Der Wind weht im Ausland
24. September 2003Kräftig bläst der Wind auf dem Bergrücken in der Nähe des portugiesischen Dorfes Trandeiras. Hier, auf 1000 Metern über dem Meer, ist nichts mehr von der sengenden Hitze in der nur 130 Kilometer entfernten Hafenstadt Porto zu spüren. Der Wind sorgt für frische Temperaturen.
7,4 Meter Windgeschwindigkeit
Die Windstärke Mitte September 2003 jedenfalls überzeugt: Kaum einer der eigens vom Windanlagenbetreiber Energiekontor eingeflogenen Journalisten interessiert sich noch für die umfangreichen Windgutachten. Für Cerstin Lange, Pressesprecherin von Energiekontor, ist klar: Dieser Ort verspricht gute Stromerträge. "In Trandeiras rechnet man mit 7,1 und 8 Metern pro Sekunde Windgeschwindigkeit - macht im Durchschnitt um die 7,4 Meter. In Deutschland sind Windgeschwindigkeiten um die sechs Meter normal."
Im Moment stehen in Trandeiras zehn Windräder der 1,3-Megawatt-Klasse. In den nächsten Wochen wollen die Bauteams noch vier weitere der 60 Meter hohen Stahltürme errichten, auf die sie dann die Turbinen vom spanisch-dänischen Typ Izar Bonus aufsetzen. Angetrieben werden sie durch jeweils drei mattweiße Flügel - jeder Flügel misst dabei stolze 31 Meter.
Berge sollen mehr bringen als Holz
Wenn dann im November 2003 der portugiesische Stromversorger EDP (Electricidade de Portugal) die 40 Kilometer lange Leitung zum Anschluss des Windparks an das öffentliche Stromnetz fertiggestellt hat, kann die Produktion beginnen. Darauf freut sich auch die Bevölkerung der umliegenden Dörfer und Gemeinden des Kreises Vila Pouca de Águiar, sagt José Eduardo Quinteiro. Er war früher Vize-Bürgermeister und arbeitet heute als Ingenieur am Aufbau der Windanlagen. "Der Vorteil ist: Früher waren diese Berge verlassen, und außer etwas Brennholz brachten sie keinen wirtschaftlichen Wert. Heute sorgen sie uns ein bedeutendes Einkommen und tragen zur Entwicklung der örtlichen Bevölkerung bei."
Neben der Pacht von 28.000 Euro pro Jahr fließen 2,5 Prozent des gesamten Umsatzes des Windparks, also etwa 100.000 Euro jährlich, in die lokalen Kommunalkassen. Das sieht das portugiesische Einspeisegesetz so vor. In der strukturschwachen Region Trás-os-Montes ein willkommenes Zubrot. Doch bis Energiekontor den ersten Windpark in Portugal bauen konnte, verging viel Zeit, erzählt Luis Antunes, Leiter der portugiesischen Tochterfirma. "Früher hat man gesagt, das Windgeschäft sei etwas für Marathon-Läufer. Warum? Weil man durchschnittlich fünf Jahre für eine Lizenz brauchte und es praktisch unmöglich war, einen Windpark genehmigt zu bekommen, da es keinerlei Richtlinien dafür gab." Seit das Einspeisegesetz Ende 2001 reformiert wurde, sei das Verfahren aber deutlich transparenter und schneller geworden, sagt Antunes.
Politische Rahmenbedingungen
Wenn Trandeiras im November 2003 ans Netz geht, hat sich die Mühe zumindest für Energiekontor gelohnt. Der portugiesische Windpark wird die weltweit größte Anlage der Firma aus Bremen. Auch in Zukunft bleibe Portugal einer der Kernmärkte. Die politischen Rahmenbedingungen seien hier günstig, betont Energiekontor. Schließlich wolle die Regierung die derzeitigen 216 Megawatt Leistung Windkraft in den nächsten sechs Jahren auf 3750 Megawatt mehr als verzehnfachen.
Álvaro Rodrigues, Professor der Universität Porto und einer der besten Kenner des portugiesischen Windmarktes, hält aber noch deutlich mehr für möglich. "Wir sind heute in der Lage über 5000 Megawatt Leistung mit jährlich über 2000 Stunden Volllast zu installieren. Dabei haben wir Umweltschutzbeschränkungen, die Lage der Windparks und die Form des Bodens mit einkalkuliert." Energiekontor zumindest plant, drei weitere Windparks in Portugal zu errichten.