1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Schweres Erbe

Oelmaier Tobias Kommentarbild App
Tobias Oelmaier
31. August 2016

Mit Bastian Schweinsteiger beendet die letzte Symbolfigur aus der 2006er-Mannschaft seine Karriere in der DFB-Elf. Für seine fußballerischen Nachfolger wird es schwer, kommentiert Tobias Oelmaier.

https://p.dw.com/p/1JsBx
WM 2014 USA - Deutschland
Bild: picture-alliance/dpa

Philipp Lahm hatte den Anfang gemacht. Vor zwei Jahren, nach dem gewonnenen WM-Finale von Rio. Das Karriereende in der Nationalmannschaft. Für viele damals unerwartet, schließlich war Lahm erst 30, also noch im besten Fußballer-Alter. Als Lukas Podolski dann kurz nach der EM in Frankreich im Juli seinen Rücktritt erkärte, schien das dagegen längst überfällig. Schließlich war er in letzter Zeit, wenn auch erst 31 Jahre alt, nur noch Ergänzungsspieler im DFB-Team. Regelmäßig nominiert vom Bundestrainer nur noch, wie viele unkten, aus Dankbarkeit für vergangene Erfolge und als Gute-Laune-Bär.

Solche Diskussionen um seine Person wollte Bastian Schweinsteiger wohl vermeiden. Zu oft hatte er sich nach Verletzungen wieder herankämpfen müssen, zu oft hatten die Menschen offen darüber spekuliert, ob der Mittelfeldstar seinen Zenit nicht schon überschritten habe. Nun verlässt Schweinsteiger mit 32 als Letzter der "Generation Sommermärchen" die Nationalmannschaft.

Er ist Schweinseiger gegangen, als letzter der drei, die als Symbolfiguren für den Wandel des deutschen Fußballs gelten. Für die Abkehr von der Rumpelei, von den "deutschen Tugenden" Laufen, Kämpfen, Grätschen, hin zu Spielkultur, Kreativität, Filigranität. Freundliche, erfrischende Jungs, populär und witzig. Diese drei haben den Deutschen die Freude am Fußball zurückgegeben. Lahm als Denker und Lenker hinten rechts, Schweinsteiger als Kämpfer und Motivator in der Zentrale, Podolski vorne links als Torjäger und Stimungskanone.

Große Talente, große Zukunft?

Er werde sicher nicht aufhören, Fußball zu spielen, erkärte Schweinsteiger jetzt, aber in Bezug auf die Nationalelf habe er für sich entschieden, Platz zu machen für die nächste Generation: "Die sind schon sehr weit, nicht nur auf dem Platz", sagte der scheidende Kapitän vor seinem Abschiedsspiel. In der Tat: Leroy Sane, Serge Gnabry, Niklas Süle, Max Meyer, Leon Goretzka, Julian Weigl, Joshua Kimmich, Julian Brandt - sie alle sind hoch talentiert und perfekt ausgebildet. Und die Reihe ließe sich sogar noch weiter fortsetzen. Wie stark die Jungen schon sind, haben sie kürzlich bei den Olympischen Spielen in Rio bewiesen, als sie unglücklich Zweiter hinter einem von Superstar Neymar angeführten Brasilien wurden.

Oelmaier Tobias Kommentarbild App
DW-Sportredakteur Tobias Oelmaier

Einige von ihnen haben das Zeug, das Werk der Lahms, Podolskis und Schweinsteigers in der Nationalmannschaft fortzuführen. Ihr Problem ist ein anderes: Sie können es kaum noch besser machen. Und dazu kommt: Solche Sympathieträger, solche Persönlichkeiten, lassen sich auch in den perfekt organisierten Nachwuchsleistungszentren nicht einfach produzieren. So gesehen tritt die nächste Generation deutscher Top-Fußballer ein schweres Erbe an.

Sie können unterhalb dieses Artikels einen Kommentar abgeben. Wir freuen uns auf Ihre Meinungsäußerungen!