Licht aus in Köln
5. Januar 2015Die Angstmache der "Pegida"-Bewegung ("Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes") stößt zunehmend auf Widerstand. In Köln demonstrieren nach Veranstalter-Angaben mehr als 1000 Menschen friedlich gegen die islamfeindlichen "Pegida"-Proteste, die sich in der Domstadt "Kögida" nennen. Insgesamt kamen in Köln, Stuttgart, Würzburg und München mehrere tausend Menschen zusammen, um gegen "Pegida" zu demonstrieren. Gegendemonstrationen gab es auch in anderen Städten wie Hamburg und Rostock.
In Köln wurde symbolträchtig die Außenbeleuchtung des Doms für die Dauer der "Pegida"-Demonstration ausgeschaltet, um so ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit zu setzen. Auch das Rathaus, weitere Kirchen, Rheinbrücken und historische Gebäude bleiben für die Dauer der Demo dunkel. Die Aktion ist Teil einer Gegenbewegung, die unter dem Motto "Licht aus für Rassisten" dazu aufruft, während "Pegida"-Aufmärschen die Beleuchtung von Gebäuden abzuschalten.
Zu der Gegenkundgebung in der Nähe des Bahnhofs Köln-Deutz hatte die Initiative "Köln stellt sich quer" aufgerufen, der nach eigenen Angaben knapp 50 Unterstützergruppen angehören. Die Veranstaltung wurde unter anderem von den Kirchen, mehreren Islamverbänden und der Musiker-Initiative "Arsch huh" unterstützt. Die Demonstranten zeigten Plakate mit Sprüchen wie "Gemeinsam für ein tolerantes und buntes Köln" oder "Vielfalt statt Einfalt". Das Auswärtige Amt twitterte dazu, in Deutschland sei "kein Platz für fremdenfeindliche Hetze".
Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) verurteilte die Pegida-Proteste. Wer dorthin gehe, "muss sich im Klaren sein, welchen Demagogen er eine Bühne bietet", sagte sie dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Der nordrhein-westfälische CDU-Vorsitzende Armin Laschet begrüßte in der gleichen Zeitung die Abschaltung der Dom-Beleuchtung in Köln. "Gut, dass der Dom keine beleuchtete Kulisse für Nationalismus war."
"Verhindern dass Pegida Fuß fasst"
Auch am Brandenburger Tor in Berlin ging gegen 19 Uhr das Licht aus. Davor demonstrierten einige hundert Pegida-Gegner. Sie waren dem Aufruf der türkischen Gemeinde gefolgt. "Ich bin seit 42 Jahren hier in Deutschland", sagte eine Frau mit Kopftuch. "Ich möchte meine Religion hier so leben können wie es sich gehört". Sie wollten verhindern, "dass Pegida auch hier in Berlin fuß fasst", sagten zwei Studenten. Der Präsident der Türkischen Gemeinde in Berlin forderte ein "Zusammenleben mit Respekt und Toleranz". Der ehemalige Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, erklärte, die Angst vor Muslimen nehme "bizarre Ausmaße an" und zog Parallelen zu antisemitischen Verschwörungstheorien. Auch Politiker von SPD, Grünen und Linkspartei sprachen auf der Veranstaltung.
Unter dem Namen "Bärgida" (Berliner Patrioten gegen die Islamisierung des Abendlandes) hatten Pegida-Anhänger zu einer Demonstration in der Hauptstadt aufgerufen, zu der nach Angaben der Polizei 300 Menschen kamen. Zu den verschiedenen Gegendemonstrationen waren mehrere tausend Teilnehmer erscheinen. Am Berliner Schlossplatz, einige hundert Meter vom Brandenburger Tor, zählte die Polizei 5.000 Demonstranten.
Größerer Zuspruch für "Pegida" nur in Dresden
Während die "Pegida"-Demonstrationen in Köln und Berlin bislang eher klein bleiben, sind in Dresden erneut Tausende einem Aufruf des umstrittenen "Pegida"-Bündnisses gefolgt und gegen eine angebliche "Überfremdung" Deutschlands auf die Straße gegangen. Nach Polizeiangaben folgten nach erster grober Schätzung rund 10.000 Menschen dem Aufruf der Islamkritiker zu der elften "Pegida"-Kundgebung in der sächsischen Landeshauptstadt.
In Köln hatten die Veranstalter des "Pegida"-Ablegers "Kögida" mit 500 Teilnehmern gerechnet. Nach Angaben von Sprechern der Gegendemonstranten waren beim Start der Demonstration erst etwa 150 Teilnehmer dabei. Inzwischen sagte "Kögida" den Demonstrationszug durch die Stadt aus Sicherheitsgründen ab. "Wir machen das hier deshalb zu einer stationären Veranstaltung", erklärte der "Kögida"-Organisator. Das Gedränge der Gegendemonstranten sei zu groß.
qu/sti (dpa, aqfp, epd, KSTA)