Baden-Württemberg
8. Oktober 2006An der Nibelungensage ist doch etwas dran: Im Rhein gibt es wirklich Gold. Zwar entdecken Schatzsucher keine geschichtsträchtigen Münzen oder Pokale. "Aber kleine Flitter aus Gold findet man bei uns im Rhein garantiert", sagt Hobby-Goldwäscher Franz-Josef Andorf. Im badische Neuenburg (Baden-Württemberg) bringt er Einheimischen und Touristen das Goldwaschen bei.
So viel Gold ist nirgends
"Das ist ein total aufregendes Gefühl", sagt Helga Maier-Garlipp, Teilnehmerin einer der ersten Kurse. Sie hatte Glück: Mit hauchdünnen Goldplättchen in der Hand stand sie zum Ende der Aktion am Rheinufer.
In Neuenburg verfüge der Rhein bundesweit über das höchste Goldaufkommen, sagt Bürgermeister Joachim Schuster stolz. Das Edelmetall stamme aus einer geologischen Formation in der Schweiz und werde über mehrere Flüsse in den Rhein transportiert. Für einen Goldrausch wie in Kalifornien oder Australien, reiche die Menge jedoch nicht aus.
Arbeiten mit Hacke und Schaufel
"Im Rhein haben schon die Kelten Gold gewaschen", sagt Andorf. Bis vor 200 Jahren sei das Gewerbe noch in vielen Orten zwischen Waldshut und Mainz ausgeübt worden. Als der Rhein jedoch für die Schifffahrt ausgebaggert wurde, seien die Funde stark zurück gegangen.
"Die Goldplättchen findet man im Geröll, das durch Hochwasser aufgewühlt und angeschwemmt wird", sagt Andorf. Für die Suche wird das betonharte Flussbett zunächst mit Hacke und Schaufel einen halben Meter tief aufgegraben. Gesiebten Sand schwenken Andorfs Kursteilnehmer dann mit Wasser in der Waschpfanne. Die schweren Bestandteile wie Schwermineralien und Gold sammeln sich dabei auf dem Boden des Gefäßes.
Verfrühter Jubel
"Die Bewegung ist nicht ganz leicht, man muss sie einüben", sagt der Hobby-Goldwäscher. Doch auch Pyrit, das so genannte Katzengold, glitzert auf dem Pfannenboden und sorgt gelegentlich für verfrühten Jubel. "Wenn man das Glanzpartikel mit dem Daumennagel nicht zerspringen lassen kann, ist es Gold", erklärt Andorf seinen Kursteilnehmern. Die Goldplättchen seien meist kleiner als einen Millimeter.
Die Kurse zum Goldwaschen werden von der örtlichen Volkshochschule organisiert. Das Angebot richtet sich nach Angaben der Beteiligten an Privatleute, die Goldschürfen als Freizeitbeschäftigung betreiben wollen. Gewerbliches Goldschürfen wollen die Organisatoren mit den Kursen nicht fördern.
"An guten Tagen kann man schon einmal Gold im Wert von bis zu 20 Euro finden", sagt Bürgermeister Joachim Schuster. Dies entspreche der Kursgebühr. Nach Gold gesucht wird in dem von der Schifffahrt unberührten Altrhein, ein Seitenarm des Flusses. (dpa/pg)