Das verborgene Innere der "Gläsernen Stadt"
So transparent und doch verschlossen ist sie - die "Gläserne Stadt". So werden die königlichen Gewächshäuser im Brüsseler Stadtteil Laken genannt. Nur drei Wochen im Jahr sind sie zu besichtigen. Die Zeit läuft.
Zirkus, UFO, Glaspalast?
Ein wenig mystisch kommt sie schon daher - die "Gläserne Stadt" in Brüssel. Aus der Ferne scheint sie wie ein gläserner Zirkus, ein transparentes UFO oder ein Glaspalast. Am nächsten kommt sie Letztgenanntem. Denn die "Gläserne Stadt" ist tatsächlich eine Art Palast: Sie gehört dem belgischen König und grenzt an dessen Residenz Schloss Laken.
Schloss!
Das ist Schloss Laken im Norden Brüssels. Erbaut wurde es in den Jahren 1782 bis 1784 im klassizistischen Stil. Fast 100 Jahre später, im Jahr 1873, erteilte König Leopold II. seinem Hofarchitekten Alphonse Balat den Auftrag für den Bau eines eindrucksvollen Wintergartens, zu dem sich später weitere Gewächshäuser gesellten. Die gläserne Stadt entstand.
Pflanzenfreund und Menschenfeind
König Leopold II., der als Büste auch heute noch über die Gewächse wacht, war ein großer Pflanzenfreund. Mit Menschen ging er weniger zimperlich um. Während er seine riesigen Gewächshäuser bepflanzen ließ, ließ er ganze Landstriche entvölkern. Leopold II. war damals einer der reichsten Männer der Welt und mit Belgisch Kongo besaß er in Afrika ein Land, das mehr als 60-mal so groß wie Belgien war.
Harte Hand hier - Grüner Daumen da
Während König Leopold II. die Bevölkerung vom Belgisch Kongo grausam misshandelte und dort die immensen Bodenschätze ausbeutete, nutzte er seinen dadurch entstandenen Reichtum, um mit dem Bau gigantischer Gewächshäuser Paris nachzueifern. Die gesamte Anlage umfasst eine Fläche von rund 14.000 Quadratmetern. Noch heute sind die Gewächshäuser die größte zusammenhängende Glaslandschaft Europas.
Groß und vielfältig
Ein Weg von mehr als einem Kilometer Länge führt durch die insgesamt 15 verschiedenen Häuser mit Namen wie "Palmenhaus" oder "Kongohaus". 60 Gärtner kümmern sich um die rund 60.000 verschiedenen Pflanzen des "Paradiesgartens", wie die königlichen Gewächshäuser von Laken auch genannt werden.
So einen Wintergarten müsste man haben
Ein Highlight ist der "Wintergarten" mit seiner spektakulären, 25 Meter hohen Kuppel, die von 36 Säulen getragen wird. Manche der Dattelpalmen dort reichen bis an die Glasdecke. Der Bombast will bezahlt sein. Doch anders als zu Leopolds Zeiten spielt Geld heute eine Rolle. So gibt es im "Kongohaus" keine tropischen Pflanzen. Ansonsten wären die Heizkosten zu hoch.
Glanz und Grün
Im Dunkeln wirkt das gläserne Ensemble nicht weniger spektakulär als im Sonnenschein. Es erstrahlt in der Originalbeleuchtung der Belle Époque. Seit rund 100 Jahren gewährt das Königshaus der Öffentlichkeit während der Blütezeit für drei Wochen im Frühjahr Zugang zu ihrem Privatgarten. In diesem Jahr hat man noch bis zum 11. Mai die Möglichkeit, sich die Glashäuser anzuschauen.