Ausstellung im Haus der Geschichte wiedereröffnet
11. Dezember 2017Aktueller, internationaler, emotionaler – so präsentiert sich die Dauerausstellung im Bonner Haus der Geschichte nach monatelangen Umbaumaßnahmen. Diese hatten im März 2017 begonnen. Grund dafür waren Risse im Glasdach des Museumsgebäudes gewesen. Aber auch die Ausstellung selbst, insbesondere die Jahre ab 1980, hat sich verändert. Schwerpunkte zu den Themen Terrorismus, Migration und Digitalisierung sollen einen stärkeren Gegenwartsbezug schaffen. Zahlreiche neue Gegenstände, Fotos, Dokumente sowie Film- und Tonaufnahmen werden gezeigt.
"Wir sollen, ja, wir müssen kritisch bleiben"
"Diese Ausstellung hilft uns, die Wege zu verstehen, die wir gegangen sind", sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner Eröffnungsrede. "Wir sollen, ja, wir müssen kritisch bleiben", mahnte Steinmeier. "Das heißt auch, dass wir nicht aufhören können, unseren Umgang mit der eigenen Geschichte und mit den politischen Schlüssen, die wir daraus ziehen, zu hinterfragen."
Ausstellungsdirektor Thorsten Smidt erklärte, das Thema Digitalisierung bedeute große Herausforderungen: "Nullen und Einsen sind ja erst mal etwas sehr Abstraktes", so Smidt, "aber das ist ein so grundlegendes und wichtiges Thema, das uns alle in zunehmendem Maße betreffen wird, dass wir es nicht aussparen konnten."
Um die Besucher an zukünftige Technologien heranzuführen, steht etwa der kegelförmige, mobile Service-Roboter Eva Frage und Antwort. Eine Paket-Drohne, die autonom fliegen und Güter in schwer zugängliche Gebiete transportieren kann, soll ebenfalls auf die Neuerungen durch Digitalisierung und Globalisierung aufmerksam machen.
Ein Bild, das um die Welt ging
Auch das Flüchtlingsboot, das der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki nach Deutschland holte und in dem bis zu 100 Menschen über das Mittelmeer geflohen sind, ist Teil der neuen Sammlung (unser Artikelbild). Die dramatischen Umstände, unter denen Menschen versuchen, nach Europa zu gelangen, werden auch durch ein Gemälde thematisiert, das ein syrischer Flüchtling in einem Erstaufnahme-Lager in Dresden gemalt hat. Es zeigt das Bild des toten Jungen Aylan Kurdi, dessen Leiche an der türkischen Küste angeschwemmt wurde – ein Foto, das im September 2015 um die Welt ging.
Eine weitere Neuheit in der Ausstellung ist ein Exponat, das zur Auseinandersetzung mit der Mordserie des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) mahnt. Es handelt sich um die Gebetskette von Enver Şimşek, das erste Opfer des NSU. Die Familie des im Jahr 2000 in Nürnberg erschossenen Blumenhändlers stellte die Kette für die Ausstellung zur Verfügung.
"Wir stoßen immer wieder an Grenzen"
Museumsdirektor Hans Walter Hütter erklärt seinen Anspruch an die Dauerausstellung: "Wir bemühen uns, permanenten Bezug zur Gegenwart zu erhalten und immer wieder neue Schwerpunkte zu setzten." Die Herausforderung dabei sei, auf gleichbleibender Ausstellungsfläche immer mehr Ereignisse unterzubringen. "Wir stoßen bei der Aktualisierung auch immer wieder an Grenzen", so Hütter. Die Schau wurde seit Eröffnung 1994 drei Mal überarbeitet, 2001, 2011 und 2017.
Neben der Bonner Ausstellung gehören auch das Zeitgeschichtliche Forum in Leipzig sowie der Tränenpalast und das Museum in der Kulturbrauerei in Berlin zum Haus der Geschichte. Die Dauerausstellung in Bonn sahen seit ihrer Eröffnung etwa zwölf Millionen Menschen. Der Besuch ist kostenfrei.