Das Solarkrankenhaus in Kamarul - Erneuerbare Energien in Bangladesh
20. Februar 2009Ein Landarzt mit Ideen
Kamarul ist ein kleines Dorf im Südwesten von Bangladesch. Hier, zwischen Palmen und überfluteten Feldern, die mit Wasser-Hyazinthen bedeckt sind, hat Dr. Haran Chandra Vokta ein kleines Wunder vollbracht. Der Mediziner baute eine kleine Landklinik auf - das einzige Krankenhaus in ganz Bangladesch, das mit Sonnen-Energie betrieben wird. Und wahrscheinlich, so strahlt Dr. Haran, ist es die einzige Solar-Klinik auf der ganzen Welt.
Kühl gelagerte Medikamente und Licht für die OPs
Das Krankenhaus wurde vor neun Jahren vom UN-Entwicklungsprogramm finanziert und kostete damals umgerechnet rund 10.000 Euro. Eine vergleichsweise kleine Investition - mit großer Wirkung.
Endlich sind die rund zwei Dutzend Familien, die in Kamarul leben, medizinisch versorgt. Denn Strom gibt es in Bangladesh kaum. Die für das Land so typischen Flussläufe, Bewässerungskanäle und überfluteten Reisfelder machen es fast unmöglich, ein flächendeckendes elektrisches Leitungsnetz zu verlegen.
Besser operieren mit Sonnenenergie
Tag für Tag kommen etwa 30 Patienten in die Ambulanz der Klinik. Pro Woche operieren Dr. Haran und sein kleines Team von insgesamt drei Ärzten drei bis sechs Patienten im wohl einzigen voll solar-betriebenen Operations-Saal von Bangladesch. In den knapp acht Jahren seit der Installation der Solar-Anlage, erinnert sich der Doktor, habe man noch kein einziges Mal während einer OP die Notstrom-Aggregate anwerfen müssen.
Romjan Shareef kommt regelmäßig ins Krankenhaus, um Blut zu spenden. „Früher konnten wir von so einer Klinik nur träumen“, meint er. „Jetzt haben wir eine. Also müssen wir sie auch unterstützen.“
Krankenhaus als Kino-Ersatz
Shushil Kuma Roi lebt direkt hinter der Klinik. Der 65jährige Bauer findet es gut, dass es sie gibt. Ein Krankenhaus direkt um die Ecke – welcher Bauer in Bangladesch verfügt schon über einen solch großen Luxus?“, fragt Shushil Kuma Roy und lacht.
Das Solarkrankenhaus übt auch auf gesunde Dorfbewohner eine magische Anziehungskraft aus. Vor allem nachts, wenn die solarbetriebenen Außenleuchten der Klinik die tiefe Finsternis des Dorfes erhellen und der kleine Schwarz-Weiß-Fernseher läuft - ein echtes Highlight. Die eigenen Kerosin-Lampen in ihren Hütten können sie nur für ein paar Stunden anzünden - Kerosin ist in den vergangenen Jahren zu teuer geworden.
Autor: Thomas Kohlmann
Redaktion: Peter Koppen