Der Lange geht
15. August 2014
Deutschlands bisher größter Nationalspieler hört auf. Damit ist freilich in erster Linie die Körpergröße gemeint. Mit seinen 1,98 Metern überragt Per Mertesacker alle anderen Nationalspieler in der Geschichte des DFB. Auf dem Feld gehörte der Innenverteidiger fest zu der Generation, die Deutschland vom sogenannten "Rumpelfußball" wieder zurück an die Weltspitze gebracht hat. 104 Länderspiele hat er absolviert, eines mehr als Franz Beckenbauer. "In erster Linie ging es für mich darum, nach zehn Jahren in der Nationalmannschaft das Ende dieses Kapitels selbst zu Bestimmen", begründete Mertesacker den Entschluss in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". Nach Philipp Lahm und Miroslav Klose ist Mertesacker der dritte Spieler aus der Weltmeistermannschaft, der seinen Rücktritt erklärt. Bundestrainer Joachim Löw bedauert den Schritt: "Pers Erfahrung, seine Spielintelligenz, sein Stellungsspiel, vor allem sein Charakter und seine Einstellung werden uns fehlen", wurde Löw auf der Internetseite des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zitiert. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach lobte den 29-Jährigen als "Prototyp des Mannschaftsspielers und ein Vorbild
auf und neben dem Platz".
Seine Profi-Karriere begann Mertesacker bei Hannover 96, ehe ihn im Jahr 2006 der SV Werder verpflichtete. Sein Länderspiel-Debüt feierte er beim 2:0-Sieg gegen den Iran in Teheran am 9. Oktober 2004. Bei den dritten Plätzen bei der Heim-Weltmeisterschaft 2006 und der WM 2010 in Südafrika gehörte Mertesacker ebenso zur Stammelf wie bei der Niederlage im EM-Finale 2008 in Wien. Bei der Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine dagegen war Mertesacker nur Reservist. Für die WM in Brasilien aber hatte der Innenverteidiger zunächst wieder das Vertrauen des Bundestrainers. "Das waren die acht Wochen unseres Lebens", erinnert sich Mertesacker an die Zeit bei der WM und im "Campo Bahia".
Mertesacker hatte in Brasilien nach dem Achtelfinale seinen Stammplatz wegen einer von Bundestrainer Joachim Löw vorgenommenen Systemumstellung verloren. Im Finale wurde er beim 1:0-Sieg in Rio de Janeiro gegen Argentinien eingewechselt, insgesamt stand er in sechs der sieben WM-Spiele auf dem Rasen. Bei der im September beginnenden EM-Qualifikation ist der Abwehrspieler nun nur noch Zuschauer. Coach Löw muss seine Umbaupläne bei der Nationalmannschaft damit womöglich noch umfassender gestalten als bislang erwartet.
jk,ck (sid,dpa)