Deutsch - Sprache von Welt
21. April 2015"Die Vermittlung unserer Sprache ist ein wichtiger Bestandteil des interkulturellen Verständnisses füreinander", sagt Maria Böhmer, Staatsministerin im Auswärtigen Amt. Und das sei in Zeiten der Krisen und Konflikte bedeutsamer denn je. Da erscheint es umso befremdlicher, dass ausgerechnet Deutschlands Nachbar Frankreich gerade diskutiert, die bilingualen französisch-deutschen Klassen an Mittelschulen, den Collèges, abzuschaffen. Vor rund zehn Jahren wurden sie eingeführt, um Schülern schon ab elf Jahren zu ermöglichen, die Sprache zu lernen. Frankreichs Bildungsministerin Najat Vallaud-Belkacem argumentiert, die bilingualen Klassen würden besonders Kindern aus dem Bildungsbürgertum einen elitären Vorteil verschaffen. Kinder bildungsferner Schichten würden dagegen benachteiligt.
Bereits 60 französische Parlamentarier haben eine Initiative gegen die Pläne ihrer Regierung gestartet. Lehrer laufen Sturm. Auch die deutsche Politik macht mobil. Selbst auf höchster Regierungsebene wird gegen das Vorhaben interveniert. Die Förderung der Partnersprache wurde 2003 anlässlich des 40. Jahrestages des Elysée-Vertrags zum zentralen Element der kulturellen Zusammenarbeit erklärt.
Orchideen-Fach Deutsch?
Während gefürchtet wird, dass Deutsch in Frankreich zum Orchideen-Fach wird, wächst anderswo das Interesse, Deutsch zu lernen. Besonders in Schwellenländern wie China, Indonesien und Brasilien stieg die Zahl der Deutsch-Lernenden seit 2010 zwischen 24 und 75 Prozent an. "Grund dafür ist die wachsende Mittelschicht in diesen Ländern, die sehr bildungsorientiert ist", sagt Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts. Alle fünf Jahre gibt das Goethe-Institut gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt, dem DAAD und der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) die Studie "Deutsch als Fremdsprache weltweit" heraus.
Job-Chance Deutsch
"Angesichts eines grenzüberschreitenden Arbeitsmarktes sehen immer mehr junge Menschen eine große Chance darin, Deutsch zu lernen, um dann in Deutschland studieren oder arbeiten zu können", sagt Johannes Ebert. Und da auch Deutschland für hochqualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland attraktiver sein will, sollen Angebote ausgebaut werden. Seit 2008 wurden 25 neue deutsche Auslandsschulen gegründet. 87 Prozent des Deutschunterrichts weltweit finden an Schulen statt. Überall dort, wo die wirtschaftliche und universitäre Kooperation vertieft werden soll, werden Deutsch-Angebote erweitert. "Wir gewinnen damit Partner", sagt Maria Böhmer, "Deutschlernen ist fester Bestandteil der deutschen Außenpolitik." Beispiel Indien: Lernten 2010 nur 18.550 Schüler Deutsch, waren es 2014 bereits 107.000. Ehrgeiziges Ziel ist es, 1000 Schulen im ganzen Land zu etablieren, die Deutsch als Fremdsprache anbieten. Die Verhandlungen mit der indischen Regierung laufen.
Weltweit lernen zwar nur 15,4 Millionen Menschen Deutsch, aber der rückläufige Trend der vergangenen Jahre ist gestoppt. In der Russischen Föderation gehen die Zahlen leicht zurück; das sei aber nicht politisch bedingt, so Johannes Ebert, vielmehr würden Schulen wegen schrumpfender Bevölkerungszahlen zusammengelegt, und vielfach würde der Fokus auf Naturwissenschaften gelegt.
In Ägypten steht Deutsch besonders hoch im Kurs
In Zeiten politischer Unruhen ist die Nachfrage nach Deutsch besonders in Ägypten sprunghaft angestiegen, viele junge Leute sind über die gescheiterten Reformen enttäuscht und wollen das Land verlassen. Absoluter Spitzenreiter ist Europa. Grund: die kulturelle Nähe, die wirtschaftlichen Kooperationen. Hier lernen 9,3 Millionen Menschen Deutsch - angeführt von Polen mit über 2 Millionen. Da wäre es doch schade, wenn ausgerechnet Frankreich mit immerhin 1 Million Deutsch-Lernenden die Freundschaft zusammenschrumpfen ließe.