Maradiaga ist Papstberater
21. Januar 2014Konzerte gibt er nur noch selten, sagt er, aber Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga aus Honduras greift immer noch gerne in die Tasten. Bei seinem Deutschlandbesuch vor wenigen Tagen ließ er es sich nicht nehmen, nach der Messe im Bonner Münster das Keyboard zu testen - Jazz ist seine große Leidenschaft. Immerhin hat er neben Theologie, Psychologie und verschiedenen Naturwissenschaften auch Musik studiert.
Der 71-Jährige ist geübt darin, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich und seine Anliegen zu lenken. Weltweite Bekanntheit erlangte er als Schirmherr der Schuldenerlasskampagne im Jahr 2000. Entwicklungspolitische Initiativen und Nichtregierungsorganisationen engagierten sich damals für einen weitgehenden Schuldenerlass für Entwicklungsländer. Trotz seines Alters reist der Erzbischof von Tegucigalpa munter wie eh und je durch die Weltgeschichte, um seinen vielen Aufgaben gerecht zu werden.
Kardinal Rodriguez Maradiaga ist unter anderem Präsident der katholischen Hilfsorganisation Caritas International und Kuratoriumsmitglied bei der Nichtregierungsorganisation Don Bosco Mondo. Die setzt sich für benachteiligte und ausgegrenzte Jugendliche ein. Doch die jüngste im aufgetragene Arbeit ist wohl auch seine derzeit schwierigste: Der Honduraner leitet seit Oktober vergangenen Jahres eine Kardinalskommission, die im Auftrag von Papst Franziskus die Verwaltung der katholischen Kirche im Vatikan, die Kurie, reformieren soll. "Die Erwartungen sind sehr groß", gab er im Rahmen des "Don Bosco Forums 2014" in Bonn zu. Nach den beiden Auftakttreffen der acht Kardinäle im Oktober und Dezember stehen erste Ideen im Raum.
Laien könnten von der Reform profitieren
Ähnlich wie eine Regierung über Ministerien verwaltet wird, ist auch die katholische Weltkirche in sogenannten Dikasterien organisiert. Die #link:http://www.dbk.de/katholische-kirche/vatikan/kurie/:verschiedenen Institutionen der römischen Zentrale# hat die K-8 genannt Reformkommission analysiert. "Wir haben eine Kongregation für Bischöfe, für Priester, für die Glaubenslehre, warum also sollten wir keine Kongregation für die Laien haben?", sagt Rodriguez Maradiaga über Reformvorschläge, die die Kardinäle derzeit ausarbeiten. Die Laien bildeten schließlich die Mehrheit der Kirche. Derzeit sind Katholiken ohne geistliche Ämter in Form eines Rates vertreten, trotzdem hatten und haben sie verhältnismäßig wenig Einfluss in Rom. "Der Papst will mit Sicherheit eine neue Behörde für Laien", so der Kardinal, und betont, dass Männer und Frauen gemeint sind. In eine solche Kongregation könnte auch der Rat für Familien eingegliedert werden, verheiratete Paare als Mitglieder seien denkbar.
Es ist nicht verwunderlich, dass der Erzbischof aus Honduras für eine stärkere Rolle der Laien wirbt. Deren großes Engagement kennt er aus der Heimat. Im mittelamerikanischen Land sind Priester knapp, die zahlreichen kleinen Dörfer meist nur schlecht zu erreichen. Der Kardinal ist wohl der einzige Geistliche im Land, der als Pilot im eigenen Hubschrauber von einem zum anderen Ort schwebt. Schon 1966 wurden in Honduras die ersten Laien in der katholischen Kirche ausgebildet, um zu Ostern in abgelegenen Gemeinden Wortgottesdienste zu leiten. Heute gibt es etwa 17.000 dieser "Delegados de la Palabra" in Honduras. Die Männer und Frauen sind es gewohnt, für ihre Gemeinden Verantwortung zu übernehmen - auch ohne Priesterweihe.
Die Geistlichen sollen besser miteinander kommunizieren
Die Vatikan-Behörden, die zuletzt unter Papst Johannes Paul II. Ende der 1980er Jahre grundlegend reformiert wurden, sind allerdings nicht die einzige Baustelle. Auch die Kommunikation soll verbessert werden. "Nach dem Morgengebet checke ich meine E-Mails auf dem Mobil-Telefon", verrät Kardinal Rodriguez Maradiaga. Doch das ist offenbar kein Standard bei den Geistlichen. Der Papst täte dies zum Beispiel nicht. "Das ist eine andere Galaxie", fügt der Kardinal schmunzelnd hinzu. Um trotzdem besser miteinander Entscheidungen treffen zu können, wird die Bischofssynode zu einer permanenten Einrichtung. "Die Bischofssynode ist ein sehr gutes Instrument der Kollegialität", erklärt der 71-Jährige Honduraner. Doch die Treffen der internationalen Delegierten alle drei Jahre und ab und an eine Sonderversammlung seien zu wenig gewesen. Wichtig sei das gegenseitige Zuhören.
Für eine bessere Kommunikation soll auch die noch junge Kommission, die Rodriguez Maradiaga leitet, sorgen. Die K-8 wird auch nach der abgeschlossenen Reform bestehen bleiben - als Beratergremium für den Papst. "Wir sind vor Ort. Wir können jeweils aus unseren Regionen berichten." Deswegen hätte Franziskus auch aus allen Teilen der Welt eine Person ausgewählt. Für Europa ist das der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx. Das nächste Treffen der K-8 beginnt am 22. Februar. Dann werden die Vorschläge zur Kurienreform wohl noch konkreter werden. Bis dahin stellt Kardinal Rodriguez Maradiaga schon eines klar: "Die Kurie existiert nicht, um darin Karriere zu machen. Wir sind dort, um zu dienen." Bei so vielen Diensten wird die Zeit weiterhin knapp bleiben, um häufiger in die Tasten zu greifen.