DDR-Bahn beutete Häftlinge aus
29. Mai 2014Dem Bericht zufolge erhielt die DDR-Bahn regelmäßig Kontingente von Arbeitern aus den Gefängnissen. Jährlich seien rund 1200 bis 1500 Häftlinge zu Tätigkeiten gezwungen worden, vor allem beim Gleisbau, der Demontage von Gleisen und der Verschrottung von Waggons. Das Magazin beruft sich auf eine Studie, die von der Union der Opferverbände der Kommunistischen Gewaltherrschaft in Auftrag gegeben wurde.
"Wir können jetzt erstmals belegen, dass die Deutsche Reichsbahn zwischen 1951 und 1989 von der Zwangsarbeit politischer Gefangener in erheblichem Maße profitiert hat", sagte der Leiter des Forschungsprojekts, Christian Sachse. "Die Zwangsarbeiter wurden zu physisch schweren und gesundheitsgefährdenden Arbeiten eingesetzt und dabei so schlecht entlohnt, dass man nur von Ausbeutung sprechen kann." Zwar lasse sich der so erzielte Profit nicht mehr genau beziffern. Nachweisbar sei aber, dass Amnestien für Strafgefangene zu Millionenverlusten bei der Reichsbahn führten.
Ostbeauftragte fordert Aufarbeiitung
Die Ostbeauftragte der Bundesregierung, Iris Gleicke (SPD), forderte, die heutige Deutsche Bahn (DB) müsse sich diesem Teil ihrer Geschichte stellen. "Die Bahn darf sich genau so wenig wegducken wie andere Firmen", sagte Gleicke "Report Mainz". Das Unternehmen müsse die Aufarbeitung unterstützen und gegebenenfalls auch Wiedergutmachung leisten.
Die Deutsche Bundesbahn war zur Zeit der deutschen Teilung geschäftlich mit der DDR-Reichsbahn verbunden. Nach der Wende fusionierten die Bahnen beider deutscher Staaten zum DB-Konzern.
Bahn hat keine eigenen Erkenntnisse
Ein Bahn-Sprecher bestätigte, dass die Deutsche Bundesbahn vor der Wiedervereinigung vor allem im innerdeutschen Grenzverkehr Geschäfts- und Handelsbeziehungen zur Reichsbahn unterhalten habe. Unternehmensinterne Nachforschungen hätten bisher jedoch keine Hinweise auf die Zwangsarbeit von DDR-Häftlingen ergeben.
Vor weiteren Stellungnahmen will die Bahn die Veröffentlichung der Studie abwarten. Sie soll nach Angaben von "Report Mainz" Mitte Juni in Berlin vorgestellt werden.
Frühere Berichte über Zwangsarbeit
Bereits Anfang des Jahres hatte das Magazin unter Berufung auf eine Studie der Stasi-Unterlagen-Behörde berichtet, dass zahlreiche Firmen in der Bundesrepublik Deutschland von Zwangsarbeit in der DDR profitierten. Die Unternehmen, darunter Aldi und Volkswagen, ließen demnach vor allem in den 70er und 80er Jahren billig Waren in DDR-Betrieben produzieren, die auch Häftlinge beschäftigten.
Im November 2012 hatte der schwedische Möbelhauskonzern Ikea eingeräumt, dass in der DDR Gefangene unter Zwang Möbel für das Unternehmen herstellen mussten.
gri/gmf (dpa, afp)