"Die Simpsons": Antwort auf Rassismus-Kritik
10. April 2018In der neuesten Episode der populären US-Fernsehserie "Die Simpsons" schnappt sich Marge Simpson ihr Lieblingsbuch aus Kindertagen. Titel: "Die Prinzessin im Garten". Als sie ihrer Tochter Lisa laut aus dem Buch vorliest, kommt ihr das Buch beleidigend und rassistisch vor. Deshalb beginnt sie, die Zeilen umzuformulieren, damit sie besser ins Jahr 2018 passen.
Doch das Resultat ergibt danach keinen Sinn mehr. Enttäuscht sagt Marge: "Es nimmt sehr viel Zeit in Anspruch, den Geist und den Charakter des Buches zu bewahren… was soll ich nur machen?" Lisa wendet sich dem Zuschauer zu und antwortet: "Das ist schwer zu sagen. Dinge, die vor Jahrzehnten ohne Hintergedanken geschrieben wurden und die über die Jahre gefeiert wurden, sind heutzutage politisch inkorrekt. Was willst du machen?"
Die beiden schlagen vor, "manche Dinge zu einem späteren Zeitpunkt aufzugreifen - wenn überhaupt". Währenddessen werden die beiden ausgeblendet und Apu Nahasapeemapetilon, ein aus Indien eingewanderter Ladenbesitzer, ist zu sehen. Kritiker werfen den Simpsons-Machern vor, mit der (schon lange existierenden) Figur fortwährend rassistische und stereotype Bilder südasiatischer Einwanderer zu verbreiten.
Die Apu-Kontroverse scheint noch nicht zu Ende
Die Gutenachtgeschichten-Szene war die Antwort des Simpsons-Produktionsteams auf die letzte Kontroverse über Apu, die durch den indisch-amerikanischen Comedian Hari Kondabolu hervorgerufen worden war.
Der Comedian schrieb das Drehbuch für die Dokumentation "The Problem with Apu", bei der Michael Melamedoff Regie führte. In der Doku wird Apu als Ausgangspunkt genutzt, um zu untersuchen, wie Medien problematische Stereotype über Südasiaten verstärken. In dem Film, der letzten November Premiere feierte, kommen Schauspieler südasiatischer Abstammung wie Aziz Ansari, Aasif Mandvi und Kal Penn zu Wort.
Die Antwort der "Simpsons", die dafür bekannt sind, gegenwärtige soziale und politische Themen zu verspotten, war für Kondabolu wenig zufriedenstellend. Bei Twitter schrieb er: "Wow. 'Politisch inkorrekt'? Das wurde aus meinem Film und der Diskussion, die dadurch entbrannt ist, herausgezogen? Verdammt, ich habe diese Serie geliebt. Das ist schade." Die Antwort der Simpsons-Macher fasse er zwar nicht als persönlichen Angriff auf sich selbst auf. Sie sei aber ein weiterer Hinweis auf das Problem der medialen Repräsentation marginalisierter Gruppen - das gesellschaftliche Verständnis von Stereotypen und Diskriminierung verändere sich.
Die Diskussion um die Anpassung von Inhalten aus Fernsehen, Film und Literatur an die Ansprüche der Gegenwart ist nicht neu: Verständlicherweise ist eine offen rassistische Sprache einer der ersten Angriffspunkte, wenn fiktionale Inhalte überarbeitet werden. Auch manche Klassiker hatten Titel, die aus heutiger Perspektive absurd erscheinen: So war zum Beispiel Agatha Christies äußerst populärer Krimi "Und dann gabs keines mehr" im Original mit einem britischen Blackface-Song betitelt, der eine rassistische Beleidigung enthielt.