Der Klassiker: Deutschland gegen England
Es ist ein Duell mit großer Historie. Zum achten Mal endet es mit einem Unentschieden. In der Gesamtbilanz haben die Engländer jedoch mit 17 Siegen in 38 Spielen die Nase vorn.
1909: Die historische Packung
Es ist das vierte Länderspiel einer deutschen Nationalmannschaft überhaupt und das zweite gegen England, dieses 0:9 in Oxford. 6000 Zuschauer werden Zeugen der bis heute höchsten Niederlage eines DFB-Teams. Beim Datum streiten sich die Fußball-Historiker noch immer. Denn offiziell wird der 16. März angegeben. Aber wie konnten die Zeitungen dann schon am 14. März darüber berichten?
1966: Das dritte Tor von Wembley...
... zeigen wir hier nicht. Das ist schon zu oft gezeigt worden. Und inzwischen ist sowieso klar: Der Ball von Geoff Hurst war nicht drin. Im WM-Finale 1966 in London erzwingt Abwehrspieler Wolfgang Weber (links unten) mit seinem 2:2 in der 90. Minute die Verlängerung. Der Rest ist Geschichte. England gewinnt seinen einzigen großen Titel durch einen 4:2-Sieg über enttäuschte Deutsche.
1968: Der erste deutsche Sieg
59 Jahre und 13 Spiele lang dauert es, bis Deutschland zum ersten Mal gegen England gewinnen kann. Und wer sonst als der "Kaiser" Franz Beckenbauer sollte das Siegtor zum 1:0 von Hannover schießen? Es ist übrigens, berichten Zeitzeugen, eines der schwächsten Duelle der beiden ewigen Kontrahenten. Egal - am Ende zählt vor 80.000 Zuschauern nur der Sieg bei der WM-Revanche.
1970: Seelers Hinterkopftor
Die deutsche Mannschaft liegt im WM-Viertelfinale von Leon in Mexiko schon mit 0:2 zurück, als zunächst Franz Beckenbauer und dann Kapitän Uwe Seeler treffen. Dabei verlängert der kleine Seeler (r.) den Ball geschickt mit dem Hinterkopf über Torwart Peter Bonetti. In der Verlängerung sorgt Gerd Müller für die Entscheidung und den Einzug ins Halbfinale gegen Italien. Da ist dann aber Endstation.
1972: Der beste Fußball aller Zeiten
"Zu diesem 3:1-Sieg kann es keine Steigerung mehr geben", schwärmt der sonst eher grantige Paul Breitner nach dem ersten Erfolg einer deutschen Nationalelf in Wembley. Seine Kollegen Uli Hoeneß, Günter Netzer und Gerd Müller schießen die Tore. Beim EM-Viertelfinale gibt es damals noch Hin- und Rückspiel. Zwei Wochen später folgt in Berlin ein 0:0 - und wenig später der Titel für die Deutschen.
1982: Nullnummer in Spanien
1982 gibt es noch Zwischenrunden bei Weltmeisterschaften. In der deutschen Gruppe: Spanien und England. Mit dem 0:0 gegen die Engländer schaffen sich Manfred Kaltz, Ulli Stielike und Hans-Peter Briegel (unten, v.l.n.r.) eine gute Ausgangssituation, besiegen später Spanien mit 2:1 und erreichen über das Elferschießen gegen Frankreich das Finale. Da gewinnt dann allerdings Italien mit 3:1.
1990: Beginn des Elfer-Mythos
"Im Prinzip kann jede Mannschaft jede andere im Elfmeterschießen schlagen, es sei denn, England spielt gegen Deutschland", verzweifelt Englands Gary Lineker. Stuart Pierce (Bild) und Chris Waddle zeigen im WM-Halbfinale Nerven, Deutschlands Schützen bleiben alle cool beim 4:3 im Elfmeterschießen. Zuvor haben Andreas Brehme und Lineker in der regulären Spielzeit getroffen.
1996: Mitten ins Herz
Es ist angerichtet für den zweiten großen Titel der Engländer. Sie stehen im Halbfinale bei der EM im eigenen Land. Der Haken daran: Der Gegner heißt Deutschland und nach regulärer Spielzeit und Verlängerung steht es 1:1 - Elfmeterschießen. Klar, wie das ausgehen wird... Diesmal scheitert Gareth Southgate an Andreas Köpke - danach setzt Andreas Möller (Foto) den entscheidenden Treffer.
2000: Didis Abbruchfete
Es ist das letzte Spiel im altehrwürdigen Wembley-Stadion. In der EM-Qualifikation wollen sich die Gastgeber allzu gerne mit einem Sieg über Deutschland aus der Arena verabschieden, bevor sie abgerissen und durch eine moderne ersetzt wird. Doch Didi Hamann (Nr. 10) macht einen Strich durch diese Rechnung. Ausgerechnet der langjährige England-Legionär erzielt den Treffer zum 1:0-Endstand.
2001: Dreimal Owen
Das nennt man wohl einen Erdrutsch-Sieg: Als die Deutschen in der WM-Qualifikation durch ein Tor von Carsten Jancker mit 1:0 vorne sind, legt England los. Michael Owen (l.), Steven Gerrard (r.) und Emile Heskey drehen die Partie und fügen Deutschland eine schmerzhafte 1:5-Niederlage zu. Owen trifft sogar dreimal.
2010: Rache für Wembley
Es ist das Achtelfinale bei der WM in Südafrika: 40. Minute, Spielstand: 2:1 für Deutschland. Da haut Paul Lampard drauf, der Ball prallt von der Latte für alle sichtbar hinter der Linie des deutschen Tores auf. Für alle, nur nicht für die Referees. Kein Tor! Thomas Müller erhöht mit zwei Treffern noch zum 4:1-Endstand. Die Engländer fluchen, und in Deutschland denken alle an Wembley '66...
2013: Der Sixpack ist geschnürt
Es ist nur ein Freundschaftsspiel, aber in Wembley geht es immer ums Prestige. Das 1:0, erzielt von England-Legionär Per Mertesacker (Bild), bringt den sechsten deutschen Sieg in Folge in der "Kathedrale des Fußballs". Und das, obwohl Bundestrainer Joachim Löw auf Stützen wie Manuel Neuer, Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger oder Mesut Özil verzichtet.
2016: Englands starke Antwort
Alles sieht nach einem souveränen Testspiel-Sieg aus. Toni Kroos und Mario Gomez bringen die Gastgeber mit zwei Toren in Führung. Doch in der letzten halben Stunde offenbart die deutsche Mannschaft viele Schwächen. Harry Kane, der eingewechselte Jamie Vardy mit einem spektakulären Hackentor (Foto) und Eric Dier drehen die Partie zu Gunsten der mutigen und spielstarken Engländer.
2017: Gelangweilte Engländer
Bei diesem Duell in Wembley startet die deutsche Elf besser und hat reihenweise Chancen. Die beste vergibt Leroy Sané (r.), sein Schlenzer landet an der Latte. Das Testspiel endet torlos. Dabei ist die zweite Hälfte so langweilig, dass die englischen Fans Papierflieger basteln und jubeln, wenn es einer bis auf den Rasen schafft.
2021: Nächster Rückschlag für die DFB-Elf
Das Achtelfinale der EURO 2020 läuft nicht gut für die DFB-Elf. Raheem Sterling und Harry Kane treffen zum verdienten 2:0-Erfolg für die Engländer im Wembley-Stadion. Es ist gleichzeitig das letzte Spiel für Joachim Löw nach 15 Jahren als Bundestrainer. Die deutsche Elf tritt mutlos gegen die "Three Lions" auf und muss - wie nach der WM 2018 in Russland - erneut frühzeitig die Heimreise antreten.
2022: Spielverderber Harry Kane
Lange sieht es im Nations-League-Duell in München nach einer Revanche für die EM-Niederlage im Vorjahr aus. Deutschland führt durch ein Tor von Jonas Hofmann bis in die Schlussphase mit 1:0. Doch dann gibt es einen umstrittenen Elfmeter nach Videobeweis. Der zu Fall gebrachte Harry Kane (2.v.l.) lässt sich die Chance nicht nehmen und verwandelt den Strafstoß zum 1:1-Endstand.