Deutsche Bank in der Krise
20. Januar 2014Für die Deutsche Bank kommt es knüppeldick: Deutschlands größtes Geldhaus schockiert Anleger und Experten mit einem Milliardenverlust zum Jahresschluss. 2013 stand zwar unterm Strich ein Gewinn. Dieser blieb mit 1,1 Milliarden Euro aber weit unter den Erwartungen von Analysten, die bei mehr als drei Milliarden Euro lagen. Die Ursachen liegen nicht nur bei Fehlern in der Vergangenheit, sondern stammen auch aus dem schlechter verlaufenden Investmentgeschäft, das einst hohe Summen eingefahren hatte. Am Montag (20.01.2013) war die Aktie des Instituts mit einem zwischenzeitlichen Minus von knapp fünf Prozent größter Verlierer im deutschen Leitindex Dax.
Zuwachs, aber Ziel verfehlt
Auch die Aussichten sind nicht wirklich rosig. Laut Mitteilung der Bank, die am späten Sonntagabend veröffentlicht worden war, sagte das Führungsduo Anshu Jain und Jürgen Fitschen: "Wir erwarten, dass 2014 ein Jahr mit weiteren Herausforderungen und ihrer disziplinierten Bewältigung sein wird." Von Oktober bis Dezember 2013 stand bei dem Institut unterm Strich ein Fehlbetrag von fast einer Milliarde Euro. Vor Steuern erwirtschaftete Deutschlands größtes Geldhaus ein Minus von knapp 1,2 Milliarden Euro. Die Zahlen sind vorläufig. Damit schrumpfte auch der Überschuss im Gesamtjahr 2013 auf 1,1 Milliarden Euro. Das war zwar im Vergleich zum extrem schwachen Vorjahresergebnis von 315 Millionen Euro ein kräftiger Zuwachs, allerdings verfehlte die Bank damit die Erwartungen von Analysten deutlich - unter dem Strich hatten sie für das Geldhaus einen Überschuss von 3,19 Milliarden Euro vorhergesagt.
Kein "Schocker"
Gründe waren vor allem das schwache Geschäft mit Anleihen, Kosten für Rechtsstreitigkeiten und Belastungen aus dem Abbau von Risiken. Vor der Mitteilung der Zahlen hatte es in Medienberichten zum Teil Spekulationen über eine mögliche Gewinnwarnung gegeben. An den Börsen kamen die Zahlen nicht gut an. Zwar ist das bereinigte Zahlenwerk trotz deutlich verfehlter Analystenprognosen nach Meinung von Experten kein "Schocker". Doch die Aussagen zum laufenden Jahr sorgten für Irritationen: Unsicherheit mögen Aktionäre nicht. Zwar äußerten sich die Co-Vorstandsvorsitzenden Fitschen und Jain zuversichtlich, alle für 2015 gesetzten Ziele zu erreichen. Als Fitschen und Jain 2012 Josef Ackermann an der Spitze der Deutschen Bank ablösten, hatten sie ihre Planungen auf das Jahr 2015 ausgerichtet. Doch die Vergangenheit ist längst noch nicht aufgearbeitet. Aufsichtsbehörden rund um den Globus untersuchen das Geschäftsgebaren von Großbanken aus den Boomzeiten des Finanzsektors.
Prozesskosten belasten
2013 sei das zweite Jahr in Folge gewesen, in dem die Bank in das künftige Wachstum sowie in die weitere Stärkung der Kontrollen investiert und Altlasten abgearbeitet habe, sagten Fitschen und Jain: "Diese Faktoren beeinflussten unsere Finanzergebnisse." Allein die zahlreichen juristischen Streitigkeiten etwa wegen windiger Hypothekengeschäfte in den USA vor der Finanzkrise sowie der Beteiligung an den Manipulationen bei wichtigen Zinssätzen kosteten die Bank im vergangenen Jahr 2,5 Milliarden Euro. Für weitere Prozesse waren zum Jahresende zusätzlich 2,3 Milliarden Euro zurückgelegt. Auch der beschleunigte Abbau von Risiken belastete. Dabei trennt sich das Institut von zahlreichen Finanzengagements und nimmt dabei auch Verluste in Kauf. Auf die kurz vor dem Verkauf stehende Tochter BHF-Bank schrieb das Geldhaus noch einmal 200 Millionen Euro ab.
Anleihe-Geschäft schwach
Zudem drückten die Kosten für das eingeleitete Sparprogramm und für Investitionen etwa in die Stärkung des Mittelstandsgeschäfts in Deutschland auf die Bilanz. Belastend wirkten sich diesmal auch Bilanzierungseffekte bei den eigenen Schulden aus. Schwach lief in der zweiten Jahreshälfte wie bei den US-Konkurrenten das für die Deutsche Bank sehr wichtige Geschäft mit Anleihen. Viele Anleger hielten sich angesichts des erwarteten Ausstiegs der US-Notenbank aus der ultralockeren Geldpolitik zurück. Außerdem litten die Investmentbanken unter den Folgen des lähmenden US-Haushaltsstreits. Im Transaktionsgeschäft bekam die Deutsche Bank die niedrigen Zinsen zu spüren, während der Umbau in der Vermögensverwaltung erste Früchte trug. Ein stabiles Ergebnis erzielte das Privatkundengeschäft.