Dem Stonehenge-Rätsel ein Stück näher gekommen
Es scheint, als wäre Stonehenge nur die Spitze des Eisbergs: Forscher wollen mit Hilfe modernster Technik herausgefunden haben, dass das Steinmonument Zentrum einer gigantischen antiken Anlage war.
In neuem Licht
"Das ist nicht irgendeine weitere Entdeckung, sondern ein fundamentaler Schritt für unser Verständnis von Stonehenge", sagte Forschungsleiter Vincent Gaffney. Mit seinem Team untersuchte er vier Jahre lang die rätselhafte Steinformation. Diese Woche hat er die Ergebnisse veröffentlicht: Eine neuartige Scanmethode hat ergeben, dass Stonehenge von Hunderten von Gräbern und Tempeln umgeben war.
'Terra incognita'
Für Wissenschaftler war Stonehenge laut Professor Gaffney lange Zeit "terra incognita", also unbekanntes Terrain. Während ihrer Untersuchungen haben die Forscher aus Birmingham und Wien nun entdeckt, dass sich unter der Erde 17 bisher unbekannte Monumente befinden, die so alt wie die oberirdischen Steine sein könnten.
Das Unsichtbare sehen
Was wie Zellen unter einem Mikroskop aussieht, ist in Wirklichkeit die digitale Landkarte der neu entdeckten Monumente. Die Forscher vermuten, dass dort komplexe Rituale mit Toten stattgefunden haben. Bei ihrer Arbeit benutzten sie Metalldetektoren, Bodenradar, elektromagnetische Sensoren und dreidimensionale Laser-Scanner.
Technik trifft Geschichte
Das Forschungsprojekt ist das bislang größte seiner Art. Hier ist ein Wissenschaftler zu sehen, der mit Hilfe elektromagnetischer Sensoren den Bereich unter der Erde auf bisher noch nie da gewesene Weise darstellen kann.
"Super henge"
Durrington Walls gilt als die größte steinzeitliche Siedlung Nordeuropas im 4. Jahrtausend v. Chr. Hier wurde nun ein sogenannter "Super henge" gefunden: Bis zu 60 Steine von bis zu drei Metern Höhe, ähnlich denen von Stonehenge, sollen auf anderthalb Kilometern kreisförmig aufgereiht gewesen sein. Einige könnten sich noch intakt unter der Erde befinden.
Hölzerne Überbleibsel
Man habe ein 33 Meter langes Grab mit einem massiven Holzhaus lokalisieren können, so die Forscher. Dort hätten in der Antike vermutlich rituelle Begräbniszeremonien stattgefunden. So seien die Toten wahrscheinlich unter einem Erdhügel beerdigt worden.
Alte Karre
Diese hölzerne, bei Beerdigungen eingesetzte Konstruktion, ist wahrscheinlich noch älter als Stonehenge selbst, das, so schätzen Experten zwischen 3.000 und 2.000 v. Chr. errichtet wurde.
Herausforderung Forschung
"Methoden zu entwickeln, die unser kulturelles Erbe dokumentieren, ohne die Natur zu schädigen, ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit", sagt Wolfgang Neubauer mit Blick auf die eingesetzte Technologie. Er ist der Direktor des an den Forschungen beteiligten Ludwig-Boltzmann-Instituts. Hier arbeitet ein Wissenschaftler mit einem Bodenradar.
Elf Jahrtausende an einem Ort
Die unter der Erde gemachten Bilder enthüllen auch hunderte prähistorische Grabhügel und Siedlungen aus der Bronze-, Eisen- und Römerzeit. Diese Informationen verschaffen den Wissenschaftlern auch neue Erkenntnisse über die Umgebung - und das über einen Zeitraum von 11.000 Jahren. Die Arbeit vor Ort dauerte 120 Tage, verteilt über vier Jahre.
Ein antikes Rätsel
Barack Obama besuchte Stonehenge am 5. September 2014. Der Kommentar des US-Präsidenten: "Wie cool ist das denn!" Wie die Megalith-Steine entstanden, konnte er auch nicht klären. Die gängigste Theorie: Menschen haben schon in der damaligen Zeit den astronomischen Kalender verstanden. Die Steine wurden demnach auf die Sonnenwende ausgerichtet.