Im Kino: Die Schöne und das Biest
15. März 2017Am drastischsten fiel wohl die Verfilmung des Stoffs durch den Polen Walerian Borowczyk aus. Der als Skandalregisseur verschriene Regisseur, in den 1970er Jahren durchaus ein großer Name im europäischen Kino, durchbrach mit seiner Verfilmung Grenzen. "Die Schöne und das Biest" hatte schon immer einen starken erotischen Subtext. Den arbeitete Borowczyk heraus.
Harte Kritik aus den USA
Das Biest, das ist kein richtiger Mensch - und doch läuft da was zwischen der Schönen und dem Biest. Wie soll das gehen? Die meisten Regisseure verzichteten auf die konsequente Ausführung der Fabel. Nicht aber Borowczyk. Die "New York Times" bezeichnete den Film damals als "schmutziges Gebräu aus Märchen, freudianischer Torheit und Eight-Avenue-Peep-Show". Und die "Washington Post" sah den Film des Polen als "haarige Pornofabel" und klassifizierte "La Bête" (Originaltitel) als "unausgegorenes Gemisch aus überdurchschnittlichem Horrorfilm und aufdringlichem Softporno mit Hardcore-Einschlag".
"La Bête" auf der einen Seite und die Zeichentrickversion "Beauty and the Beast" aus dem Hause Walt Disney von 1991 auf der anderen Seite - ein größerer Gegensatz lässt sich wohl nicht ausmachen. Zuckersüß und familientauglich, angereichert mit eingängigen Poprhythmen - so war der Disney-Animationsstreifen gestaltet.
Der Computer half nach
An diesem orientiert sich auch die neueste Version aus dem Hause Walt Disney, die nun auf die Kinos in aller Welt zukommt, allerdings diesmal als Realfilm. Doch was heißt schon real? Sieht man sich das Werk von Regisseur Bill Condon mit Emma Watson in der Hauptrolle an, so weiß man in vielen Szenen kaum, ob das auf der Leinwand nun "echt" ist oder doch nur am Computer generiert. Echte Schauspieler und Szenenbilder aus dem Digitallabor - das ist das Kommerzkino der Zukunft.
Klassiker von Cocteau
Zwischen diesen beiden Polen finden sich die zahlreichen anderen Verfilmungen des Stoffs von der Schönen und der Bestie wieder, mal poetisch, mal modern, mal altmodisch, mal märchenhaft. Für viele Fans ist sowieso die Verfilmung des französischen Künstlers Jean Cocteau aus dem Jahre 1946 auch heute noch die schönste. Weil sie vieles im Dunkeln lässt, nicht alles auserzählt, mit Stimmungen arbeitet und auf Atmosphäre setzt - und so dem Kern des Märchens am nächsten kommt.