, wie die Filmemacher mit versteckten Kameras ihre Bilder aufnahmen. Sie suchten bewusst die Nähe zum Aktivisten O'Barry, manchmal driftet das in Pathos ab. Der Film bemüht sich jedoch auch um Ausgewogenheit.

Betreten verboten
Zutritt verboten - das Töten der Tiere erfolgt im VerborgenenBild: OPS 2008

So gibt es keine Generalkritik an den Japanern. Die meisten wüssten nichts vom Treiben in Taiji und würden auch kein Wal- oder Delfinfleisch essen. Kürzlich wurde der Film japanischen Journalisten gezeigt. Der Druck auf die Verantwortlichen wächst. Im Moment sieht es so aus, als habe „Die Bucht“ etwas bewirkt. Anfang der Woche tauchten Videoaufnahmen der Bucht von Taiji auf. Darauf öffnen Fischer die Absperrnetze und die Delfine schwimmen dorthin, wo sie nach Ansicht der Tierschützer hingehören. Auf das offene Meer, in die Freiheit.

Autor: Benjamin Hammer

Redaktion: Silke Ballweg