Der Ring rief zum letzten Mal
Fast 30 Jahre lang lockte "Rock am Ring" Musikfans aus ganz Europa in die Eifel. Legenden wie U2 und David Bowie standen hier schon auf der Bühne. 2014 fand das Kultfestival zum letzten Mal am Nürburgring statt.
Der Startschuss
1985 hieß es zum ersten Mal "Rock am Ring". Niemand rechnete mit dem riesigen Erfolg des Festivals, das heute zu den größten Europas zählt. 75.000 Besucher waren damals dabei. Das Festival dauerte nur einen Tag, und es gab nur eine Bühne. Heute wird bei dem mittlerweile viertägigen Mega-Event auf drei Bühnen gerockt. 2013 wurde der Besucherrekord geknackt: 87.000 Fans kamen zum Ring.
With a little help from my friends
Joe Cocker stand beim ersten "Rock am Ring" neben Größen wie U2, Chris de Burgh, Gianna Nannini und Marius Müller-Westernhagen auf der Bühne. In Deutschland hatte man lange auf ein solches Musikfestival gewartet. Wehmütig blickten die deutschen Jugendlichen vorher nach Amerika, wo beim Woodstock-Festival Musikgeschichte geschrieben wurde.
Nicht totzukriegen
1988 brachen die Zuschauerzahlen ein, was eine zweijährige Pause zur Folge hatte. 1991 ging das Festival mit einem überarbeiteten Konzept wieder an den Start. Unter anderem sorgte Sting bei Festivalbetreiber Marek Lieberberg für volle Kassen. Apropos Geld: Kostete der Eintritt 1985 noch 49 Mark, lag der Ticketpreis 2014 bei über 200 Euro.
Ein überwältigendes Line-Up
Dafür wurde den Fans aber auch einiges geboten: Über 90 Bands traten in diesem Jahr bei "Rock am Ring" und dem Schwesterfestival "Rock im Park" auf, zahlreiche Musiker mit Rang und Namen pilgerten in die Eifel. Und vor allem junge Leute feierten gemeinsam mit ihren Idolen eine gigantische Rock-Party.
Jubiläum bei "Rock am Ring"
Ein ganz besonderes Highlight 2014: Die Fantastischen Vier. Die Musiker aus Stuttgart stehen seit 25 Jahren auf der Bühne und feierten dieses Jubiläum mit ihren Fans schon mal bei "Rock am Ring", bevor es im Winter auf Deutschlandtournee geht.
Musikalische Vielfalt
Anders als der Name vermuten lässt, ist "Rock am Ring" kein reines Rockfestival. Hip-Hop Musiker und DJs gehören genauso zum Programm wie Rockröhren und Poplegenden. In diesem Jahr beehrte Jan Delay den Ring schon zum sechsten Mal. Zweimal stand er mit seiner Band "Die Absoluten Beginner" auf der Bühne, viermal solo.
Eine unvergessliche Party
Aus ganz Europa reisten Musikfans an, um mitten in der Eifel eine unvergessliche Party zu feiern, denn auch international gilt "Rock am Ring" als eines der außergewöhnlichsten Festivals.Viele Besucher kamen schon Tage vor dem eigentlichen Festivalbeginn zum Ring und stimmten sich auf den Zeltplätzen auf ihre Lieblingsbands ein.
Ein Klassiker beim Ring: Metallica
Auch sie gehören mittlerweile zum "Rock am Ring"-Inventar. Metallica, die Band, die in den 1980ern mit Trash Metal begann und mit "Nothing else matters" eine der beständigsten Rockschnulzen des letzten Jahrhunderts schrieb. In diesem Jahr waren die Musiker schon zum sechsten Mal zu Gast.
Kamikaze-Campino
Was wäre "Rock am Ring" ohne die Toten Hosen. Sänger Campino ist für seine Showeinlage beim Ring bekannt. Bei jedem Auftritt klettert er auf das 30 Meter hohe Bühnendach der Center Stage. 2008 trotz Gipsbein und 2012, um dem Beleuchter ein Bier vorbei zu bringen. Na denn mal Prost!
Menschenmassen vor der Centerstage
Über 80.000 Menschen tummelten sich bei den Topact-Konzerten vor der Centerstage. Sehr zur Enttäuschung der Fans wurde der Zugang zu den drei Zuschauerzonen mittlerweile per Ampelsystem geregelt. Nur wenige Besucher wurden bis kurz vor die Bühne gelassen. Sicherheit geht nun mal vor.
Queens of the Stone Age
Unter anderem trat die kalifornische Band Queens of the Stone Age auf der Centerstage auf. Sänger Josh Homme gründete die Kombo 1996 und ist seitdem das einzige beständige Bandmitglied.
Nine Inch Nails
Und auch er ist ein musikalischer Einzelkämpfer: Nine Inch Nails Mastermind Trent Reznor. 1988 gründete er NIN nicht als herkömmliche Band, sondern als Musikprojekt, das ausschließlich der Realisierung seiner musikalischen Ideen dient. Ende 2013 veröffentlichte er mit "Hesitation Marks" sein neuntes und für seine Verhältnisse auffällig gefälliges Album.
Das Aus für den Ring
2014 fand das traditionsreiche Festival zum letzten Mal am Nürburgring statt. Der bisherige Veranstalter Marek Lieberberg teilte Ende Mai 2014 mit, dass die neuen Betreiber der Rennstrecke eine höhere Gewinnbeteiligung gefordert hätten, was wirtschaftlich nicht vertretbar sei. Lieberberg will das Kultfestival 2015 auf das ehemalige Nato-Hauptquartier Rheindahlen in Mönchengladbach bringen.
"Grüne Hölle" statt "Rock am Ring"
Ab 2015 wird dann an der Eifel-Rennstrecke unter einem neuen Namen und mit neuen Veranstaltern gerockt: Die Capricorn Nürburgring GmbH und die Eventagentur Deutsche Entertainment AG wollen mit der "Grüne Hölle" die Festivaltradition am Nürburgring fortsetzen. An der Atmosphäre soll sich wenig ändern. Der neue Name des Festivals bezieht sich auf die legendäre Nordschleife der Rennstrecke.
Konkurrenz belebt das Geschäft
Beide Festivals sollen weiterhin am ersten Juniwochenende stattfinden. Es bleibt abzuwarten, welches Event bei den Musikfans besser ankommt: das traditionsreiche "Rock am Ring" in neuer Location oder die neue "Grüne Hölle" wie eh und je in der Eifel.