Autobauer warnen vor Protektionismus
13. Juni 2013Matthias Wissman, Chef des Verbandes der Automobiliindustrie VDA, wundert sich: "Es gibt offenbar eine Verunsicherung bei den Bürgern, die zu einer Kaufzurückhaltung führt", sagte er am Dienstag (04.12.2012) in Berlin. Mit rund 3,1 Millionen Neuzulassungen rechnet sein Verband in diesem Jahr, rund zwei Prozent weniger als im Vorjahr. Und das, "obwohl wir weiterhin eine hohe Beschäftigung in Deutschland haben. Die Einkommensperspektiven sind unverändert gut, und auch die Konsumneigung zeigt nicht nach unten."
Womöglich aber ist es doch die Schuldenkrise in der Eurozone, die auch bei den deutschen Autofahrern Spuren hinterlässt: "Wer Tag für Tag schon beim Frühstück mit den Frage konfrontiert wird, ob dieses oder jenes Euroland noch seine Schulden bezahlen kann, der geht nicht am Nachmittag voller Vorfreude ins Autohaus, um einen Neuwagen zu kaufen."
Europa macht Sorgen
Und das gilt erst recht für den Rest Europas - dort sind die Automärkte regelrecht eingebrochen. Nach Angaben des europäischen Verbands Acea plagen die Pkw-Branche seit mehr als einem Jahr schrumpfende Neuzulassungen. Sie sanken im Oktober um 4,8 Prozent - und damit den 13. Monat in Folge. Speziell im Süden bleibt die Lage brenzlig: Spanien (-21,7 Prozent) und Italien (-12,4) verbuchten zweistellige Rückgänge. In Frankreich betrug das Minus 7,8 Prozent.
Kein Wunder, dass Verbandspräsident Wissman deshalb den deutschen Automarkt immer noch als "Stabilitätsanker in Westeuropa" bezeichnet, ansonsten aber den Blick gerne auf den Weltmarkt richtet: "Außerhalb Westeuropas erleben wir eine sehr dynamische Automobilkonjunktur, an der die deutsche Automobilindustrie überproportional teilhat."
Der Weltmarkt wächst
Der Weltmarkt für Pkw wächst nach VDA-Schätzungen in diesem Jahr um rund vier Prozent auf 68 Millionen Neuwagen. Allein in China wird in diesem Jahr ein Plus von acht Prozent erwartet, und die USA werden mit rund zwölf Prozent noch stärker zulegen als China.
In diesen automobilen Hotspots wachsen die deutschen Konzernmarken schneller als ihre Wettbewerber. In China trägt inzwischen mehr als jeder fünfte Neuwagen ein deutsches Markenzeichen, in den USA haben die deutschen Anbieter ihre Verkäufe allein im November um über 28 Prozent gesteigert, während der Gesamtmarkt um knapp 15 Prozent zugelegt hat.
Warnung vor Handelshemmnissen
Drei von vier in Deutschland hergestellten Autos wandern in den Export - was Matthias Wissman, Deutschlands ranghöchsten Autolobbyisten, zunehmend Sorgen breitet. Denn: "Wir müssen leider feststellen, dass zahlreiche Länder zunehmend Hindernisse errichten, die den Import erschweren." Viele Länder wollten durch künstliche Handelshemmnisse die inländische Produktion schützen. Es zählten dann nicht mehr nur ökonomische Wettbewerbsfaktoren, sondern Zölle oder so genannte nicht-tarifäre Handelshemmnisse.
"Protektionistische Tendenzen schaffen künstliche Strukturen und gefährden effiziente Industriestandorte in Europa und in Deutschland", warnt Wissmann, und fordert deshalb politische Konsequenzen: "Deutschland und die EU sollten Abkommen vor allem mit den Ländern anstreben, die für wirtschaftliches Wachstum und große Zukunftsmärkte stehen. Dort sollten sämtliche Handelshemmnisse abgebaut werden."