Deutsche Bahn: Neuer Chef, alte Probleme
Neuer Chef, neue Zahlen, viele Baustellen: Die Deutsche Bahn war 2015 in die roten Zahlen gerutscht. Auch wenn Richard Lutz für 2016 wieder ein Plus verkünden konnte - er muss viele Herausforderungen meistern.
Zurück ins Schwarze
Im letzten Jahr waren die Zahlen noch rot, 2016 dann wieder schwarz. Mit einem Gewinn von 716 Millionen Euro kann die Deutsche Bahn 2016 wieder glänzen. 2015 hatten Abschreibungen und der Konzernumbau das Ergebnis ins Minus gedrückt, die Bahn verlor 1,3 Milliarden Euro.
Gewinnbringer
Insgesamt fährt der Konzern im operativen Geschäft konstant Gewinne ein, vor allem dank des Regionalverkehrs und der Infrastruktur - zwei Sparten, die der Steuerzahler mit Milliarden subventioniert. Auch die Spedition Schenker und die Bus- und Bahntochter Arriva werfen Erträge ab. Beide wurden aber teuer eingekauft und haben die Rekordverschuldung von mehr als 18 Milliarden Euro mit verursacht.
Der neue Chef: Richard Lutz
Diesmal darf der Neue die Zahlen präsentieren: der bisherige Finanzvorstand Richard Lutz (links) hat den Vorstandsvorsitz von Rüdiger Grube (rechts) übernommen. Letzterer war vor sechs Wochen wegen Streitigkeiten um seine Vertragsverlängerung überraschend zurückgetreten.
Immer im Wandel
Auch unter Lutz wird der Umbau der Bahn weitergehen. Dabei hat sich die DB in den vergangenen zwei Jahrzehnten schon grundlegend verändert. Seit 1994 ist aus der schwerfälligen Bundesbahn, die jedes Jahr Milliarden verbrannte, ein globaler Mobilitätskonzern geworden. Heute gehört die Aktiengesellschaft Deutsche Bahn AG mit rund 300.000 Mitarbeiter in mehr als 140 Ländern zu 100 Prozent dem Staat .
Unlösbare Aufgaben?
Auch in Zukunft ist der Umbau ein Spagat, denn die DB soll die Wünsche der Politik erfüllen, aber auch Gewinne einfahren. Noch das letzte Dorf soll angefahren werden, unabhängig davon, wie viele Menschen mitfahren. Zudem sollen die Züge pünktlich und komfortabel sein, die Preise für die Fahrkarten aber erschwinglich. Und die Bahn soll dabei noch eine Dividende an den Bund abliefern.
Nicht auf Schienen beschränkt
Global mobil - dafür reichen Züge einfach nicht. So betreibt DB Arriva neben Zügen auch Busse in mehreren europäischen Ländern. Um den Gütertransport auf Schienen, Straßen, im Luft- und Seeverkehr kümmert sich der Logistikdienstleister DB Schenker. Bei ihm sorgten über 66.000 Mitarbeiter an rund 2000 Standorten in über 140 Ländern 2015 für einen Gesamtumsatz von rund 15,5 Milliarden Euro.
Mehr Service, weniger Verspätung? Das wäre schön
Vom neuen Bahnchef Lutz wird erwartet, dass er den Kurs Grubes erst einmal fortführt. Dazu gehört das Programm "Zukunft Bahn", mit dem Service und Qualität für die Kunden verbessert werden soll. Verspätungen, defekte Züge, ausfallende Klimaanlagen und kein Schaffner in Sicht, der informiert - wer mit der Bahn fährt, hat viel Grund, sich zu ärgern.
In Japan geht es doch auch!
Während man in Japan den Sekundenzeiger seiner Uhr nach der Einfahrt des Shinkansen einstellen kann, gelten bei der DB Züge schon als "pünktlich", wenn sie nicht später als sechs Minuten nach Fahrplan einfahren. Und selbst das schaffen nur knapp 79 Prozent der Fernzüge. Langfristiges Ziel sind eigentlich 85 Prozent.
Das Sorgenkind: der Güterverkehr
"Zukunft Bahn" soll zudem den Schienengüterverkehr aus der Krise führen. DB Cargo ist in den letzten Jahren der Verlustbringer der DB gewesen. Schuld daran sind ineffiziente Strukturen, ein veralteter Fuhrpark und verfehlte Modernisierungen. Dabei predigt die Politik seit Jahren, mehr Güter auf die Schiene zu bringen. Doch nur rund 17 Prozent des Güterverkehrs in Deutschland läuft über Schienen.
Sanierungsstau löst sich nur langsam auf
Und dann immer wieder das Schienennetz. Hier wurde in den vergangenen Jahren zu viel gespart. Seit 2015 aber wird es modernisiert - für rund 28 Milliarden Euro bis zum Jahr 2019. Davon kommt der Großteil vom Bund und acht Milliarden Euro aus Eigenmitteln der Bahn. In diesem Jahr investiert die DB die Rekordsumme von 7,5 Milliarden Euro. Das sind 200 Millionen Euro mehr als im Vorjahr.
Teure Großprojekte - wirklich nötig?
Für viel Aufregung sorgten prestigeträchtige Großprojekte wie Stuttgart 21 (Bild), der Ausbau des Stuttgarter Bahnhofs. Nicht nur, dass viele Stuttgarter heftig gegen das Milliardenprojekt demonstriert haben, auch die Kosten sind explodiert. So muss die DB bereits einen Eigenanteil von 3,5 Milliarden Euro finanzieren - das ist drei Mal so viel, wie als schlimmstes Szenario eingeplant waren.
Börsengänge abgesagt
Frisches Geld sollte eigentlich fließen durch die Börsengänge der DB Töchter Arriva und Schenker. Die wurden aber Ende 2016 abgesagt. Rund 4,5 Milliarden Euro sollte der Verkauf bringen - Geld für ein großes Investitionsprogramm. Die Unsicherheit aufgrund des anstehenden Brexits sei aber zu groß für einen Börsengang, hieß es von der Bahn.
Finanzkrise hat ersten Börsengang verhagelt
Es ist nicht das erste Mal, dass die Bahn einen geplanten Börsengang abgesagt hat. Im Herbst 2008 scheiterte der vom damaligen Chef Hartmut Mehdorn vorangetriebene Börsengang. Damals sollten bis zu 24,9 Prozent der Geschäftsfelder des Personen- und Güterverkehrs versilbert werden. Die Finanzmarkt-Turbulenzen nach der Pleite von Lehman Brothers haben einen Strich durch die Rechnung gemacht.