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Deutsche Bücher in der Ferne

Gabriela Schaaf24. Oktober 2003

Buchmessen sind traditionsgemäß auch Umschlagplatz für Buchlizenzen. Überraschendes und für deutsche Verlage erfreuliches Fazit der letzten Frankfurter Buchmesse: Deutsche Bücher liegen in Asien voll im Trend.

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Deutsche Bücher stehen in Asien hoch im KursBild: AP

Ein wichtiger Bestandteil der Frankfurter Buchmesse ist der Kauf und Verkauf von Lizenzen. Damit erwerben Verlage das Recht Bücher in andere Sprachen zu übersetzen. Fragt man die Deutschen, in welche Sprache deutsche Bücher am häufigsten übersetzt werden - sie würden wohl kaum auf Koreanisch kommen. Wer kann schon ahnen, dass zum Beispiel ein Buch über die Kunst des Kölschen Klüngels ausgerechnet Koreaner interessieren könnte.

Die Statistiken des internationalen Buchhandels belegen: Südostasien hat eine große Liebe zu deutschen Büchern entdeckt. 515 Lizenzen wurden im Jahr 2002 für Übersetzungen ins Koreanische vergeben - dicht gefolgt von Chinesisch, das in den vier Jahren zuvor immer den Spitzenplatz innehatte.

Mehr Freiheit - mehr Bücher

Den Weg nach Asien verdanken deutsche Verlage dem Engagement von Claudia Kaiser. Sie leitet seit kurzem die Internationale Abteilung der Frankfurter Buchmesse. In den zurückliegenden Jahren hatte sie in Peking den Boden für deutsche Bücher bereitet. Die Zeit in China war reif, als die Verlage aus der staatlichen Bindung entlassen wurden und offen wurden für neue Geschäftsideen und Titel.

Der plötzliche Boom in Südkorea aber ist nicht so einfach zu erklären. Claudia Kaiser vermutet "ein Grund dafür ist sicher, dass viele Koreaner zum Studieren nach Deutschland gegangen sind. In den letzten Jahren sind viele zurückgekommen, haben gute Positionen inne, kennen die Literatur, und sind dann diejenigen, die dafür sorgen, dass bestimmte Dinge übersetzt werden."

Vormarsch in Asiens Kinderzimmer

Aber nicht Günter Grass und Christa Wolf stehen oben auf der Lese-Hitliste - nicht einmal Schulbücher, Sachbücher und Wissenschaftsliteratur. Deutsche Kinderbücher haben die Herzen der Asiaten erobert. Claudia Kaiser begründet das so: "Zum Teil liegt das daran, dass wir in Deutschland eine sehr schöne Kinderbuchtradition geschaffen haben mit Leuten, die sich richtig um Kinderbücher kümmern." Dagegen dominiere in Asien eine Mentalität, in der Kinder möglichst viel und früh lernen - Lernen, lernen, lernen. Auf Genießen und das Spielerische beim Lernen werde kaum geachtet.

Boom aber wenig Gewinn

Wirtschaftlich gesehen bringt der asiatische Boom den deutschen Verlagen noch nicht viel ein. Claudia Kaiser erklärt, dass die die Buchpreise in China sehr gering seien und nach den Buchpreisen richte sich meistens auch die Lizenzgebür. "Da ein Buch 3 bis 5 Euro kostet, kommt da nicht viel bei raus, aber es ist eben ein riesiger potentieller Markt." Allzu oft steht Autoren und Verlegern außerdem ein politisches Problem im Weg: Die Zensur. Nicht alle Titel kommen daher überhaupt für Übersetzungen in Frage.

Neue Märkte im Visier

Ähnlich sieht es auf den nächsten Zukunftsmärkten aus, die die Frankfurter Buchmesse ins Auge fasst. Denn man will sich verstärkt auf Lateinamerika und die Arabische Welt konzentrieren - Regionen, in denen Autoren noch oft für die Freiheit des Wortes kämpfen müssen. Eine Annäherung an diese neuen Märkte wird zunächst der Auftritt der arabischen Länder auf der Buchmesse 2004 sein.