1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Der Auftritt des Griechen

28. Januar 2010

Griechenland steht in Europa wegen seiner Extrem-Verschuldung unter verschärfter Beobachtung. Zumal die Griechen ihre Schulden-Zahlen schon häufig frisiert haben. Zeit um beim EZB-Chef um Vertrauen zu werben - in Davos.

https://p.dw.com/p/LjJZ
George Papandreou in Davos (Foto: AP)
Griechenlands Ministerpräsident George PapandreouBild: AP

Den Griechen traut man in Europa nicht - zurzeit jedenfalls. Die Staatsverschuldung hat sich soweit von den Grenzen der europäischen Kriterien entfernt, dass das Land einen strikten Sparkurs fahren will - und der wird von den europäischen Kollegen überwacht. Denn Griechenland hat es mit seinen Zahlen in der Vergangenheit nicht immer so ganz genau genommen.

Und so nutzt die griechische Regierung jetzt jede Gelegenheit, um für Vertrauen zu werben - zum Beispiel auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Da saß der griechische Premier George Papandreou am Donnerstagnachmittag (26.01.2010) dem Mann gegenüber, von dem er in den letzten Wochen womöglich schlecht geträumt hat: Europas oberstem Währungshüter Jean-Claude Trichet, Chef der Europäischen Zentralbank.

Die Vorgänger sind schuld

George Papandreou in Davos (Foto: AP)
"Wir sind vor allem selbst schuld an der Misere"Bild: AP

So gab sich der Grieche auch ganz bußfertig: "Wir sind vor allem selbst schuld an der Misere", so der Premier. Die Vorgängerregierung habe viele Fehler gemacht, es habe eine Klientelpolitik gegeben, die viel Geld gekostet habe. "Wir haben ein hohes Maß an Korruption entwickelt - auf höchsten Level. Und wir haben die Struktur unserer Wirtschaft nicht umgebaut."

Wobei sich Papandreou so leicht von der eigenen Schuld an der Misere nicht lossprechen kann - schließlich waren seine Sozialisten bis 2004 selbst an der Regierung. Jetzt soll aber alles besser werden, dank eines harten Einsparprogramms: "Wir haben Maßnahmen ergriffen, um Tausende Leute im öffentlichen Sektor zu entlassen, wir kürzen die öffentlichen Löhne, wir reduzieren das Defizit um vier Prozent. Vier Prozent - gibt es ein anderes Land, dass das das tut?"

Hartes Sparprogramm

Außerdem soll in Zukunft eine neue Statistik-Behörde die griechische Laxheit mit den Zahlen in den Griff bekommen - mit Hilfe des europäischen Statistikamtes. Diese Maßnahme haben die europäischen Finanzminister dem Land mehr oder weniger aufgezwungen. In drei Jahren will Griechenland dann wieder das Euro-Kriterium von drei Prozent Neuverschuldung gemessen am Bruttoinlandsprodukt erfüllen. Das ist ein sehr ambitioniertes Ziel, denn derzeit liegen die Griechen bei 12, 7 Prozent - nach eigenen Angaben wohlgemerkt.

Das Land ist so verschuldet, dass die "Financial Times" schon meldete, Griechenland würde die liquiden Chinesen um Kredit bitten. Was sowohl Griechenland, als auch China umgehend dementierten. "Allein dieses Dementi der Chinesen wurde als Zeichen für fehlendes Vertrauen in die griechische Wirtschaft interpretiert. Und das hat unsere Probleme umgehend verschärft. Das zeigt, dass uns selbst Gerüchte Probleme bereiten können", so Papandreou.

George Papandreou in Davos (Foto: AP)
"Die Eurozone war und ist sehr wichtig für Griechenland"Bild: AP

Ohne den Euro, gibt der Premier zu, wäre das Land durch die Wirtschaftskrise in eine noch größere Schieflage geraten. "Die Eurozone war und ist sehr wichtig für Griechenland, sie ist ein Puffer, der es uns ermöglicht, unsere Wirtschaft auf Vordermann zu bringen."

Dieses Statement richtete Papandreou wohl an seinen Nebenmann Trichet. Der konnte jedenfalls bei soviel Einsicht keine mahnenden Worte mehr finden. Im Gegenteil: Trichet relativierte das Problem, die anderen Euroländer seien zurzeit eben auch nicht die perfekten Sparer: "Wir stehen alle unter Stress zurzeit, im Durchschnitt liegt die Verschuldung der Euroländer bei sechs Prozent."

Ein Wert, der für Griechenland momentan utopisch erscheint.

Autor: Manfred Goetzke, zurzeit in Davos

Redaktion: Kay-Alexander Scholz