Ausstellung: David Bowie in der Sowjetunion
4. Juli 2023Gerade war David Bowie ein waschechter internationaler Rockstar geworden. 1972 hatte er seinen großen internationalen Durchbruch mit dem Album "The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars" gehabt, die anschließende Welttournee dauerte bis 1973.
Letzter Tourtermin: das Konzert in Yokohama, Japan. Bowie, der unter Flugangst leidet, entscheidet sich für eine ungewöhnliche Reiseroute zurück nach England: mit dem Passagierschiff "SS Felix Dzerzhinsky" von Japan nach Sibirien, anschließend eine Woche mit der Transsibirischen Eisenbahn bis nach Moskau und dann weiter mit dem Zug über Polen, Deutschland und Frankreich.
Ausstellung mit Fotografien von Geoff MacCormack
Jetzt widmet sich eine Ausstellung mit dem Titel "David Bowie in the Soviet Union" im Wende Museum in Culver City, Kalifornien, der ungewöhnlichen Reise des Rockstars in die UdSSR. Das "Wende" ist ein Kunstmuseum, Kulturzentrum und Archiv des Kalten Krieges, das laut seiner Website "soziale, politische und kulturelle Veränderung erforscht". Die Bilder in der Ausstellung stammen von Geoff MacCormack, Bowies Bandmitglied und Freund aus Kindheitstagen.
In einem Interview auf der Website des Wende Museums erzählt Geoff MacCormack von seiner Kindheit mit Bowie, der Zeit bei den Pfadfindern und im Kirchenchor und der gemeinsamen Reise durch Russland. MacCormack erzählt in dem Video auch sehr anschaulich, wie die beiden als Kinder dem Rock'n'Roll verfielen. "Es war wie eine Naturgewalt, die auf uns losgelassen wurde."
MacCormack begleitet Bowie auf seiner Reise. Die beiden haben sich in den 1950er-Jahren beim Spielen im Londoner Vorort Bromley kennengelernt und sind seither eng vertraut miteinander. Kurz vor der Tour hatte Bowie MacCormack in seine Band, die Spiders from Mars, geholt, wo dieser als Backgroundsänger, Perkussionist und als Tänzer fungierte. "Er ref mich an und sagte, ich sei in der Band. Er hat nicht gefragt", so MacCormack im Interview mit Joes Segal, dem Kurator des Wende Museums.
Neue Eindrücke, Trinkgelage und eine Mai-Parade
MacCormacks größte Leidenschaft abseits der Musik ist die Fotografie. Durch die große Vertrautheit der beiden kann MacCormack Bowie fotografieren, wie ihn sonst keiner vor die Linse bekommt: entspannt, verträumt, konzentriert und begeistert von all den Eindrücken der gemeinsamen Reise.
Während der Reise, auf der Bowie und MacCormack Land und Leute förmlich in sich aufsaugen, kommt es auch zu Trinkgelagen mit Matrosen, Soldaten oder Touristen. Auch die Morgen danach hält McCormack fest. Im Zug kommt es zu spontanen Auftritten zu einer Kassette russischer Coverversionen der Beatles.
Einer der Höhepunkte der Reise für die beiden ist zweifellos der zweitägige Aufenthalt in Moskau, wo sie den Kreml, das sozialistische Vorzeige-Warenhaus GUM und die traditionelle Parade zum 1. Mai besuchen, die MacCormack und Bowie gebannt verfolgen.
Ausstellung mit eigenem Soundtrack
Der nichtkommerzielle Radiosender dublab aus Los Angeles hat eigens zur Ausstellung eine Playlist erstellt mit Songs von Bowie und seinen damals aktuellen und zukünftigen Kollaborateuren, darunter Mott The Hoople, Lou Reed, Brian Eno und Queen.
"Dieser Mix bietet einen Eindruck, wovon er höchstwahrscheinlich zu jener Zeit beeinflusst wurde und was später Alben wie "Low" und "Station to Station" geprägt hat. Mit viel Krautrock, einem Fuß in experimenteller Musik und einer starken Präsenz im sogenannten 'Glam Rock' jener Zeit", so Alejandro Cohen, Executive Director von dublab, auf der Website des Museums.
Bei der Ausstellung wird neben Geoff MacCormacks Bildern auch Bowies eigener 16mm-Film "The Long Way Home" gezeigt, der verschiedene Stationen der Reise abbildet, darunter auch den Besuch in Moskau zur Mai-Parade. Die Fotos sind in Geoff MacCormacks aktuellem Buch "David Bowie: Rock'n'Roll with Me" abgedruckt, das 2023 erschien.
Die Ausstellung "David Bowie in the Soviet Union" im Wende Museum in Culver City, USA, startete am 1. April und läuft noch bis 22. Oktober 2023.