Der neue 50-Euro-Schein kommt
Am 4. April können Verbraucher ihn in Händen halten: Den neuen 50-Euro-Schein. Europas Währungshüter tun damit den nächsten Schritt im Kampf gegen Geldfälscher. Die Bundesbank hat die neue Banknote vorgestellt.
Er weiß schon, wie sich der neue Schein anfühlt
In knapp drei Wochen wird der nagelneue Schein unters Volk gebracht. Die Bundesbank ist zuversichtlich: "Wir gehen davon aus, dass die erforderlichen Umstellungsarbeiten bis zum Erstausgabetag abgeschlossen sind", sagt Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele (Foto). 5,4 Milliarden Stück sollen im ersten Schritt über Geldautomaten, Bankschalter und Ladenkassen in Umlauf gebracht werden.
Was hat der neue Schein mit Fußball zu tun? Nichts - oder doch?
Nebeneinandergelegt würden die 5,4 Milliarden neue Noten eine Fläche von 8200 Fußballfeldern oder in etwa die Fläche der Stadt Rüsselsheim bedecken. Banken und Handel hatten in den vergangenen Monaten Gelegenheit, Geräte und Personal auf die neuen 50-Euro-Scheine einzustellen.
Baumwoll-Geld
Die für unser Leben so wichtigen Scheine haben ganz klein angefangen - als Baumwolle. Sie ist das Grundmaterial der Euro-Scheine, weil sie strapazierfähiger als herkömmliches Papier ist. Und den Scheinen macht es nichts aus, wenn sie versehentlich einmal in der Waschmaschine landen. Für die Herstellung von Banknotenpapier werden die von der Textilindustrie aussortierten kurzen Fasern verwendet.
Geheime Papier-Mischung
Die Baumwolle wird gebleicht, gewaschen und zu Papierbrei verarbeitet. Die genaue Zusammensetzung des Breies ist geheim. Diese sogenannte Rundsiebpapiermaschine verarbeitet den Brei zu langen Papierbahnen. Sie enthalten bereits einige der zahlreichen Sicherheitsmerkmale der Geldscheine, wie Wasserzeichen und Sicherheitsfäden.
Ausgefeilte Sicherheitsmerkmale
Mehr als zehn verschiedene Sicherheitsmerkmale haben sich die Entwickler für die Euro-Scheine einfallen lassen, um Geldfälschern das Leben schwer zu machen. Eines davon sind Folienapplikationen, die hier in der privaten deutschen Druckerei Giesecke & Devrient auf das Banknotenpapier gepresst werden.
Tonnenschwerer Druck
In der Druckerei wird in einem komplizierten Verfahren die Farbe auf das Papier gepresst. Zehn Kilogramm Farbe reichen für rund 400.000 20-Euro-Scheine. Anschließend werden die Scheine durch weitere Maschinen gejagt, die mit einem Gewicht von 80 Tonnen den fälschungssicheren Tiefdruck auf das Papier pressen, oder Zahlen aufbringen, die je nach Lichteinfall den Farbton wechseln.
Der Künstler
Reinhold Gerstetter ist für das Design der Euro-Banknoten zuständig. Der deutsche Grafiker hat auch schon die Gesichter, die auf den letzten D-Mark-Scheinen abgedruckt waren, gezeichnet. Die Euro-Banknoten sind je Nennwert einer europäischen Epoche zugeordnet: Der Fünf-Euro-Schein zeigt einen Torbogen aus der Antike; dann folgen Romanik, Gotik, Renaissance, Barock und Industriezeitalter.
Eine Nummer für jeden Schein
Was jetzt noch fehlt, ist die Numerierung: Jede Scheinnummer wird nur ein einziges Mal vergeben. Dadurch lässt sich genau feststellen, wo ein Schein gedruckt wurde. Gut ein Dutzend Hochsicherheitsdruckereien produzieren in Europa die Banknoten. Nach einem festen Schlüssel wird das Drucken der Scheine auf die einzelnen Euro-Mitgliedsstaaten verteilt.
Wettbewerb schafft Kostendruck
Früher beauftragten die Staaten automatisch ihre angestammten heimischen Banknotenproduzenten. Inzwischen schreibt die Bundesbank die Aufträge europaweit aus. Das sorgt für Kostendruck. Vergangenes Jahr schloss die private deutsche Druckerei Giesecke & Devrient ihren Standort in München und entließ rund 700 Mitarbeiter. An den Standorten Leipzig und Malaysia kann sie günstiger produzieren.
Druckereien setzen auf Schwellenländer
Nach dem Druck werden die Bögen in einzelne Scheine geschnitten. Im Gegensatz zur ersten Generation haben die neuen Euro-Noten eine zusätzliche Lackschicht, die ihre Lebensdauer erhöht. Der technische Fortschritt gräbt den Druckereien aber mehr und mehr das Geschäft ab. Hinzu kommt, dass in vielen EU-Ländern immer weniger Bargeld verwendet wird. Dafür wächst der Bargeldbedarf in Schwellenländern.
Ein zweites Leben als Schallschutzmauer
Bevor die Scheine in den Umlauf gebracht werden, überprüft sie eine Hochgeschwindigkeitskamera auf Makel. Banknoten, die die Prüfung nicht bestehen, werden geschreddert und später zu Pellets verarbeitet. Die werden dann zum Beispiel für Schallschutzwände verwendet. Wenn Scheine nach einigen Jahren der Benutzung alt und abgenutzt sind, landen sie ebenfalls im Schredder.
16 Cent für einen 500-Euro-Schein
Gebündelt und eingeschweißt werden die Geldstapel an die nationalen Zentralbanken geliefert. In der Produktion kostet ein Geldschein zwischen sieben und 16 Cent - mit steigendem Nennwert erhöhen sich die Herstellungskosten: Die Scheine werden größer und sind mit anderen Sicherheitsmerkmalen versehen.
So viel Falschgeld wie noch nie
Trotz des aufwändigen Druckverfahrens gelingt es Geldfälschern noch immer, Jahr für Jahr hunderttausende Blüten in Umlauf zu bringen. Im vergangenen Jahr wurden so viele gefälschte Euro-Scheine aufgegriffen wie noch nie seit der Einführung der Gemeinschaftswährung im Jahr 2002: Knapp 900.000 gefälschte Scheine zählte die Europäische Zentralbank weltweit.
Neue Serie ohne 500er
Die neuen Euro-Scheine sollen vor allem eins sein: fälschungssicher. Den Anfang machte 2013 der Fünf-Euro-Schein; 2014 folgte der 10er, 2015 der 20er. Nun der neue 50-Euro-Schein. Die neuen 100- und 200-Euro-Scheine sollen 2018 und 2019 kommen. Einen neuen 500-Euro-Schein, eigentlich für 2019 geplant, wird es wohl nicht geben.