1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Der Sieg der Proteste

Manuel Özcerkes, z.Zt. Nikosia19. März 2013

Tausende auf Zypern haben sich gegen die Zwangsabgabe zur Rettung der Banken gewehrt und hoffen nun auf Nachbesserung am Hilfspaket. Andere haben ihr Geld schon in Sicherheit gebracht. Ein Situationsbericht.

https://p.dw.com/p/17zuL
Zyprische Demonstranten zeigen als Geste der Wut ihre Handflächen, auf die sie "No" geschrieben haben (Foto: PATRICK BAZ/AFP/Getty Images)
Bild: AFP/Getty Images

Es ist vor allem ein Name, der seit dem vergangenen Wochenende immer wieder in den Talkshows und Nachrichtensendungen im zyprischen Fernsehen zu hören ist: Angela Merkel. Für viele ist klar, dass es die deutsche Bundeskanzlerin ist, die von der Regierung des Inselstaates am Wochenende verlangt hatte, jetzt auch die Sparer zur Kasse zu bitten. Nur: Anders als in Griechenland richtet sich die Wut der Zyprer nicht gegen die Kanzlerin, sondern vor allem gegen die eigene Regierung.

Angst vor dem Bank Run

Wir sind seit einem Tag auf der Insel, um für die DW zu berichten, wie die Menschen mit der Situation umgehen. Noch bis einschließlich Mittwoch bleiben die Banken geschlossen. Die Regierung hat Angst, die Kunden könnten die Filialen stürmen, ihr gesamtes Geld abheben - oder das, was davon noch übrig ist - und einen Zusammenbruch des lokalen Bankensektors verursachen. Nun kommen die Menschen eben vorerst, zumindest für ein paar Tage nicht an ihr Geld. Am Montag (18.03.2013) sehen wir wütende Zyprer vor dem Parlament in der Hauptstadt Nikosia demonstrieren. Viele haben sich mit rotem und schwarzem Filzstift ein "NO" auf die Innenhand geschrieben, die sie in Richtung Parlament halten, aus Protest gegen die Zwangsabgabe.

Menschenschlange vor einem Geldautomaten auf Zypern (Foto: AP/Petros Karadjias)
Vorerst keine Schlangen: Zyperns Banken pausieren - und fürchten den "Bank Run" am DonnerstagBild: picture-alliance/AP

Angst ums Geschäft

Ein Restaurantbesitzer im Zentrum der Stadt erklärt uns, er habe Angst um sein Geschäft. Er brauche das Geld, um seine Lieferanten zu bezahlen, für die Löhne seiner Mitarbeiter und für die Miete. Über Nacht ist sein Konto - falls es bei den angedrohten Sparmaßnahmen bleibt - nun um fast zehn Prozent geschrumpft, so wie auch die Konten seiner Kunden. Er sorgt sich, wie so viele kleine Geschäftsleute, um seinen Umsatz. Außerdem ist der März der Monat, in dem viele Deutsche, Engländer und Russen ihren Urlaub buchen. Dass das Land seit dem Wochenende in die Schlagzeilen geraten ist, so fürchten viele, könnte die Menschen davon abhalten, ihren nächsten Urlaub auf Zypern zu buchen. Auch das ist schlecht fürs Geschäft.

Geld in Sicherheit

Auf dem Flughafen treffen wir eine ältere englische Dame. Sie wohnt halb auf Zypern, halb in Ägypten, erzählt sie uns. Ob sie denn auch von der Zwangsabgabe betroffen sei, wollen wir wissen. "Nein, ich nicht", erwidert sie. "Ich hab schon vor ein paar Monaten mein Geld in Sicherheit gebracht." Wohin, erzählt sie nicht. Zypern war bisher beliebt bei wohlhabenden Anlegern. Wenn viele der Großanleger es so gemacht haben wie die Engländerin, wären es tatsächlich die Kleinanleger, die für die Bankenrettung auf der Insel zahlen müssten. Vor allem daran entzündete sich am Montag der Protest. Immerhin scheint er etwas gebracht zu haben. Denn die Spätnachrichten vermelden plötzlich: Kleinanleger sollen nun doch verschont werden. Wenn das Parlament das so verabschiedet, wäre das eine gute Nachricht für viele auf der Insel.