Desis in Deutschland
14. März 2003Innerhalb kürzester Zeit schaffte es der Brite Rajinder Rai, besser bekannt unter dem Namen Panjabi MC, auf Platz 2 der deutschen Charts zu landen. Der Erfolg des Stars hat den hiesigen indischen Musikern die Türen geöffnet. Der junge Diptesh MC, Sohn bengalischer Einwanderer, mischt ebenfalls in der langsam aufkommenden Szene kräftig mit. Ähnlich wie Panjabi MC hat auch er mit Rap und Hiphop begonnen.
Dipteshs Eltern legten Wert darauf, in der Familie beide Kulturen zu vermitteln. Eine schwierige Gratwanderung. Wie ihm geht es den meisten Indern der sogenannten zweiten Generation, den Desis, wie sie sich selber nennen. Aus dem Bedürfnis sich auszuleben, ist eine eigene Desi-Club-Szene entstanden, in der DJ's eine Mischung aus Hiphop, Rap, R&B, Bhangra und Hindi-Pop auflegen. Eine eingeschworene Gemeinde: man kennt sich.
Schmelztiegel zwischen Ost und West
2002: "Latin goes India", eine Mega-Desi-Party in Wuppertal. Hier trifft Diptesh auf Jragam, acht Musiker aus Indien, Deutschland und Sri Lanka. Nach eigenen Aussagen die einzige indische Band der Region. Einer von ihnen ist der Tamile Palan, der als 15-jähriger nach Deutschland kam. Stärker noch als Diptesh ist er von seinen indischen Wurzeln beeinflusst. So textet er seine Songs am liebsten auf Tamil.
Trotz der engen Verbindung zur tamilischen Sprache und Kultur fühlt er sich mittlerweile in Deutschland heimisch. Als deutscher Tamile oder tamilischer Deutscher. Palan will sich nicht festlegen lassen. Weder in seiner kulturellen Identität, noch in seinem Musikstil. Damit steht er exemplarisch für ein neues Selbstbewusstsein unter den Deshis in Deutschland, das sich - ausgelöst durch Panjabi MC's Hit - nun auch auf andere überträgt. Auf die, die in Deutschland aufgewachsen sind, diesen Schmelztiegel zwischen Ost und West fühlen und ihn auch zum Ausdruck bringen.