Der Charme des Morbiden
Die Farben von Blut und Tod dominieren in dem alten Schloss: Dunkelrote und schwarze Stoffe umhüllen Vampirbücher aus dem 17. Jahrhundert oder einen Koffer mit Abwehrmitteln gegen Graf Dracula und Co. Einen Sarg für die Untoten will die Initiatorin des angeblich ersten Vampir-Museums Deutschland aber nicht aufstellen. "Das geht zu sehr in diese gruftige Richtung, in die wir nicht wollen", sagt Ulrike Wyche.
Die Schau über die blutrünstigen Schlürfer soll vielmehr "ein bisschen Aufklärung und ein bisschen Spaß" bringen - und einen Bogen schlagen von Fledermäusen zu Vampiren in Literatur, Film und Alltagskultur. Pünktlich zu Halloween öffnet das Museum in Laubach (Hessen). Auf rund 8000 Besucher hofft Wyches Mitstreiter, der Frankfurter Mythenforscher Hans Meurer, in den nächsten zwölf Monaten. "Etwa 2006 wollen wir dann die dreifache Anzahl pro Jahr."
Original "Dracula"
Zunächst muss jedoch die Ausstellungsfläche wachsen: Auf 80 von geplanten 200 Quadratmetern könne im Moment nur ein "Appetithappen" serviert werden, räumt Meurer ein. In dem historischen Gemäuer steht inmitten von Kerzen die lebensgroße Figur eines Blutsaugers - stilecht mit wehendem Umhang und einem dünnen Blutfaden, der aus dem Mundwinkel rinnt.
Filmplakate- wie das Originalposter von Roman Polanskis "Tanz der Vampire" von 1967 - und ein Filmkostüm aus Francis Ford Coppolas "Dracula" (1992) sollen auch Kinoliebhaber in die idyllische Stadt am Rand des Vogelsbergs locken. Prunkstück ist die Erstausgabe von Bram Stokers Dracula-Roman.
Der irische Schriftsteller hatte den transsylvanischen Vampirgrafen schon 1897 zur Kultfigur gemacht. "Seitdem haben diese ewig jungen Wesen alles besetzt - ob Literatur, Film, Theater oder Werbung", sagt Meurer. Und natürlich auch den Markt für Kitschprodukte: Skurrilen Plastikdingen, von der Spardose in Sargform bis zum "Opa Dracula", räumt die Schau viel Platz ein.
Ein Vampir muss es sein ...
Die Mischung aus Gefährlichkeit und Erotik fasziniert Wyche an den Blutsaugern. "Das Düstere, Dunkle, Mächtige ist anziehend - und ein wohltuender Gegenpol zur heilen Welt." Auch für Meurer machen gerade die bösen und verführerischen Eigenschaften den Reiz des Vampirs aus. "In diese Figur projizieren wir unsere verborgenen Ängste und Sehnsüchte hinein, um unsere dunklen Seiten ohne Schuldgefühle ausleben zu können." Der Mythos um das Reich der Untoten stütze sich zudem auf "eine gehörige Portion Aberglauben".
Weniger unheimlich geht es in dem Teil der Ausstellung zu, der sich um Fledermäuse dreht. Mit Informationstafeln und Präparaten wollen die Museumsmacher Kinder und Erwachsene über Lebensraum und Verhalten der Nachttiere aufklären. "Diese putzigen Tiere bringen manche Leute immer noch zum Fürchten", wundert sich Wyche. Als Symbole für "ruhelose, umherfliegende Seelen" erinnern sie Meurer zufolge viele Menschen an die Vampire, die wegen einer ungesühnten Schuld im Grab keine Ruhe finden.
Das Vampir-Museum ist samstags und sonntags von 14.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Eintrittspreis: 2 Euro.