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Der Iran und die Bombe

4. August 2003

Baut der Iran Atomwaffen oder nicht? Zur Klärung reist am Montag (4.8.) ein Team der Internationalen Atomenergiebehörde nach Teheran. Ziel: Die Mullahs dazu zu bringen, strengere Kontrollen der Atomanlagen zuzulassen.

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Chefinspekteur Mohamed El Baradei lässt den Iran genauer unter die Lupe nehmenBild: AP

Mittels vertraglicher Verpflichtungen soll der Iran bewogen werden, seinem umstrittenen Atomprogramm die "Schärfe" zu nehmen: Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) fordert, dass die Mullahs ein Zusatzprotokoll zum Atomwaffensperrvertrag unterzeichnen. Inspekteure der IAEA könnten sich dann jederzeit unangemeldet davon überzeugen, dass der Iran tatsächlich allein an der friedlichen Nutzung der Atomenergie interessiert sei.

Über dieses Protokoll hatte Anfang Juli bereits IAEA-Generaldirektor Mohamed El Baradei in Teheran Gespräche geführt. Der Iran hat sich damals grundsätzlich zur Billigung einer stärkeren Kontrolle bereit erklärt, wenn im Gegenzug der Zugang zu moderner Atomtechnik ermöglicht werde. Das islamische Land wirft den USA vor, andere Staaten daran zu hindern, Teheran diese Technologie zu liefern.

Neue Vorwürfe von Seiten der USA

Die USA hingegen halten Teheran vor, ein Programm zur Entwicklung einer Atombombe zu betreiben. Eine unabhängige Untersuchung in den vergangenen drei Monaten habe deutliche Hinweise darauf ergeben, dass der Iran sein kommerzielles Atomprogramm nutze, um militärische Bemühungen dahinter zu verstecken, berichtet die US-Tageszeitung "Los Angeles Times" (Ausgabe vom 4.8.).

Material und Wissenschaftler aus Russland, China, Nordkorea und Pakistan hätten den Iran sehr viel näher an den Bau einer Atombombe gebracht, als der Irak es jemals gewesen sei. Fachleute warnten demnach davor, dass die Regierung in Teheran vielleicht schon in zwei oder drei Jahren über eine erste Atomwaffe verfügen könne. Für die Untersuchung wurden nach Angaben der Zeitung Geheimdienstberichte sowie die Aussagen von ausländischen Regierungsbeamten, unabhängigen Experten, exilierten Iranern und Geheimdienstmitarbeitern ausgewertet.

Quelle: Französische Regierungsunterlagen

Ein ausländischer Geheimdienst habe der Zeitung einen vertraulichen Bericht der französischen Regierung von Mai zukommen lassen, wonach der Iran überraschend nah an der Herstellung von angereichertem Uran oder Plutonium steht. Sämtliche Regierungen sollten ihre Ausfuhr in den Iran und an iranische Unternehmen "äußerst aufmerksam" prüfen, habe Frankreich darin gewarnt.

Wie die Zeitung unter Berufung auf einen Nahost-Geheimdienstmitarbeiter weiter schrieb, hatte insbesondere Pakistan am iranischen Atomprogramm "von Anfang an eine größere Rolle, als wir dachten". In den vergangenen Monaten habe Iran auch bei europäischen Unternehmen verschiedene Geräte kaufen wollen, mit denen sich radioaktives Material bearbeiten lasse, berichtete die Zeitung.

Bush will friedliche Lösung des Atomstreits

US-Präsident George W. Bush hat die internationale Gemeinschaft und insbesondere Europa aufgefordert, gemeinsam mit der US-Regierung Iran von der Entwicklung von Atomwaffen abzuhalten. "Der beste Weg, den Iranern zu diesem Zeitpunkt zu begegnen, ist, sich uns anzuschließen mit einer eindeutigen Erklärung, dass die Entwicklung von Atomwaffen nicht im Interesse der Iraner ist", sagte Bush vergangenen Mittwoch (30. Juli 2003) in Washington. Er glaube fest daran, dass die Frage friedlich gelöst werden könne. Die USA und die Europäische Union haben den Iran mehrfach aufgefordert, strengere Kontrollen der Internationalen Atomenergiebehörde zuzulassen. (arn)