Das sind die deutschen Oscar-Gewinner
28. März 2022Er gehört zu den erfolgreichsten Filmkomponisten der Welt und wurde schon zwölf Mal für den Oscar nominiert. Die begehrte Auszeichnung erhielt der Deutsche Hans Zimmer allerdings bislang nur einmal: 1995 für die Filmmusik zum Disney-Klassiker "Der König der Löwen". Nach 27 Jahren wurde er jetzt erneut mit dem begehrten Academy Award in Los Angeles geehrt, und zwar für die beste Filmmusik im Science-Fiction-Epos "Dune".
Auch der Oscar in der Kategorie visuelle Effekte ging an den Blockbuster "Dune", der bei der Verleihung die meisten Trophäen brachte. Dabei war der Meister der speziellen Effekte, Gerd Nefzer, am Werk. Der Mann, der ohne Computer wogende Wellen erzeugen kann, der in "Dune" Palmen brennen lässt und Raumschiffe in der Wüste zum Absturz bringt, erhält ebenfalls seinen zweiten Academy Award. 2018 hatte der gebürtige Schwabe die Oscar-Trophäe gemeinsam mit drei Kollegen für den Film "Blade Runner 2049" abgeräumt. Wie "Dune" ist "Blade Runner 2049" ein Werk des kanadischen Regisseurs und Drehbuchautors Denis Villeneuve.
Der zweite Oscar nach König der Löwen
Der Filmkomponist Hans Zimmer, 1957 in Frankfurt am Main geboren, lebt und arbeitet seit Jahrzehnten in Hollywood. Als Sohn jüdischer Eltern war die Familie vor den Nationalsozialisten 1939 nach England geflohen. Der Synthesizer-Musiker kam über die Werbemusik zum Film. Bekannt wurde er durch seine innovative Kombination von Orchester- und Synthesizer-Klängen.
Der Durchbruch in Hollywood gelang Zimmer 1988 mit dem Soundtrack zum Kultfilm "Rain Man". Zuvor hatte er schon für Kassenschlager wie "Thelma und Louise", "Backdraft (beide 1991) oder "Das Geisterhaus" (1993) komponiert. Den ersten Oscar bekam er 1995 für den Disney-Zeichentrickfilm "König der Löwen". Dafür hatte er afrikanische Musik und Rhythmen mit klassischer Musik kombiniert.
Es folgte unter anderem der Soundtrack zu den vier Teilen "Fluch der Karibik" (2003 bis 2011). Zuletzt war Hans Zimmer für den musikalischen Oscar zum Kriegsdrama "Dunkirk" unter der Regie von Christopher Nolan nominiert worden, ging aber wider Erwarten leer aus.
Der Spruch, dass Filmmusik gelungen sei, wenn man sie nicht bemerke, gilt für Hans Zimmer nicht. "Am Ende geht es darum, mit der Musik Dinge auszudrücken, die eben nicht elegant in Bildern oder Wörtern auf der Leinwand ausgedrückt werden", sagte er einmal in einem DW-Interview von 2017. Das scheint ihm dieses Jahr besonders gelungen zu sein, denn im Vorfeld war der 64-jährige Musiker und Komponist nicht nur für "Dune", sondern auch für die Musik zum neuen James-Bond-Film "Keine Zeit zu sterben" nominiert worden.
Mit Filmmusik auf Tournee
"Dune" basiert auf der Hälfte des ersten Bandes der Buchreihe "Der Wüstenplanet" von Frank Herbert. Im Film heißt dieser Planet "Dune". Dort soll es eine Substanz geben, die es Menschen ermöglicht in die Zukunft zu sehen. Der Kampf um den Planeten ist vorprogrammiert, wird aber nicht beendet. Fans warten bereits auf die Fortsetzung: "Dune 2".
Hans Zimmer hat zu seinem Dune-Soundtrack gleich drei Alben veröffentlicht. Neben dem Original Motion Picture Soundtrack gibt es eine längere Soundtrack-Version und eine Begleitmusik zum Buch "Hinter den Kulissen von Dune". Mit diesen Tracks und anderen seiner Filmmusiken ist Hans Zimmer derzeit mit seiner Band auf Europa-Tournee. Er spielt in Begleitung von ukrainischen Musikern, die schon beim Auftakt der Deutschland-Tournee in Hamburg mit Standing Ovations begrüßt wurden.
Große Show ohne digitale Effekte
Neben Zimmers opulenter Musik zu Dune, lässt es Gerd Nefzer krachen, was die Spezialeffekte angeht. Dabei arbeitet der Spezialist größtenteils analog, also in richtigen Räumen und nicht in der digitalen Welt. Das brachte ihm den Oscar in der Kategorie beste visuelle Effekte ein.
Zur den Special-Effects kam Gerd Nefzer vor 35 Jahren durch die Firma seines Schwiegervaters in Schwäbisch Hall. Sein Können zeigte er in Blockbustern wie "Inglourious Basterds" (Quentin Tarantino, 2009), "Die Tribute von Panem" (2012) und "Grand Budapest Hotel" (2014). Für "Blade Runner 2049" brachte ihm seine Inszenierung des Wetters mit Donner, Hagel und Sturm ohne digitale Effekte den Oscar ein.
Für "Blade Runner 2049" baute er zum Beispiel ein Becken in Ungarn mit einer Regenanlage, Wellenmaschinen und Wasserrutschen. "Mit auskippbaren 2.500 Liter-Wasserbehältern, die eine große Wasserfontäne erzeugen, damit es so aussieht, als würden über den Schauspielern die Wellen zusammenbrechen", erläuterte Nefzer 2018 im DW-Interview. Man könne zwar mittlerweile viel am Computer machen, aber für die Schauspieler wäre es schwierig, sich in digitalen Räumen zu bewegen. "Es ist viel einfacher für die Schauspieler zu spielen, wenn sie die Szenen nahezu real erleben. Wenn Sie die Schauspieler fragen, wollen diese lieber in einem realen Raum agieren."
In Dune erweckte Gerd Nefzer gefährliche Sandwürmer zum Leben und ließ Schauspieler und Raumschiffe auf dem Wüstenplaneten im Sand versinken. Das geschah mit Hilfe von Vibrationsmotoren, die einen halben Meter tief in der Wüste vergraben wurden. Durch die Vibrationen gehen die Körner auseinander und lassen Menschen und Objekte langsam im Sand versinken.
Sound und Effekte sind den Oscar wert
Anfangs lebte Gerd Nefzers Firma in Babelsberg von Fernsehfilmen, doch das hat sich längst geändert. "Wir arbeiten für internationale Filmprojekte, unter anderem für US-amerikanische, englische, französische und indische Projekte. Wir haben inzwischen einen guten Namen in der Branche. Aber es war ein langer und harter Weg dahin", sagt Nefzer. Bei der Oscar Verleihung dankte er seiner Frau, seinen Kindern und seinem Schwiegervater, aber auch dem Dune-Regisseur Denis Villeneuve. "Er ist ein großartiger Kerl und ich liebe ihn sehr."
Hans Zimmer, der zurzeit noch auf Tournee ist, erschien in diesem Jahr nicht persönlich zu der Verleihung. "Es ist 2 Uhr morgens in Amsterdam und meine Tochter Zoë hat mich geweckt, um in die Hotelbar zu gehen. Wow", postete Zimmer auf Twitter im Bademantel. Später bedankte er sich besonders bei seinen "Dune-Musikern".