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Politik

Yücel heiratet im Gefängnis

12. April 2017

Der in der Türkei inhaftierte "Welt"-Korrespondent ist nach Angaben der Zeitung im Gefängnis getraut worden. Die Bundesregierung fordert weiter Yücels Freilassung .

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Deniz Yücel
Bild: picture-alliance/dpa/K. Schindler

Deniz Yücel und seine Freundin wurden nach Angaben der "Welt" in der Haftanstalt Silivri westlich von Istanbul getraut. Eine Standesbeamtin der Stadtverwaltung von Silivri schloss die Ehe. Als Trauzeugen nahmen laut "Welt" Yücels Anwalt Ferat Cagil und die Parlamentsabgeordnete Safak Pavey von der oppositionellen Partei CHP an der Zeremonie teil. Andere Gäste waren nicht zugelassen.

 Seit Ende Februar in U-Haft

Der deutsch-türkische Journalist, der für die "Welt" aus der Türkei berichtet hatte, sitzt seit Ende Februar in einer Einzelzelle in Untersuchungshaft, die in der Türkei fünf Jahre dauern kann. Zuvor hatte Yücel bereits fast zwei Wochen in Polizeigewahrsam verbracht.

Die Justizbehörden werfen dem 43-Jährigen wegen seiner Artikel über den gescheiterten Militärputsch im Sommer 2016 und den Kurdenkonflikt "Terrorpropaganda" und "Volksverhetzung" vor. Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Yücel als deutschen Spion und als Agenten der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) bezeichnet. Yücel, seine Zeitung und die Bundesregierung haben diese Vorwürfe als aus der Luft gegriffen zurückgewiesen.

Behörden blockieren Besuche

Yücel darf nur Besuch von seinen Anwälten, nahen Familienangehörigen und - auf Antrag - von türkischen Parlamentsabgeordneten empfangen. Mit der Heirat erhält nun auch seine Ehefrau ein Besuchsrecht. Der deutsche Generalkonsul in Istanbul konnte Yücel vergangene Woche erstmals besuchen, doch erteilten die türkischen Behörden zunächst keine Genehmigung für weitere Besuche. Das Auswärtige Amt dringt darauf, dauerhaften konsularischen Zugang zu dem Journalisten zu erhalten.

Solidaritätsdemonstration für Yücel Ende Februar in Berlin
Solidaritätsdemonstration für Yücel Ende Februar in Berlin Bild: Reuters/F. Bensch

Die Bundesregierung rechnet nach eigenen Angaben vor dem Verfassungsreferendum in der Türkei am Sonntag nicht mehr mit Fortschritten im Fall Yücel. Der Sprecher des Auswärtigen Amts, Martin Schäfer, forderte in Berlin erneut die Freilassung des Reporters. "Das eigentliche Problem ist nicht die ausstehende konsularische Betreuung, sondern die Tatsache, dass er in unverhältnismäßiger Weise in Untersuchungshaft gehalten wird, und es Beschuldigungen gibt, die nicht nur für uns schwer nachvollziehbar sind", sagte der Sprecher von Außenminister Sigmar Gabriel (SPD). "Wir sind da natürlich weiter dran", fügte Schäfer mit Blick auf die Betreuung in der Haft durch deutsche Diplomaten.

wl/hk (dpa, afp, epd)