Der Ölpreis zieht an
8. Juni 2020Die Mitglieder des Ölkartells hatten sich per Videokonferenz darauf geeinigt, die geltende Drosselung der Ölförderung auch im Juli noch beizubehalten. Die Opec-Staaten und ihre Kooperationspartner wie Russland wollen derzeit nicht mehr als zehn Millionen Barrel am Tag fördern.
Prompt kletterte der Preis der Ölsorte Brent aus der Nordsee zum Wochenbeginn um 2,6 Prozent auf ein Drei-Monats-Hoch von 43,41 Dollar je Barrel. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um bis zu 89 Cent oder rund zwei Prozent auf 40,44 Dollar. Zu dem Anstieg trugen auch Nachrichten über ein Nachfragehoch aus China bei. Der weltgrößte Abnehmer importierte im Mai 11,3 Millionen Barrel pro Tag.
Die Ölpreise erreichen damit den höchsten Stand seit Anfang März. Schon in den vergangenen hatten sie zu einer rasanten Erholung angesetzt. An den Zahpfsäulen ist bei aktuellen Preisen von etwa 1,20 Euro für einen ein Liter Super E10 und 1,10 Euro pro Liter Diesel der Kraftsstoff allerdings noch immer billiger als vor Ausbruch der Corona-Pandemie. In der Corona-war der Ölpreis auf den tiefsten Stand seit mehr als 30 Jahren abgesackt.
"Ausgangspunkt zur Erholung der Volkswirtschaften"
Die Opec-Verhandlungen am Samstag waren überraschend schnell über die Bühne gegangen. Die Gespräche im Frühjahr hatten sich - zunächst ohne eine Einigung - noch bis spät in die Nacht hingezogen. Der venezolanische Ölminister Tareck El Aissami twitterte nun: "Das wird eine echte Wirkung auf die Energiestabilität und gerechte Preise auf dem Ölmarkt haben, und wird Ausgangspunkt zur Erholung der Volkswirtschaften sein." Geplant war ursprünglich, die Kürzungen ab Juli wieder schrittweise auf 7,7 Millionen Barrel bis Dezember zu lockern.
Die beteiligten Länder hätten sich bisher in hohem Maße an die frühere Abmachung gehalten, sagte der algerische Energieminister und Vorsitzende der Opec-Konferenz, Mohamed Arkab. Marktbeobachter hatten eine Einigung der Opec erwartet. Allerdings will das Kartell die Preise auch nicht zu sehr hochtreiben. Denn das könnte die US-Konkurrenz wieder stärker ins Spiel bringen, die bei Preisen jenseits der 40 Dollar für ein Barrel wieder kostendeckend produzieren könnte.
ar/hb (dpa, rtr, afp)