Der Kommandant und die Katastrophe
Drei Jahre nach der Havarie des Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia" ist Ex-Kapitän Francesco Schettino zu einer Haftstrafe von 16 Jahren verurteilt worden. Mit dem Verdikt endet ein menschliches Drama im Mittelmeer.
"Gott habe Gnade"
Der Prozess gegen Schettino begann am 17. Juli 2013 vor einem Gericht in der italienischen Stadt Grosseto. Der zuständige Staatsanwalt Stefano Pizza beschuldigte den Kapitän der fahrlässigen Tötung und forderte 26 Jahre Haft. "Gott habe Gnade mit Schettino, weil wir keine mit ihm haben können", sagte er in seinem Plädoyer. Nun wurde der Ex-Kapitän zu 16 Jahren Haft verurteilt.
Der Gigolo von Giglio
Nie um eine Ausrede verlegen: Bei einer Besichtigung des Schiffwracks im Hafen Giglio am 27. Februat 2014 versichert Schettino, dass er "nicht abhauen wollte, sondern den Passagieren geholfen habe, ein Rettungsboot ins Wasser zu lassen". Die Staatsanwälte hingegen sind sicher, dass er von "Bord gegangen ist, ohne sich auch nur die Schuhsohle nass zu machen".
Ende einer Kreuzfahrt
Am 13. Januar 2012 rammte das Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" einen Felsen vor der Insel Giglio. Das Schiff trieb noch mehrere hundert Meter und kehrte um, bis es schließlich vor der Küste auf Grund lief. An Bord waren zum Unglückszeitpunkt 4229 Menschen, davon etwa 1000 Besatzungsmitglieder.
Wo war Kapitän Schettino?
Während Passagiere Schwimmwesten anziehen und in den Schiffsfluren verzweifelt auf ihre Evakuierung in Rettungsbooten warten, hatte sich Kapitän Schettino bereits an Land begeben. Der Spruch der italienischen Küstenwache "Vada a bordo, cazzo" (Gehen Sie an Bord, verdammte Scheiße), ist in Italien mittlerweile zu einem geflügelten Wort geworden.
Mit dem Leben davon gekommen
Wieder sicheren Boden unter den Füßen: Ein Passagier nach erfolgreicher Evakuierung bei seiner Ankunft im Hafen Santo Stefano am 14. Januar 2012. Doch nicht alle Passagiere konnten den sinkenden Luxusliner rechtzeitig verlassen. Für einige kam die Hilfe zu spät: 32 Menschen starben.
Die Wahrheit darf nicht untergehen
Auf der Suche nach Gerechtigkeit: Patrizia Bagnasco, Überlebende des Schiffsunglücks, auf dem Weg zu den Voranhörungen des Costa Concordia Prozess in Grosseto im März 2012. Die Opfer und ihre Angehörigen dringen auf die Aufklärung der Kreuzfahrt-Katastrophe.
Maritimes Monster
Totalschaden: Nach einem mühsamen Manöver, das sich über 19 Stunden erstreckte, wurde das Wrack der Concordia am 17. September 2013 gehoben. Bergungsteams richteten das Schiff auf und stabilisieren es, damit es nach Genua geschleppt und dort verschrottet werden konnte.
Endstation Genua
Am 27. Juli 2014 lief die Concordia mit Hilfe von vier schweren Schleppern in den Hafen von Genua ein. Zehn zusätzliche Schiffe begleiteten den Transport auf der rund 350 Kilometer langen Strecke vom Unglücksort Giglio bis in die italienische Hafenstadt. Zuschauer aus der ganzen Welt verfolgten die letzte Reise der Concordia live am Bildschirm.
Am Pranger
Am 13. Dezember 2014 räumte Schettino erstmals eine Mitschuld am Untergang der Costa Concordia ein. Das öffentliche Interesse am Prozess gegen den Ex-Kapitän ist in seiner Heimat Italien so groß, dass in der Stadt Grossetto ein Theater zum Gerichtssaal umfunktioniert wurde.
Eine verhängnisvolle Affäre
Kurz vor dem Unglück trafen sie sich zu einem romantischen Abendessen. Domnica Cemortan, Ex-Geliebte Schettinos und Hostess der Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere, erregte seit Prozessbeginn die öffentliche Aufmerksamkeit. Im Verfahren gegen Schettino tritt die Moldauerin als Nebenklägerin auf und fordert 200.000 Euro Schadenersatz.
Handschellen und Häme
Von der Kommandobrücke auf die Pritsche: Vier Tage nach dem Schiffsunglück wird Schettino von der italienischen Polizei am 17. Januar 2012 einem Richter zum Verhör vorgeführt. Der Ex-Concordia-Kapitän, der mit Sprüchen wie "Auf dem Schiff komme ich als Kommandant gleich nach Gott" gerne seine Macht demonstrierte, muss künftig den Anordnungen von Gefängniswärtern Folge leisten.