Der "weiße Zulu" kommt nach Deutschland
14. November 2013Südafrika 1987: Auf den Straßen entladen sich Proteste gegen die Apartheid, die Regierung hat den Ausnahmezustand verhängt. Nelson Mandela ist seit 23 Jahren im Hochsicherheitsgefängnis. Ein weißer Musiker singt auf Zulu: "Wir haben ihn noch nicht gesehen. Wir haben Mandela noch nicht gesehen". "Asimbonanga" heißt das erste Lied, das offen die Freilassung Mandelas fordert. Es wird ein Hit, der vom Apartheid-Regime verboten wird. "Es hat mich sehr traurig gemacht, dass die Südafrikaner sich gegenseitig erschossen haben", erinnert sich Johnny Clegg im Gespräch mit der DW. "Deshalb habe ich dieses Lied geschrieben. Ich wollte damit sagen: Wer wird die Person sein, die uns wieder vereinen kann? Das kann nur Mandela sein."
Elf Jahre später, bei einem Konzert in Frankfurt, wird Mandela es ihm selbst danken: Als Johnny Clegg mit seiner Band gerade "Asimbonanga" spielt, tanzt Mandela auf einmal höchstpersönlich auf die Bühne. Warum denn keiner tanze, fragt er. "Lasst uns das Lied noch einmal spielen!" Überwältigend sei das gewesen, sagt Johnny Clegg heute. Einer der großartigsten Augenblicke in seinem Leben.
Vom Anti-Apartheidkämpfer zum Weltstar
In seiner Heimat hat Johnny Clegg den Beinamen "der weiße Zulu". Schon mit 15 Jahren interessiert er sich für die Musik dieser südafrikanischen Ethnie. 1969 tritt er zusammen mit dem schwarzen Musiker Sipho Mchunu auf. Wegen der Apartheidgesetze sind die Konzerte nur im kleinen Rahmen, in Kirchen oder auf privaten Veranstaltungen möglich. Mit seiner Musik wird Johnny Clegg zum Sprachrohr im Kampf gegen das Apartheidregime. Seine beiden Bands, Juluka und Savuka, sind multiethnisch. Das Lied "Scatterlings" bringt sie international an die Spitze: In Frankreich landet es sogar auf Platz eins. "Das Lied war sehr wichtig für meine Karriere", sagt der Musiker. "Deswegen habe ich dazu eine ganz besondere Beziehung."
Gerade arbeitet Johnny Clegg an einer Autobiographie über die Jahre mit seiner Band Juluka. Bis nächsten Juni will er sein Werk fertig haben. "Das ist gar nicht so einfach: Es fällt mir schwer, mich zu erinnern, warum ich bestimmte Gefühle hatte oder mich für Dinge entschieden habe." Es sei einfacher, jemandem von Angesicht zu Angesicht von dieser Zeit zu erzählen, als alleine dazusitzen und es aufzuschreiben.
Nebenbei schreibt der Musiker mit an dem Drehbuch für ein Musical über sein Leben. "In dem Stück wird es einen Johnny geben, einen Sipho, selbst meine Frau kommt darin vor. Welche Schauspieler in unsere Rollen schlüpfen werden, steht aber noch nicht fest", sagt er und lacht. Im Dezember 2014 soll das Musical uraufgeführt werden.
Recycling als Altersabsicherung
Doch damit nicht genug: Johnny Clegg scheint unermüdlich, er strotzt vor Energie und Tatendrang. Neben seinen künstlerischen Aktivitäten betreibt er ein Recycling-Unternehmen für Hausmüll und Elektroschrott. "Ich wollte in einem Geschäftsfeld aktiv sein, in dem ich etwas gegen die Umweltverschmutzung tun kann. Außerdem ist es eine Investition für die Zukunft, wenn ich älter bin und nicht mehr so hoch hüpfen kann!" Ein halbes Jahr hat er in Forschung investiert: "Wir haben eine Software entwickelt, mit der jeder nachvollziehen kann, was mit seinen Produkten, die wir recycelt haben, passiert ist, wozu sie verarbeitet wurden." Ob es eine Tasse geworden sei oder ein Teller: Die Menschen freue es, zu wissen, dass ihre Sachen nicht einfach auf der Müllhalde landeten.
Aber noch ist Johnny Clegg jung genug, um auf der Bühne zu brillieren. Im Moment tourt er durch Europa und tritt auch in Deutschland auf. Im Dezember soll dann sein erstes Akustik-Album erscheinen, mit 14 Songs aus der langen Karriere des Anti-Apartheidkämpfers.