Der deutsche Pablo Picasso
Das Picasso-Museum in seiner Geburtsstadt Málaga geht der Frage nach: Wie war sein Verhältnis zu Deutschland?Picasso hat nie deutschen Boden betreten. Aber Deutschland spielte für seine Karriere eine wichtige Rolle.
Vater der Avantgarde
Picasso war zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Überfigur, ein Ausnahmekünstler, an dem keiner vorbeikam. Vor allem in Deutschland war er schon früh bekannt. Kein anderes Land hat seine Entwicklung so intensiv verfolgt und begleitet. Es ist der Unterstützung deutscher Galeristen und Sammler zu verdanken, dass er in Paris ein sorgenfreies Leben führen konnte.
Kahnweiler und Picasso
Daniel Henri Kahnweiler heißt dieser Mann, der als erster Picassos Potential erkannte. Als Picasso 1907 an den "Démoiselles d'Avignon" malte, unterstütze ihn Kahnweiler in dieser Zeit finanziell. Der legendäre Galerist, der eigentlich aus Mannheim stammte, glaubte fest an das Genie von Picasso. Mit seiner kunsttheoretischen Schrift "Wege zum Kubismus" machte er den Spanier weltberühmt.
Sonderbundausstellung 1912
Die Sonderbundausstellung im Wallraf-Richartz-Museum in Köln wurde von dem Kunsthändler Kahnweiler und seinem Kollegen Alfred Flechtheim ermöglicht. Die Ausstellung, die Werke der internationalen Avantgarden zeigte, wurde zu einer Provokation. Picasso durfte 22 Werke in einem eigenen Saal ausstellen. Die lokale Presse tobte und zweifelte an der Qualität der "Würfel-Kunst" des Kubisten Picasso.
Aufbruch in die moderne Kunst
In Paris malte Picasso 1908 das Porträt eines Mannes: Es zählt zu seinen frühen kubistischen Gemälden. Die deutsche Künstlerin Paula Modersohn Becker arbeitete gleichzeitig in Paris. Sie porträtierte die Pianistin Lee Hoetger und geht damit neue Wege - hin zu einer neuen Einfachheit. Die Ausstellung präsentiert die Gemälde als beispielhafte Werke für die Entwicklung der Avantgarde.
Neue Wege beschreiten
Als sich Picasso 1905/1906 mit Kunstwerken der Frühgeschichte und Afrikas beschäftigte, war er nicht alleine damit. Fast zeitgleich gründete sich in Dresden "Die Brücke". Die Kunst der "Primitiven" war für sie Ausdruck von ursprünglichem Lebensgefühl. Doch anders als Picasso, der durch die Beschäftigung mit fremder Kunst den Kubismus begründete, entstand in Dresden der deutsche Expressionismus.
Blick auf die Natur
Die Badenden am Strand war ein Thema, das die Künstler der "Brücke-Bewegung" häufig auf die Leinwand bannten. Die nackten Figuren sehen aus wie geschnitzt oder modelliert. Auch Picasso interessiert sich für die Natur. Anfangs ist er noch stark von Paul Cézanne inspiriert. Dann wird die Natur nur noch zum Hilfsmittel, um eine neue Formensprache auszuprobieren.
Intime Porträts
Pablo Picasso malte in den Jahren 1922 - 1923 das Porträt seiner damaligen Frau Olga im eleganten Pelzmantel. Es ging ihnen gut. Der gemeinsame Sohn war ein Jahr alt. Die "Demoiselles d'Avignon" waren für 25 000 Francs verkauft. Das Porträt wurde nicht nur von Picasso, sondern auch von deutschen Zeitgenossen damals völlig neu definiert. Die emotionale Wirklichkeit stand über der physischen.
Geliebte Frauen als Sujet
Max Beckmann porträtierte alle seine fünf Frauen. Hier im Bild, das aus dem Jahr 1934 stammt, ist "Naila" zu sehen. Im Vergleich zu dem Gemälde von Picasso, das in der Ausstellung daneben hängt, wirkt es wie ein Zitat: der Pelzmantel, der nach innen gerichtete Blick, die Konzentration auf das Wesentliche. Ehefrauen, Geliebte oder Freundinnen waren damals die Lieblingsmotive der Porträtkunst.
Vorliebe für die deutsche Renaissance
Während sich deutsche Zeitgenossen an Picasso rieben, interessierte sich der Spanier nur für die deutsche Kunstgeschichte. Die Renaissance von Dürer über Lucas Cranach bis hin zu Matthias Grünewald hatte es ihm angetan. 55 Zeichnungen fertigte er von der berühmten Kreuzigungsszene des Isenheimer Altars in Colmar im Elsass an und saugte daraus die Essenz: der Schmerz als religiöse Grenzerfahrung.