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Anti-Koran-Film in der Kritik

Peter Philipp28. März 2008

Der islamfeindliche Film des niederländischen Abgeordneten Geert Wilders ist geschmacklos, intolerant und verunglimpfend. Deswegen lehnt ihn die breite Öffentlichkeit zu Recht ab, findet Peter Philipp.

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Bild: DW

Schlagzeilen hat die Tatsache eigentlich nicht mehr verdient, dass es dem niederländischen Abgeordneten Geert Wilders nun doch "gelungen" ist, seinen Anti-Koran-Film "Fitna" – frei übersetzt: "Die Versuchung" – im Internet zu veröffentlichen. Seit Monaten hatte Wilders sein 15-minütiges Machwerk angekündigt und hatte damit den Niederländern – und nicht nur diesen – genug Gelegenheit gegeben, sich auf die Veröffentlichung und ihre Folgen gefasst zu machen.

Religionen dürfen nicht verunglimpft werden

Die Reaktion war beachtenswert: Das Projekt wurde von einer breiten Mehrheit abgelehnt. Nicht aus Angst vor möglichen Gewaltreaktionen in der muslimischen Welt, sondern weil die im Film vollzogene Querverbindung zwischen dem weltweiten Terrorismus und dem Heiligen Buch des Islam als gezielte Provokation und Verunglimpfung einer Religionsgemeinschaft empfunden und abgelehnt wurde: Die Fernsehanstalten weigerten sich, den Film auszustrahlen, Kinos wollten ihn nicht zeigen und ein amerikanischer Internetanbieter zog ihn von seinen Seiten zurück. Dass "Fitna" dennoch ins "world wide web" gelangte, ist nicht verwunderlich, nachdem es längst keiner besonderen technischen Expertise bedarf, dort etwas zu veröffentlichen.

Wichtig ist die mehrheitliche Ablehnung des Machwerkes - und dass diesmal keine Rede mehr war von "künstlerischer Freiheit", von Meinungs- oder anderen Bürgerrechten, die durch eine Nicht-Veröffentlichung angeblich tangiert würden. Entscheiden ist, dass man den Film in der breiten Öffentlichkeit, in den Medien und auch in der Politik ablehnt als das, was er ist: geschmacklos, intolerant und verunglimpfend.

Peter Philipp (Quelle: DW)
DW-Islam-Experte Peter Philipp

Kein Fall von "künstlerischer Freiheit"

Genau dies sind die Gründe, die schon bei der Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen in Dänemark für breite Ablehnung hätten ausschlaggebend sein sollen. Aber damals versagten alle und der Schaden wurde umso größer, als Demagogen in der muslimischen Welt dies ausnützen und als konzertierte Aktion westlicher Islam-Gegner hinstellen konnten. Mit all den gewaltsamen Folgen, die dies dann hatte.

Im vorliegenden Fall hat die Gesellschaft richtig reagiert. Nicht in vorauseilendem Gehorsam gegenüber muslimischen Fanatikern, auch nicht aus Angst vor deren politischen oder wirtschaftlichen Repressalien. Sondern, weil man nicht zulassen will und kann, dass die eigenen Fanatiker die Freiheiten und Rechte der Demokratie dazu missbrauchen, dass sie eine religiöse Minderheit – und das sind die Muslime nun einmal in Europa – schmähen, beleidigen und in ihren religiösen Gefühlen verletzen.

Kein Grund für Fanatismus

Die Abwehr solcher Hetze geschieht zum Schutz der eigenen gesellschaftlichen Grundprinzipien einer westeuropäischen Demokratie. Sie hat die Veröffentlichung des Films zwar nicht verhindern können, auch wird der umstrittene Abgeordnete nun nicht sein Mandat niederlegen müssen. Bleibt aber zu hoffen, dass er und seinesgleichen beim nächsten Mal nicht wieder gewählt werden. Wie andererseits zu hoffen ist, dass der Vorfall nun nicht auch wieder Fanatiker in der muslimischen Welt dazu ermuntert, ihr radikales Süppchen gegen den Westen zu kochen. Denn hierfür gibt es nicht den geringsten Anlass.