Handballer greifen im Finale nach Gold
29. Januar 2016Jetzt greifen Deutschlands neue Handball-Helden bei der EM nach Gold. Nach dem 34:33 (27:27, 14:13)-Krimi mit Verlängerung gegen Norwegen steht das junge Team von Bundestrainer Dagur Sigurdsson im Finale der Europameisterschaft in Polen und ist nur noch einen Sieg vom ersten Titel seit dem WM-Triumph 2007 entfernt. Matchwinner für die DHB-Auswahl war am Freitagabend vor rund 7500 Zuschauern in Krakau neben dem zehnfachen Torschützen Tobias Reichmann Nachrücker Kai Häfner, der kurz vor Schluss das Siegtor erzielte.
"Das war ein Krimi. Das war Wahnsinn. Da war alles dabei. Wir sind an unsere Grenze gegangen", sagte der überglückliche Bundestrainer Dagur Sigurdsson im Fernsehsender ZDF. "Jedes Tor war ein Kampf, um jeden Ball wurde gekämpft." Auch Siegtorschütze Häfner war überglücklich: "Ich habe schon vorher gesagt, wenn die Mannschaft mich braucht, werde ich alles geben und dann schauen, was rauskommt." Mit dem Finaleinzug ist schon jetzt die direkte Qualifikation für die WM 2017 in Frankreich perfekt, beim Titelgewinn wäre auch das Olympia-Ticket gelöst.
Reichmann treffsicher
Norwegen war in den ersten Minuten die bessere Mannschaft und führte nach acht Minuten mit 4:3. Doch das deutsche Team fand immer besser ins Spiel und erspielte sich nach einer guten Viertelstunde sogar eine Vier-Tore-Führung (9:5). In der Offensive zeigte sich besonders Tobias Reichmann mit insgesamt zehn Toren treffsicher und in der Defensive war zunächst mal wieder Torwart Andreas Wolff fast nicht zu schlagen. Doch in der Folge ließ die Offensive des DHB-Teams ein wenig nach und Norwegen wurde stärker. In der 26. Minute musste Deutschland den Ausgleich hinnehmen (12:12), ließ den Gegner aber nicht davonziehen. Nach einigen leichtfertig vergebenen Chancen fing sich die Mannschaft von Dagur Sigurdsson wieder und erzielte kurz vor dem Halbzeitpfiff sogar die erneute Führung (14:13). "Wir müssten eigentlich höher führen", analysierte der verletzte DHB-Kapitän Steffen Weinhold in der Halbzeitpause mit Blick auf die vielen Überzahlsituationen der Deutschen im Fernsehsender ZDF. "Drei, vier leichte Bälle haben wir liegen gelassen. Die müssen wir natürlich reinmachen."
Norwegen startet stark
Zu Beginn des zweiten Durchgangs leistete sich das deutsche Team einige Unsicherheiten, welche die Norweger eiskalt ausnutzen konnten. Nach 39. Minuten führten die Gastgeber erstmals in dieser Partie mit zwei Treffern (19:17). Deutschland ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und kämpfte sich zurück in die Partie. Julius Kühn sorgte knapp 20 Minuten vor Schluss für den erneuten Ausgleich (19:19) und Reichmann erzielte von der Siebenmeterlinie sogar die Führung - es war zu diesem Zeitpunkt bereits sein neunter Treffer im Spiel.
Die Partie blieb spannend und eng. Keine Mannschaft konnte sich entscheidend absetzen. Zehn Minuten vor dem Schlusspfiff führte Norwegen mit 23:22. Deutschland ließ nicht locker, doch die Norweger hielten das Tempo hoch und den Abstand konstant (26:25). Auch in der letzten Minute des Spiels führte Norwegen knapp mit einem Punkt (27:26), doch Rune Dahmke glich die Partie sensationell aus und rettete Deutschland in die Verlängerung.
Nichts für schwache Nerven
Auch in der Verlängerung blieb die Partie eng. Die Führung wechselte im Sekundentakt, doch nach den ersten fünf Minuten hatten die Deutschen das bessere Händchen. Reichmann sorgte mit seinem zehnten Treffer für die knappe Führung vor dem Seitenwechsel (31:30). Es ging hin und her und Deutschland behielt bis zum Schluss die Nerven in einem echten Handball-Krimi. Wenige Sekunden vor Schluss erzielte Kai Häfner den entscheidenden und viel umjubelten Treffer zum Finaleinzug. Dort trifft die DHB-Auswahl am Sonntag (17:30 MEZ) auf Spanien, das mit 33:29 (18:14) gegen Kroatien gewann.
Norwegen zieht Einspruch zurück
Die deutschen Handballer stehen nun auch offiziell im EM-Finale, am Samstagmorgen zog Norwegen seinen Protest gegen die Wertung des EM-Halbfinales zurück. Damit steht dem Finale nichts mehr im Wege. Die Norweger hatten kurz nach der Niederlage gegen die Wertung des Spiels protestiert. Simon Ernst, dies belegen die TV-Bilder, war nach dem Siegtreffer durch Kai Häfner wenige Sekunden vor Schluss mit einem gelben Leibchen jubelnd auf das Feld gelaufen, obwohl Torhüter Andreas Wolff seinen Kasten nicht verlassen hatte. Ernst griff dabei aber nicht mehr ins Spielgeschehen ein, der norwegische Anwurf wurde nach dem Tor Häfners nicht mehr ausgeführt.
Hier nochmal der komplette Handball-Krimi in unserem Ticker zum Nachlesen: