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Der "Hai von Messina" erobert Frankreich

Olivia Gerstenberger (mit sid, dpa, Munziger)27. Juli 2014

Vincenzo Nibali fährt den ersten italienischen Sieg bei der Frankreich-Rundfahrt seit 1998 ein und beeindruckt durch Dominanz. Der einstige Helfer von Alberto Contador krönt sich zum Toursieger 2014.

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Tour de France 2014 Sieger Vincenzo Nibali (Foto: Photonews/Panoramic PUBLICATION)
Bild: Reuters

Es war der größte Moment seiner Karriere: die Siegesfahrt über die prachtvollen Champs Elysées in Paris im Gelben Trikot des Gesamtführenden auf das Podium. Vincenzo Nibali präsentierte sich in den vergangenen drei Wochen in überragender Form und fuhr den ersten italienischen Toursieg seit 16 Jahren ein - zwar nicht so spektakulär wie sein verstorbener Vorgänger Marco Pantani, aber doch mit einer beeindruckenden Dominanz. "Ich glaube, das Geheimnis ist, intelligent zu fahren und ruhig zu bleiben. Das hat mir Ivan Basso beigebracht", hatte Nibali während der Rundfahrt in einem Interview erklärt.

Der 29-Jährige gilt als kletterstarker Allrounder. Er ist kein ausgesprochener Kletterexperte, aber ein großer Kämpfer, der im Hochgebirge mit den Spezialisten mithalten kann. "Ich bin wie ein regelmäßiges Uhrwerk", kommentierte er einst seinen Fahrstil. Nibali ist einer der besten Abfahrer der Welt und hat sich zudem im Verlauf seiner Karriere im Zeitfahren enorm verbessert. Seine bisher größten Erfolge waren die Gesamtsiege bei der Vuelta 2010 und beim Giro d'Italia 2013.

Start auf selbstgebautem Rennrad

Die Radsportler Alessandro Pettacchi, Kanstanzin Siuzou (l.) und Vincenzo Nibali (r.) in Treviso Italien im Januar 2005 (Foto: PACO SERINELLI/AFP/Getty Images)
Nibali (r.), Pettacchi und Siuzou (l.) im Jahr 2005Bild: Getty Images/AFP/Junior D. Kannah

Nibali, im Nordosten Siziliens in Messina geboren und deshalb mit dem Spitznamen "Hai von Messina" versehen, begann seine Karriere auf einem selbst zusammengebastelten Rennrad. Die ersten Erfolge fuhr er 2002 ein: als Juniorenmeister im Straßenrennen und als Dritter bei der Junioren-WM im Einzelzeitfahren. Gleich in seinem ersten Profijahr beim Team Fasso Barolo im Jahr 2005 gewann Nibali eine Etappe bei der Settimana Ciclista Internazionale Coppi-Bartoli und überraschte als Etappenzweiter bei der Tour de Suisse.

Auch im Trikot des Liquigas-Bianchi-Teams sicherte sich der Jungprofi achtbare Erfolge: Unter anderem gewann er bei seiner ersten Teilnahme am Giro d'Italia 2007 am ersten Renntag das Mannschaftszeitfahren auf Sardinien und wurde bei der Slowenien-Rundfahrt Gesamtzweiter. Auch bei seiner ersten Teilnahme an der Tour de France ein Jahr darauf reichte es noch nicht ganz: Vincenzo Nibali kam als 20. der Gesamtwertung in Paris an, durfte sich auf den Champs Elysées aber als Drittplatzierter im Kampf um das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers feiern lassen.

Seit 2010 vorn dabei

2010 stieg der Sizilianer endgültig zur Radsportelite auf: Im Frühjahr gewann Vincenzo Nibali die Gesamtwertung der Tour de San Luis in Argentinien und wurde beim Giro Dritter in der Gesamtwertung. Seine Premiere bei der Vuelta krönte er mit dem Gesamtsieg. "Italiens neuer Campione", titelte die Zeitschrift "Radsport". Nibali selbst sagte der deutschen Zeitung "Die Welt": "Ein Kindheitstraum wird wahr. Ich betrete jetzt den kleinen Zirkel der Sieger bei den Grands Tours." Ein Jahr später verpasste er die Titelverteidigung beim Giro und landete zunächst auf Rang drei. Nachdem Contador der Titel später nach einer positiven Dopingprobe während der Tour de France 2010 aberkannt wurde, rückte Nibali auf Rang zwei vor. 2012 galt Nibali nach drei Jahren Abwesenheit bei der Tour de France als Favorit auf einen Podiumsplatz und wurde Dritter. Sein Liquigas-Bianchi-Team konnte ihn trotz massiver Gehaltserhöhungen nicht halten, seit 2013 fährt er für das kasachische Team Astana.

Vinzenzo Nibali Sieger des Giro (Foto: EPA/DANIEL DAL ZENNARO, dpa)
Vincenzo Nibali gewann 2013 den Giro d'ItaliaBild: picture-alliance/dpa

Im Astana-Trikot feierte Nibali seinen bislang größten Erfolg im Mai 2013 in seiner Heimat, als er den Giro d'Italia dominierte und die Rundfahrt gewann. Zudem wurde er Zweiter in der Punkte- sowie in der Bergwertung. "Endlich hat unser Radsport den Champion, den wir suchten", kommentierte die Sportzeitung "Gazetto dello Sport" den Sieg Nibalis. Auf die Tour de France verzichtete der Astana-Profi wieder, und wurde nach einem erbitterten Zweikampf mit dem fast 42 Jahre alten US-Amerikaner Chris Horner Zweiter bei der Vuelta.

Ein Jahr später profitierte er bei der Tour vom Fehlen Alberto Contadors und dem ausgeschiedenen Vorjahressieger Christopher Froome. So hatte er in den Bergen leichtes Spiel und schüttelte seine Konkurrenz scheinbar mühelos ab. Mit einer souveränen Vorstellung sicherte sich Nibali den Gesamtsieg und sorgte in seiner Heimat für großen Jubel - eine Einladung in den Palazzo Chigi ist Nibali bereits von Italiens Regierungschef Matteo Renzi zugestellt worden.