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Deutsche Bank kommt mit blauem Auge davon

23. Dezember 2016

Ihre Tricksereien auf dem amerikanischen Immobilienmarkt kosten die Deutsche Bank mehr als sieben Milliarden Dollar. Doch es hätte noch schlimmer kommen können.

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Deutsche Bank Logo Zentrale in New York
Bild: Getty Images

Die Deutsche Bank kommt im Streit um dubiose Hypothekengeschäfte in den USA mit einem blauen Auge davon. Deutschlands größtes Geldhaus muss dafür tief in die Kassen greifen. Sofort fällig ist eine Buße von 3,1 Milliarden Dollar (2,96 Milliarden Euro). Das dürfte Deutschlands größtes Geldhaus aus eigener Kraft schaffen. Der Rest der Summe wird in den kommenden Jahren als Erleichterungen für die US-Verbraucher bereitgestellt werden. Dies erfolgen über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren, zum Beispiel durch spezielle Darlehensbedingungen oder andere Hilfen für Wohneigentümer. Auf einen entsprechenden Vergleich mit der US-Justiz einigte sich das Institut nach monatelangen Verhandlungen, wie die Bank in der Nacht zum Freitag mitteilte.

Verhandlungen waren Chefsache

Die Vergleichsverhandlungen liefen seit September auf Hochtouren. Bankchef John Cryan hatte sich persönlich eingeschaltet, um das Schlimmste abzuwenden. Denn ursprünglich hatte eine Rekordstrafe von 14 Milliarden Dollar im Raum gestanden. Das sorgte an den Finanzmärkten zeitweise für Panik, die Aktie stürzte ab und Kunden liefen in Scharen davon. Denn die Reserven der Bank, die mitten in der Sanierung steckt, sind knapp.

Die Strafgeldzahlung werde das Ergebnis im vierten Quartal mit etwa 1,17 Milliarden US-Dollar vor Steuern belasten, teilte die Bank weiter mit. Ob die vereinbarten Erleichterungen für US-Verbraucher finanzielle Auswirkungen haben, "hängt von den endgültigen Bedingungen des Vergleichs ab", hieß es in der Mitteilung der Bank. Derzeit werde daraus kein wesentlicher Einfluss auf das Ergebnis des Geschäftsjahres 2016 erwartet. 

Milwaukee Haus leerstehend USA Bank Zwangsversteigerung
Die Überbleibsel der Immobilienkrise: Ein leerstehendes Haus in MilwaukeeBild: DW/B.Hammer

Kapitalerhöhung vorerst vom Tisch

Der Konzern hatte zuletzt rund 5,9 Milliarden Euro für seine Rechtsrisiken zurückgelegt. In dem Streit ging es um die Beilegung zivilrechtlicher Ansprüche im Zusammenhang mit der Ausgabe hypothekengedeckter Wertpapiere zwischen 2005 und 2007. Dem Dax-Konzern wurde vorgeworfen, mit solchen Geschäften zum Kollaps des US-Häusermarktes im Jahr 2008 beigetragen zu haben. Die ursprüngliche Forderung wäre die höchste Strafe für ein ausländisches Geldhaus gewesen, die die Behörden in den USA je verhängt haben. Aber auch in anderen Fällen war es so, dass die US-Justiz zunächst mit viel höheren Summen in die entscheidende Phase von Vergleichsverhandlungen eingestiegen war.

Eine Kapitalerhöhung, über die Analysten immer wieder spekulieren, scheint nach der EInigung zunächst kein Thema zu sein. Die Bank selbst wollte sich dazu nicht äußern. Vorstandschef Cryan hatte immer wieder betont, dass er diesen Weg unbedingt vermeiden will. Die Deutsche Bank hat aber auch noch andere große Rechtsstreitigkeiten offen, die sie zeitnah abarbeiten will und die sehr teuer werden könnten: der Geldwäsche-Skandal in Russland, mutmaßliche Sanktionsverstöße bei Iran-Geschäften und Manipulationen auf dem billionenschweren Devisenmarkt.

Akribische US-Behörden

Der Hypothekenstreit ist eine der größten Altlasten der Deutschen Bank. Die Aufsichtsbehörden sehen es als erwiesen an, dass das Institut vor der Finanzkrise auf dem amerikanischen Immobilienmarkt unsaubere Geschäfte machte: Es bündelte faule Hypotheken in hochkomplexe Wertpapiere, die mit dem Einbruch auf dem US-Häusermarkt 2007 auf einen Schlag wertlos wurden und bei vielen Anlegern zu hohen Verlusten führten. Während die Bank die Papiere als sicheres Investment verkaufte, wettete sie intern längst auf den großen Crash, wie 2011 aus einem vernichtenden Untersuchungsbericht des US-Senats hervorging.

Die US-Behörden haben das Hypothekenthema seither akribisch aufgearbeitet. Zunächst wurden wegen ähnlicher Geschäftspraktiken die heimischen Finanzinstitute belangt und mussten hohe Strafen zahlen, jetzt sind die europäischen Investmentbanken an der Reihe. Neben der Deutschen Bank und Barclays befanden sich zuletzt etwa Credit Suisse und die Royal Bank of Scotland in der Warteschleife. Die Credit Suisse hat, wie sie am Freitag mitteilte, ebenfalls einen milliardenschweren Vergleich mit den US-Behörden geschlossen. Wegen Vorwürfen im Zusammenhang mit faulen Hypothekenpapieren würden insgesamt 5,28 Milliarden Dollar (5,06 Milliarden Euro) gezahlt.

20 Milliarden an Strafen

Insgesamt wurden die Großbanken in Europa und den USA auch in diesem Jahr mit Milliardenstrafen überzogen. Die 6,9 Milliarden Euro schwere Grundsatz-Einigung der Deutschen Bank mit dem US-Justizministerium treibt die Strafzahlungen der zehn größten Geldhäuser dies- und jenseits des Atlantik seit Jahresbeginn auf 20,9 Milliarden Euro, wie die Unternehmensberatung EY (Ernst & Young) am Freitag errechnet hat. Das ist mehr als die 18,4 Milliarden Euro des vergangenen Jahres. Einschließlich der Credit Suisse, die sich für umgerechnet 5,2 Milliarden Euro vergleicht, aber nicht zu den Top-10 in Europa gehört, sind es sogar 26,1 Milliarden Euro. Den Rekord an Strafzahlungen von Banken hält das Jahr 2014 mit 47,2 Milliarden Euro. Damals hatten die US-Behörden vor allem amerikanische Investmentbanken für ihre Geschäfte auf dem US-Immobilienmarkt vor der Finanzkrise abgestraft. 

hb/ul (rtr,dpa,afp)