Fortschritte bei Integration
28. Juni 2012In den Bereichen, Sprache, Bildung, Ausbildung und Arbeitsmarkt sei man mit deutlichen Schritten vorangekommen, sagte die Bundesintegrationsbeauftragte Maria Böhmer bei der Vorstellung des 9. Berichts über die Lage der Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland.
Doch der Bericht sei mehr als eine Bestandaufnahme. Er enthalte auch wichtige Aussagen über die künftigen Herausforderungen bei der Integration."Um diese Herausforderungen meistern zu können, geht es um einen Paradigmenwechsel, den wir eingeleitet haben, von der nachholenden Integration hin zu einer vorausschauenden Integrationspolitik."
Integrationsprozess nicht abgeschlossen
Der Prozess der Integration sei nicht abgeschlossen, betonte Böhmer, sondern er verändere sich ständig. Neben der "Reparaturwerkstatt" werde jetzt die "Zukunftswerkstatt" geöffnet. "Die Eckpunkte unserer Integrationspolitik gelten auch für die Zukunft", ist sich Böhmer sicher. Dazu gehöre der Dialog mit den Migranten und Migrantinnen wie beispielsweise beim Integrationsgipfel und bei der Deutschen Islamkonferenz.
15,7 Millionen Migranten leben in Deutschland. Etwa die Hälfte von ihnen hat die deutsche Staatsbürgerschaft.
Die entscheidende Voraussetzung für eine gelingende Integration ist nach Ansicht Böhmers das Beherrschen der deutschen Sprache "Wer kein Deutsch spricht, ist nur Zaungast in unserem Land. Und deshalb gilt, seitdem wir umgesteuert haben in der Integrationspolitik, der klare Grundsatz: Sprachförderung von Anfang an."
Immer mehr Kinder mit Migrationshintergrund in Kitas
Die Bundesintegrationsbeauftragte ist froh darüber, dass inzwischen nahezu flächendeckend in allen Bundesländern in Deutschland die Sprachförderung im Kindergarten praktiziert wird.
Aus dem Bericht geht hervor, dass immer mehr Migranten ihre Kinder in staatlichen Einrichtungen betreuen lassen. Demnach stieg die Betreuungsquote bei ausländischen Kindern unter drei Jahren zwischen 2008 und 2010 von 9,1 auf 14 Prozent. Bei den Drei- bis Sechsjährigen stieg die Quote von 81,8 auf 85,7 Prozent.
Böhmer weiß aber auch, dass die Sprachförderung in der Schule fortgeführt werden muss. Sie sieht auch schon Erfolge: "Heute kann ich Ihnen sagen, dass immer mehr ausländische Schülerinnen und Schüler einen mittleren Bildungsabschluss erreichen und auch der Anteil derer, die einen höheren Bildungsabschluss erreichen, zunimmt." Der Anteil der ausländischen Schülerinnen und Schüler, die die Schule mit einer Fach- oder einer Hochschulreife verlassen oder dem Abitur ist von 2005 bis 2010 um 36 Prozent gestiegen. Erfasst wurden in der Statistik nur Jugendliche mit ausländischer Staatsangehörigkeit.
Zu wenige Ausländer erreichen Hochschulreife
Doch der Abstand zu den deutschen Schülern ist weiterhin beachtlich, denn von denen erreicht laut Böhmer etwa jeder dritte die Hochschulreife, von ausländischen Schülern nicht einmal jeder sechste. Die Ausbildungsbeteiligungsquote ausländischer Jugendlicher hat sich von 2009 zu 2010 zwar leicht erhöht, war aber bei den deutschen Jugendlichen mit 65,4 Prozent doppelt so hoch.
Die Arbeitslosenquote von Ausländern ist zwischen 2010 und 2011 von 18,2 Prozent auf 16,9 Prozent gesunken. Allerdings, so Böhmer, sei die Quote der arbeitslosen Ausländer nach wie vor doppelt so hoch wie die der Deutschen, die bei 7,2 Prozent liegt.
Ermutigend ist laut Böhmer, dass Arbeitgeber verstärkt auf die Potentiale von Migranten setzen. Möglichkeiten sieht die Integrationsbeauftragte auch im Öffentrlichen Dienst: "Wir brauchen mehr Migranten als Erzieherinnen, als Lehrkräfte, bei der Polizei, bei der Feuerwehr, in der Verwaltung."
Mehr Chancen mit anerkannten Berufsabschlüssen
Im Bericht werden auch die in Deutschland lebenden Menschen erwähnt, die im Ausland einen Abschluss erworben haben, der in Deutschland nicht anerkannt wird/wurde. Mit dem zum 1. April in Kraft getretenen Anerkennungsgesetz würden sich für viele dieser Menschen die Türen öffnen, sagt Böhmer, so dass Arbeitslosigkeit oder Tätigkeit in einer geringeren Qualifikation beendet werden könne und sie in eine anspruchsvollere Tätigkeit kommen oder überhaupt erwerbstätig sein können.
Laut Böhmer ist es ermutigend, dass Arbeitgeber verstärkt und gezielt auf Potentiale von Migranten setzen. Das zeige, dass der Gedanke von 'Diversity' greife. "Das wird auch bedeuten, dass sie bessere Chancen haben. Alle diejenigen, die über einen qualifizierten Berufsabschluss verfügen, bei denen schlägt der Unterschied Ausländer/Deutscher nicht mehr zu Buche."
Integrationskurse auch für EU-Bürger?
Ein wichtiges Anliegen Böhmers ist angesichts einer zunehmenden Zahl qualifizierter EU-Bürger, die nach Deutschland kommen, dass auch sie einen gesetzlichen Anspruch auf die Teilnahme an einem Integrationskurs erhalten. "Wir brauchen ein Zusammengehen von qualifizierter Zuwanderung und Integration. Wir dürfen nicht die Fehler der Vergangenheit machen." Böhmer spricht von einer überzeugenden Willkommens- und Anerkennungskultur. Deutschland brauche ein "Wir-Gefühl", um die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen.