Das war die Merkel-CDU
Von den Zeiten, als Helmut Kohl Parteichef war, ist nach 18 Jahren unter der Führung von Angela Merkel wenig übriggeblieben. Jetzt gibt sie den Parteivorsitz ab.
"Kohls Mädchen"
1994 legt der CDU-Vorsitzende und Kanzler Helmut Kohl seiner Stellvertreterin Angela Merkel väterlich den Arm auf die Schulter. Sechs Jahre später stürzt Merkel den in eine Spendenaffäre verstrickten Patriarchen vom Thron - mit einem kritischen offenen Brief. Wenige Wochen danach ist sie selbst Parteichefin.
Die Machtpolitikerin
Ob Wolfgang Schäuble (l.) oder Friedrich Merz (r.), viele Männer haben versucht, Merkels CDU-Vorsitz und Kanzlerschaft zu verhindern. Geschafft hat es keiner. Dabei war die ostdeutsche promovierte Physikerin anfangs ein Fremdkörper in der Partei. Jetzt gibt sie sie den Parteivorsitz auf.
Koalitionspoker
2009 ist Guido Westerwelles FDP Merkels Traumpartner. Aber die Koalition beginnt als Desaster, es gibt unendliche Streitereien. Mit Horst Seehofers CSU erlebt Merkel dann während der Flüchtlingskrise einen zweiten Alptraum. Die Narben sind auf beiden Seiten geblieben.
Die Europäerin
Als Kanzlerin und als Parteivorsitzende ist Merkel eine entschiedene Europäerin. Um den Euro zu schützen, stimmt sie sogar den europäischen Hilfspaketen für Griechenland und andere überschuldete Staaten zu. Das trägt ihr eine Menge Kritik auch aus den eigenen Reihen ein. Doch Merkel wird zur unangefochteten Mrs. Europa.
Wendepunkt Fukushima
Die Naturwissenschaftlerin Angela Merkel glaubt an die friedliche Nutzung der Kernenergie. Der schwere Atomunfall im japanischen Kraftwerk Fukushima im März 2011 führt aber auch bei ihr zu einem Umdenken - oder sie fürchtete die öffentliche Meinung, falls sie an ihrem Standpunkt festhält. Sie kündigt nur Tage später den völligen Abschied von der Atomkraft an.
Die Flüchtlingskanzlerin
Wohl kein Bild von ihr geht mehr um die Welt als dieses. Kein Foto hat ihr mehr geschadet. Ihre Entscheidung im Herbst 2015, hunderttausende Menschen weitgehend unkontrolliert ins Land zu lassen, wird anfangs von vielen bejubelt. Später hagelt es harsche Kritik. Heute setzen sich alle Bewerber um ihre Nachfolge gerade in diesem Punkt von ihr ab.
Grünes Licht für die "Ehe für alle"
Merkel hatte ein "schlechtes Bauchgefühl" bei der Vorstellung einer Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Doch selbst in der eher konservativen CDU haben sich sittliche Moralvorstellungen gewandelt. Merkel gibt 2017 eine Abstimmung dieser "Gewissensentscheidung" im Bundestag ohne Fraktionsdisziplin frei. Sie selbst stimmt dagegen. Die Vorlage erhält eine breite Mehrheit.
Eine Frauenpartei?
Die CDU war mal eine Männerpartei. Frauen als Parteimitglieder oder gar in Ämtern : Fehlanzeige. Damit ist es vorbei. Am Ende von Merkels CDU-Vorsitz sehen wir eine Regierungschefin Angela Merkel, eine CDU-Generalsekretärin (und mögliche künftige Parteichefin) Annegret Kramp-Karrenbauer (l.), eine Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und (r.) eine Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner.
Merkels Herzens-Angelegenheit
Mit Kanzlerschaft und Parteivorsitz ist Angela Merkel jahrelang voll ausgelastet. Wenn sie "nur" noch Bundeskanzlerin sein wird, kann sie vielleicht etwas mehr Privatleben genießen wie hier mit ihrem Mann, dem Quantenchemiker Joachim Sauer, mit dem sie gerne wandert. Hier auf der italienischen Insel Ischia.