Deutsche Exporte wachsen langsamer
9. August 2016Die deutschen Exporte haben im ersten Halbjahr 2016 leicht zugelegt. Von Januar bis Juni wurden Waren im Wert von 603,2 Milliarden Euro ins Ausland geliefert, 1,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. In den ersten sechs Monaten 2015 hatte der damals schwache Euro den deutschen Exportunternehmen noch ein kräftiges Plus von 7,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum beschert. Die Importe stiegen um lediglich 0,2 Prozent auf 472,4 Milliarden Euro. Der Außenhandelsverband BGA nannte die Halbjahresergebnisse "kraftlos".
Die Daten für das erste Halbjahr sind noch nicht endgültig, da für Juni bislang nur vorläufige Werte vorliegen. Demnach legten die Exporte im vorvergangenen Monat zum dritten Monat in Folge zu. Sie lagen 1,2 Prozent höher als im Juni 2015 und erreichten einen Wert von 106,8 Milliarden Euro.
"Auf stabilem Niveau"
Die Importe legten demnach leicht um 0,3 Prozent auf 82,0 Milliarden Euro zu. Damit lag der Außenhandelsüberschuss im Juni bei knapp 25 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Mai nahmen die Exporte im Juni um 0,3 Prozent zu, die Importe um 1,0 Prozent.
Im ersten Halbjahr legten laut der Statistik vor allem Deutschlands Ausfuhren in EU-Länder außerhalb der Eurozone zu - also zum Beispiel nach Großbritannien -, und zwar um 5,5 Prozent. Die Exporte in Euroländer stiegen den Angaben zufolge um 2,0 Prozent. Dagegen sanken die Ausfuhren in Drittländer um 1,2 Prozent.
Auch der Zuwachs bei den Importen war von Januar bis Juni mit 4,7 Prozent am größten aus EU-Ländern, die nicht zur Eurozone gehören. Die Importe aus Drittländern nach Deutschland nahmen in dem Zeitraum um 3,2 Prozent ab.
"Der erfolgsverwöhnte deutsche Außenhandel hat das erste Halbjahr kraftlos, aber auf stabilem Niveau abgeschlossen", resümierte der Präsident des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton Börner. "Angesichts eines unsicheren und risikoreichen weltwirtschaftlichen Umfelds sind wir mit diesem Ergebnis nicht unzufrieden."
Türkei macht Sorgen
Börner wies aber zugleich darauf hin, dass wichtige positive Impulse im ersten Halbjahr insbesondere aus Ländern wie Großbritannien gekommen seien. Wegen des Brexit-Votums sei hier mit einer Abkühlung zu rechnen. Schwierigkeiten sieht Börner auch in der Türkei: Zwar seien die Außenhandelsbeziehungen mit dem Land "stabil" und "problemlos", doch hätten die politischen Unsicherheiten "zu einem Stopp bei Investitionen geführt".
Auch vom Geschäft mit dem Iran nach dem Wegfall vieler westlicher Sanktionen zeigte sich Börner ernüchtert. Die "Wiederbelebung des iranischen Marktes" habe bislang nicht "in gewünschtem Maße Fahrt aufgenommen". Grund dafür sei die Zurückhaltung der Banken bei der Finanzierung von Iran-Geschäften.
wen/ul (dpa, rtr, afpd)