Deutsche Bank steigt bei chinesischer Huaxia ein
17. Oktober 2005Die Übernahme von 14 Prozent wird 272 Millionen Euro kosten, wie die Deutsche Bank und das private Bankhaus Sal. Oppenheim am Montag (17.10.1005) in Peking mitteilten. Die Deutsche Bank, die einen Sitz im Aufsichtsrat erhält, übernimmt 9,9 Prozent und Sal. Oppenheim 4,1 Prozent. Die Sal. Oppenheim agiert bei dem Kauf allerdings nur als Finanzinvestor. "Durch diese Beteiligung können wir unmittelbar an der Entwicklung des chinesischen Privatkundenmarktes teilhaben", erklärte Deutsche-Bank-Privatkundenchef Rainer Neske am Montag in Frankfurt. Der deutsche Branchenprimus und Huaxia würden künftig in vielen Feldern kooperieren - zum Beispiel bei Kreditkarten, im Geschäft mit vermögenden Privatkunden und im Vertrieb von Anlageprodukten. Darüber hinaus werde die Deutsche Bank, die zunächst einen Sitz im Aufsichtsrat erhält, die Chinesen bei Technologie, Risiko-Management sowie im Privat- und Firmenkundengeschäft unterstützen. Analysten bezeichneten den Einstieg als eher teuer aber mit geringem Risiko.
Rennen verloren
Die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua verwies auf das Rennen um eine Beteiligung an der Bank of Beijing, bei der sich im März der niederländische Finanzkonzern ING und die International Finance Corporation der Weltbank durchgesetzt hatten. Die bevorstehende vollständige Liberalisierung des chinesischen Finanzmarktes hat unter ausländischen Instituten einen Ansturm auf Beteiligungen an Banken aus dem Reich der Mitte ausgelöst.
Die Bilanzsumme der Huaxia Bank belief sich nach eigenen Angaben im ersten Halbjahr 2005 auf 33,13 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die der Deutschen Bank lag zum 30. Juni bei 964 Milliarden Euro. Die chinesische Bank hat Hauptfilialen in 27 chinesischen Metropolen und ein Netz von insgesamt 250 Standorten.
Vorsichtige Investitionen
Die Deutsche Bank ist in China bereits im Investmentbanking tätig und hat die Zulassung für den Handel mit lokalen Aktien und Anleihen. Anders als die Konkurrenten HSBC und Bank of America scheut die Bank aber davor zurück, Milliarden für strategische Anteile an chinesischen Großbanken auszugeben. Das Bankensystem im bevölkerungsreichsten Land der Erde leidet unter "faulen" Krediten im Volumen von rund 200 Milliarden Dollar. Die Politik drängt die Geldinstitute deshalb dazu, sich für ausländisches Kapital und Expertise zu öffnen.
HVB-Analyst Andreas Weese verwies angesichts der eher geringen Größe des Investments auf das begrenzte Risiko. Dies sei sinnvoller als Milliardenkäufe, sagte er. "Und ich sehe nicht, dass die Deutsche Bank in China einen Trend verschlafen hätte."
Engagement in Osteuropa geplant
Die Deutsche Bank versucht auch in Osteuropa, Boden gut zu machen. Sie biete - wie erwartet - für den bislang staatlichen rumänischen Branchenprimus Banca Comerciala Romana (BCR), sagte ein Deutsche-Bank-Sprecher wenige Stunden vor Ablauf der Frist für das Einreichen verbindlicher Offerten am Montag. BCR gilt als eine der letzten Chancen für den Einstieg in den wachstumsstarken osteuropäischen Markt. Die Regierung des Landes will die Privatisierung bis Jahresende abschließen und hat angekündigt, dass vor allem der Preis über den Zuschlag entscheiden werde. Analysten rechnen damit, dass die Mehrheit an BCR bis zu 1,5 Milliarden Euro kosten könnte. Neben der Deutschen Bank bieten voraussichtlich acht andere Institute, darunter die italienische Banca Intesa und die Erste Bank aus Österreich. Die Deutsche-Bank-Aktie notierte am Mittag mit 76,73 Euro um 0,4 Prozent im Plus und schnitt damit etwas besser als der Gesamtmarkt ab. (chr)