Demenz
13. Juni 2012In ihrem diesjährigen Gesamtbericht zu Demenz warnt die WHO, dass sich die Zahl der Demenzkranken bis zum Jahr 2050 weltweit verdreifachen wird, über 70 Prozent davon in Entwicklungsländern. Und die sind besonders schlecht für diese Krankheit gerüstet: Oft gibt es in den ärmeren Ländern kein funktionierendes Gesundheitssystem, es fehlt die medizinische Grundversorgung. Aber auch die reichen Industrieländer sind mit der Krankheit, bei der verschiedene Bereiche des Gehirns betroffen sind, überfordert. Bei Demenz lässt das Kurzzeitgedächtnis nach, das Erinnerungsvermögen leidet. Einfache, alltägliche Aufgaben zu erledigen, fällt den Betroffenen immer schwerer.
Vermeidbare Risiko-Faktoren
"Ab einem Alter von 25 verringert sich die Anzahl funktionierender Neuronen in unserem Gehirn schrittweise", erklärt Martin Prince gegenüber der Deutschen Welle. Und, so der der Londoner Professor für Psychiatrische Epidemiologie, alle Systeme im Körper bauten im Laufe des Alterungsprozesses ab. Das bedeute aber nicht, dass alle Menschen irgendwann an der chronischen Krankheit Demenz leiden. Dabei ist Alzheimer mit 70 Prozent die am weitesten verbreitete Form dieser Erkrankung, gefolgt von vaskulärer Demenz.
Ursache für die vaskuläre Demenz sind vor allem Durchblutungsstörungen, das Gehirn wird nicht mehr ausreichend versorgt. Anders als bei Alzheimer könne die vaskuläre Demenz verhindert werden, so Shehar Saxena. Als Risikofaktoren nennt der Direktor der Abteilung für psychische Gesundheit bei der WHO in Genf unter anderem Diabetes, Bluthochdruck, Fettsucht, Rauchen und Mangel an Bewegung.
Vergesslichkeit ist keine Demenz
Oft wird Demenz als Vergesslichkeit missverstanden. Dadurch, dass die Symptome nicht immer erkannt würden, so Saxena, sei eine gezielte Behandlung oft stark verzögert. Überhaupt ist die Diagnose nicht einfach, denn Demenz entwickelt sich langsam und viele Veränderungen sind altersbedingten Erscheinungen recht ähnlich, zumindest am Anfang der Krankheit. Auch in Ländern mit hohem Einkommen wird nur etwa ein Fünftel bis die Hälfte aller Demenzfälle routinemäßig erkannt. Noch bedrohlicher ist die entsprechende Zahl in Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen.
Demenz in Entwicklungsländern
In Entwicklungsländern ist Demenz zur Zeit noch kein so eklatantes Problem, denn die Menschen in diesen Gebieten werden kaum über 75. Das ist das Alter, in dem sich normalerweise erste Symptome zeigen. Kranke und damit auch Demenzkranke werden vor allem in afrikanischen und asiatischen Ländern traditionell im Rahmen ihrer Familien versorgt. Aber auch dort bahnt sich ein Wandel an. Viele Menschen ziehen vom Land in die Städte, um dort Arbeit zu finden und die Familienstrukturen ändern sich schnell und markant. In den reichen Industrieländern ist das schon vor Jahrzehnten passiert: Großfamilien, in dene sich die Jungen um die Alten kümmern, gibt es kaum noch.
Alarmierende Statistiken und düstere Prognosen
Alle vier Sekunden wird rund um den Erdball ein neuen Fall von Demenz bekannt, vor zehn Jahren war es noch jede siebte Sekundel. Und in Deutschland leiden schon heute schätzungsweise 1,2 Millionen Menschen an Demenz in verschiedenen Formen. Wirksame Medikamente sind noch in weiter Ferne.