1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Film über Rana Plaza zensiert

Arun Chowdhury27. August 2015

Vor zwei Jahren stürzte das Gebäude Rana Plaza in Bangladesch ein und riss mehr als 1000 Textilarbeiter in den Tod. Der gleichnamige Dokumentarfilm soll in die Kinos kommen, wurde nun vom Gericht in Dhaka gestoppt.

https://p.dw.com/p/1GMm0
Rana Plaza. (Foto: Reuters)
Rana PlazaBild: Reuters

Sabhar ist ein ruhiges Dörfchen, 25 Kilometer südwestlich von der Hauptstadt Dhaka entfernt. Hier leben circa 13.000 Menschen. Eine Universität, die wegen ihrer Schönheit auch eine Touristenattraktion ist. Viele Zugvögel überwintern hier auf dem Campus.

Am 24. April 2013 sorgte das idyllische Dorf aber für internationale Schlagzeilen. Ein Fabrikgebäude mit fünf Textilfabriken, Rana Plaza genannt, stürzte ein. Das Gebäude selbst gehörte dem 38-jährigen Mahommad Sohel Rana, einem führenden Mitglied der regierenden Awami-Liga. Nach amtlichen Statistiken wurden 1.127 Tote gezählt, die meisten von ihnen waren Textilarbeiterinnen.

Nazrul Islam Khan, ein Filmemacher in Bangladesch, eilte zur Unfallstelle. Er wollte einen Dokumentarfilm über die Katastrophe drehen. Seine Protagonistin: Reshma Akter. Die 19-Jährige lag 17 Tage lang unter den Trümmern und wurde später lebend geborgen. Jetzt hat sie eine eigene Familie gegründet und arbeitet für eine internationale Hotelkette.

Protagonistin Reshma Akter. (Foto: AFP)
Protagonistin Reshma AkterBild: AFP/Getty Images/M. Uz Zaman

Klage durch die Gewerkschaft

Allerdings muss der Kinostart um mindestens sechs Monate verschoben werden. Das hat eine zweiköpfige Richterkammer am Montag (24.08.) beschlossen, da der Film in der aktuellen Form "negative Auswirkungen" auf die Textilindustrie haben könnte, so die Begründung. Die Textilindustrie hat eine Wertschöpfung von 25 Milliarden US-Dollar und ist deshalb für das südasiatische Land von enormer Bedeutung. Außerdem hat das Oberste Gericht von Dhaka die Aufsichtsbehörden für Filme aufgefordert, innerhalb von vier Wochen Stellung zu nehmen, warum der Dokumentarfilm für die Kinos freigegeben wurde.

Geklagt hatte Sirajul Islam Rony, Vorsitzender des Arbeiternehmerverbands der Textilarbeiter in Bangladesch (BNGWEL). Seit knapp 15 Jahren arbeitet Rony in der Gewerkschaft. Außerdem ist er Mitglied im Beirat für Mindestlohn und Beirat für Arbeitssicherheit in Bangladesch. Der Deutschen Welle sagt er, Textilarbeiter würden als "billige Arbeitskräfte" dargestellt. Zudem enthalte der Film "demütigende Elemente", in denen Textilarbeiterinnen von der männlichen Aufsicht sexuell belästigt würden. "Die Arbeiterinnen würden Angst haben", sagt Rony. Einige "Ausdrücke" und "Motive" sollten korrigiert werden.

Filmposter wurden in Bangladesch entfernt. (Foto: AP)
Filmposter wurden in Bangladesch entferntBild: picture-alliance/AP Photo/A.M. Ahad

Außerdem sei die Rolle der Gewerkschaft für die Schlüsselindustrie des Landes nach Ansicht von Rony nicht ausreichend dargestellt worden. Der Film vermittle den Eindruck, dass "keiner sich um die Rechte der Arbeitnehmer kümmert."

Das Bewusstsein schärfen

Der Filmemacher Khan bedauert die Entscheidung des Gerichts. Er sagt der Deutschen Welle, dass er unterschiedlichste Reaktionen erfahren habe. "Wir haben sehr positive Feedbacks bei der Dreharbeit von allen Teilen der Gesellschaft erhalten. Als der Film fertiggestellt war, gingen die Rückmeldungen plötzlich in die andere Richtung."

Von der Klage durch die Gewerkschaft war Khan sehr enttäuscht. "Wenn sie mich angerufen hätten, hätte ich ihnen gerne erklärt, warum ich diesen Film produziert habe."

Es gebe noch keinen Film über die größte Katastrophe in der Textilindustrie, so Khan. Er wollte das Bewusstsein schärfen, nicht nur das von den Textilarbeitern, sondern auch das von den Inhabern, sagt Khan zur Begründung.