Deutsche Bank sammelt Milliarden ein
19. Mai 2014Die Deutsche Bank erfüllt mit ihrer acht Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung vorzeitig die strengeren Vorgaben der Regulierungsbehörden. Die maximale Verschuldungsquote (Leverage Ratio), die sie bisher verfehlt hatte, werde damit eingehalten, machte die Bank in einer Präsentation am Montag deutlich. Die Kennziffer steige auf 3,1 von 2,5 Prozent, bis Ende 2015 sollen 3,5 Prozent daraus werden. Alle Geldhäuser müssen nach den Vorschriften des Regelwerks Basel III künftig mindestens drei Prozent ihres Risikokapitals mit Eigenkapital abdecken. Damit wollen die Regulierer verhindern, dass die Geldhäuser ihre Bilanz über Gebühr aufblähen.
Vorsorge für Stresstest
Auch für die Bilanzprüfung der Europäischen Zentralbank (EZB) verschafft sich die Deutsche Bank mit dem Schritt einen größeren Puffer. Übergangsvorschriften eingerechnet, kommt sie nach der Kapitalerhöhung auf eine harte Kernkapitalquote von 15,3 (vorher: 13,2) Prozent. Beim "Bilanz-TÜV", bei dem die EZB derzeit vor allem schwer zu bewertende Bilanzposten unter die Lupe nimmt, werden mindestens acht Prozent verlangt. In einer Simulation müssen davon in einer schweren Wirtschaftskrise noch 5,5 Prozent übrig bleiben. Aber auch ohne Übergangsvorschriften kommt die Bank mit der Kapitalspritze dann auf eine harte Kernkapitalquote von 11,8 (9,5) Prozent und kann damit besser mit den großen US-Investmentbanken mithalten.
Unterschiedliche Reaktionen
Die Deutsche-Bank-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen hatten am Sonntagabend die Abkehr von ihrer Strategie verkündet, die Kapitaldecke mit dem Verzicht auf höhere Dividenden und der Schrumpfung der Bilanz aufzustocken. "Dadurch können wir uns im internationalen Wettbewerb so aufstellen, dass wir langfristig und nachhaltig erfolgreich sein können", begründete Jain die Kehrtwende. Analysten begrüßten den Schritt: Die Bank gehe damit von ganz hinten auf die Überholspur, erklärte Kinner Lakhani von der Citi. Sie habe damit ihre Kapitallücke geschlossen. "Das erlaubt es ihr darüber hinaus, von der wachsenden Konsolidierung im weltweiten Investmentbanking zu profitieren". Die Citi senkte aber das Kursziel für die Deutsche Bank auf 43 von 45 Euro. An der Börse in Frankfurt verloren Deutsche-Bank-Papiere bis zum Mittag deutlich um über zwei Prozent.
Die Herrscherfamilie des Golfstaats Katar zahlt für ihre 1,75 Milliarden Euro schwere Beteiligung von rund 5,6 Prozent an der Deutschen Bank 29,20 Euro je Aktie. Das ist ein Abschlag von fünf Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag. Die übrigen Aktionäre der Deutschen Bank sind vom 6. bis 24. Juni am Zug. Der Ausgabepreis für die bis zu 300 Millionen neuen Aktien und das Bezugsverhältnis werde am 4. Juni festgelegt. Der Preis muss rechnerisch bei mindestens 21 Euro liegen, um 6,3 Milliarden einsammeln zu können.