Deutsche Bank spürt mehr Gegenwind beim Umbau
10. Dezember 2019Trotz Niedrigzinsumfeld hält die Deutsche Bank weiterhin an ihrem Renditeziel von acht Prozent nach Steuern für 2022 fest, auch wenn es damit ehrgeiziger werde. Das erklärte Deutschlands größtes Geldhaus am Dienstag vor einer Investorenkonferenz. Die Umbau-Maßnahmen beurteilt Bankchef Christian Sewing positiv: "Wir liegen im Plan und in einigen Bereichen sogar über Plan", erklärte er vor der ersten Konferenz dieser Art in seiner Amtszeit.
Rückendeckung erhält die Deutsche Bank von der Europäischen Zentralbank. Sie hat gerade die Kapitalanforderungen für das Institut ein wenig gesenkt. Ab Januar muss die Deutsche Bank nur noch 11,59 Prozent Eigenkapital vorhalten, statt bisher 11,84. Das systemische Risiko sei geringer als zuvor, stelle der Finanzstabilitätsrat der Europäischen Zentralbank fest. Die EZB attestiere der Bank in den fünf Kategorien Größe, grenzüberschreitendes Geschäft, Vernetzung im Finanzsektor, Ersetzbarkeit und Komplexität, ein geringeres Risiko.
Endlich eine gute Nachricht
Die Deutsche Bank wertete dies als gute Nachricht. "Dies beruht auf den von uns gemachten Fortschritten und unserem bestehenden Ziel, unsere Bilanz konservativ zu steuern und strikte interne Kontrollen einzuhalten", erklärte Finanzchef James von Moltke. Ein wichtiges Signal, besonders da die Deutsche Bank nach kurzzeitiger Erholung nun in den vergangenen zwei Quartalen erneut in die roten Zahlen gerutscht ist und auch für das Gesamtjahr keinen Gewinn erwartet.
Ein wichtiges Problemfeld, in dem Sewing liefern muss, sind die Kosten. Denn die drücken auf das Ergebnis der Bank sowohl im Unternehmensbanking als auch bei den Privatkunden. Und natürlich kostet der Umbau. Noch im Oktober bestätigte Finanzvorstand James von Moltke, man wolle das Problem bis 2020 in den Griff bekommen und dann auch wieder schwarze Zahlen liefern. Bis 2022 will die Bank ihre Kosten von bis dato 21,5 Milliarden auf dann 17 Milliarden Euro drücken.
Das skandalbehaftete Investmentbanking, einst Hoffnungsträger der Bank, hat Sewing bereits drastisch heruntergefahren. Auch beim Personal wird gespart. Zu Sewings Amtsantritt im April 2018 arbeiteten 97.000 Menschen bei der Deutschen Bank. Heute sind es noch rund 90.000 und der Abbau geht weiter: Weitere 18.000 Mitarbeiter sollen in den kommenden Jahren gehen.
Negativzinsen für reiche Kunden
Gegen die Niedrigzinsen will sich die Deutsche Bank mit Wachstum im Kreditgeschäft stemmen. Neu in der Strategie: Das Geldhaus will Negativzinsen "selektiv an Kunden weitergeben". Den Ottonormal-Sparer will die Bank aber verschonen. "Ich kann mir Strafzinsen für die breite Privatkundschaft so nicht vorstellen", sagte Sewing in einem Interview mit dem Fernsehsender ntv.
Bei Anlegern sorgte die Ankündigung nur für wenig Begeisterung. Nach einem kleinen Plus am Morgen fiel die Aktie wieder auf unter 6,50 Euro zurück, damit bewegt sich der Kurs weiter nur rund 75 Cent vom absoluten Rekordtief entfernt. "Das Problem ist, dass die Bank an Glaubwürdigkeit verloren hat", sagte ein Händler. "Sie steckt in einer Abwärtsspirale aus schrumpfenden Erträgen und einem Sparkurs fest, der wiederrum zu schrumpfenden Erträgen führt."
Die schlechte Stimmung bei Anlegern könnte auch damit zusammenhängen, dass die Deutsche Bank gerade wieder über ihre Geldwäsche-Altlasten gestolpert ist. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, muss sich die Bank von tausenden Kunden trennen, viele davon im Investmentbanking-Bereich, weil sie der deutschen Finanzaufsicht nicht rechtzeitig Informationen zu diesen Kunden liefern konnte. Über den "Know-Your-Customer"-Prozess werden Kundenverbindungen durchleuchtet, um Geldwäsche zu verhindern. Dieser Prozess läuft eigentlich voll automatisch, doch wegen IT-Problemen hat die Bank schon in der Vergangenheit Schwierigkeiten damit gehabt und musste die Geldwäscheprüfung von Hand durchführen.